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Literatur


04.2

Gedichte - Mia Holm



In schimmernder Nacht

Die Flügel
Und Füße
Der seligen Engel
Durchrauschen
So leise
Die schimmernde Nacht.

Es huschen,
Es flattern,
Es tanzen die Träume
Und füllen
Mit lachen
Die schlafende Welt.

Nun kommst du,
Mein Mädchen,
Es lockte der Vogel,
Der nächtlich
Nur singet,
Für mich dich herab.

Gegrüßet,
Mein Mädchen
In schimmernder Schöne,
Wie passest
Du lieblich
Zum Leben der Nacht.

Du bist wie
Die Blume,
Die zärtlicher duftet
Und still sich
Entfaltet
Im Hauche der Nacht.

Es blicken
Die Sterne,
Die Augen der Götter,
Nicht neidisch,
Nur freundlich
Auf menschliche Liebe.

So öffne
Den Kelch mir
Und dufte mir Liebe
Und ruh mir
Am Herzen
In schimmernder Nacht.


Ich danke dir

Du hast in Jammer mich geführt,
Erst da, in Finsternissen
Hab ich die eigne Kraft verspürt,
Der Halbheit mich entrissen,
Und da erst wuchsen Flügel mir,
Die mich zur Sonne tragen,
Ich zürne nicht, ich danke dir,
Dass du mein Herz zerschlagen.


Leidensglück

Seh sie glücklich und geliebt,
Kann sie nicht beneiden,
Gäb um ihre Seligkeit
Niemals meine Leiden.

Leiden gibt’s, so tief und schön,
Dass sie nicht mehr schmerzen.
Solch ein abersel’ges Leid
Lebt in meinem Herzen.


Es wogt der Kampf

Das Atmende zu Boden streckend,
Wie Winterstürmen, Nordgetos,
Mit starrer Kälte alles deckend,
Braust hin der Tod erbarmungslos.

Doch ihm entgegen lenzgewaltig
Nimmt Lebensfreude ihren Lauf,
Wohin sie tritt, springt vielgestaltig
Ein Glanzgewirr von Schönheit auf.

Das ist ein Rennen, Wetten, Wagen,
Ein wechselnd Sinken, Auferstehn,
Es wogt der Kampf, unausgetragen,
Und wie wird er zu Ende gehen?







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Textgrundlage: "Holm Verse" - Verse von Mia Holm,
Verlag von Albert Langen, Paris, Leipzig, München
1900, Druck von Hesse und Becker in Leipzig –
Library of Princeton University – digitized by google  

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