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04.2
Gedichte - Mia Holm
Feuerlied
Die
dunkelnde Dezembernacht
Durchstrahlt
von roten Flammen!
Die
Glocke dröhnt, das Dorf erwacht,
Und
alles rennt zusammen.
Was
lärmt ihr wild und stürzt durch’s Haus
Um
eure Siebensachen?
Ich
wollt, ich wäre Sturmgebraus
Und
könnt das Feuer fachen!
Wie
schürte ich, wie hülf ich nach
Und
jagte auf die Gluten!
So
Fürstenhaus wie Bettlerdach
Schlüg
ich mit Flammenruten!
Ich
peitschte zornig jede Stadt,
Ich
peitschte alle Lande!
Ich
bin des alten Treibens satt,
Der
alten Lebensschande!
O
grausig schöne Melodie,
Geheult
von Feuerzungen!
Die
ganze Weltenharmonie
Wie
heißes Glas zersprungen.
Und
auch der Himmel mag vergehn
Im
großen Weltenfeuer,
Doch
aus der Asche soll erstehn
In
hellerm Glanz ein neuer,
Den
Aberglaube nicht entstellt,
Gespenster
nicht umgrauen,
Und
kommen soll die bessre Welt,
Die
wir im Geiste schauen.
Apologie
Wie,
ihr schüttet eure klugen Köpfe
Und
ihr tadelt, dass ich innres Leben,
Meine
Lieder, voll von Glut und Lächeln
Und
voll Tränen, allen preisgegeben?
O,
so
wisst ihr nichts von jenen Wellen,
Die
dem tiefsten Strome klar entquellen
Und
die Brust zum Überfließen schwellen,
Gleicher
Pulsschlag geht durch alle Wesen,
Nichts,
was irdisch, ist mir unbewusst,
Meine
Seele blickt aus aller Augen,
Aller
Leben klopft in meiner Brust.
Was
mich süß und wehevoll bezwungen,
Ist
jedwedem ins Gemüt gedrungen,
Alle
sang ich, da ich mich gesungen.
Komm,
o Tod
Komm,
o Tod, ich fürcht dich nicht,
Seh
dir still entgegen,
Will
nach harter Wanderfrist
Müde
mich zur Ruhe legen.
In
die Erde tief hinein
Will
ich fröhlich gleiten,
Wo
der Bäume Wurzeln sind,
Wo
die Kräfte sich bereiten.
oben
__________________________
Textgrundlage:
Holm Verse - Verse von Mia Holm,
Verlag von Albert Langen, Paris,
Leipzig, München 1900,
Druck von Hesse und Becker in Leipzig –
Library
of Princeton University – digitized
by google
Logo 168:
"Permonition" by Henryk Weyssenhoff,1893 –
gemeinfrei
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