In
seinem Nachwort beschreibt Gotthard
Jedlicka (1960) nicht nur das
Abenteuer der Zusammenstellung der 16
farbigen Blätter für das Buch „Vogel-Begegnung“
sondern er beschreibt jedes einzelne dort verwendete Aquarell von Paul Klee.
Über
das 1. Aquarell schreibt Gotthard Jedlicka:
„Männlicher Kopf,
jugendlich, mit blauen
Augen“ (1)
.
. . „es enthält so viel Anfang (Anfang
des Lebens, Aufbruch der Seele und des Geistes) und so viel
Versprechen.“
Von den Aquarellen
„Götzin“ (10)
„Ein Antlitz auch des Leibes“
(12)
„Rote Hand“ (13)
„Weinende Frau“
(14)
„Schwund“ (16)
„gehe eine
mythenbildende Wirkung (Jedlicka)
aus“.
Zu den Aquarellen stellt
Jedlicka fest:
„Raumarchitektur“
(2)
„Architektur der Ebene“ (5)
.
. . „wie oft wirkt seine Farbmaterie – als das Aequivalent eines
Klangkörpers,
einer Klangmasse“ . . . Wie oft kann der graphische oder farbliche
Charakter
einer Zeichnung oder eines Aquarells durch eine Bezeichnung aus der
Musik
charakterisiert werden.
Über
Paul Klees Malerei sowie die in diesem Buch eingestellten Aquarelle
verfasste Gotthard
Jedlicka die wundervolle Beschreibung:
„Wer
ein Aquarell von Paul Klee in die Hand nimmt oder es aus der Distanz
betrachtet, in der es gezeichnet und gemalt wurde, aus der Distanz
einer
Armlänge, der blickt nicht durch ein kleines Fenster in eine große oder
kleine
Welt, sondern steht einer ganzen Welt gegenüber.
Seine
Malerei ist der Ausdruck einer reichen Phantasie, einer intensiven
Stoff- und
Farbsinnlichkeit,
„Don Chi“ (6)
eines bewegten Spieltriebs,
„Tante
aus England“(9)
des
Humors, und der Ironie,
„Rekonstruktion
einer Tänzerin, ein Versuch“(15)
der Laune und des Witzes
und
einer unermüdlichen Lust des Experimentierens mit der Vorlage, auf der
er
zeichnet und malt, mit dem Instrument, das ihm dabei zur Verfügung
steht, in
den Motiven, von denen er ausgeht, oder zu denen er gelangt
„Ein
Doppel-Schreier“ (11)
mit den Einfällen, die sich
aus einem ersten
Einfall ergeben, mit dem Kunstbewußtsein, dem Kunstverstand.
Über
die Wirkung des Blattes:
„Ein
Antlitz auch des Leibes“ (12)
–
schreibt Gotthard Jedlicka:
„nach den Elementen der
Zeichnung und der Farbe zu
forschen, die sie begründen wird man immer wieder versucht sein.“
Und
weiter beschreibt er:
„Mit breiten Pinselzügen ist eine
Figuration hingesetzt,
die an eine weibliche Halbfigur mit einem Antlitz erinnern mag. Das
Antlitz,
mit einem liegenden Haken skizziert, die Augen mit schwarzen Scheiben
über
schwarzen Stielen wiedergegeben, der Hals ein breiter senkrechter
Pinselstrich:
zwei schwarze breitrandige Kreise, mit rostbrauner Farbe gefüllt,
markieren die
Brüste; ein schwärzliches breitschenkliges Dreieck, das auf der Spitze
steht,
kennzeichnet die Scham.
„Vielleicht
erschließt der Titel den Weg zum Verständnis dieses Aquarells:
der Leib hat so
viel Antlitz wie das Antlitz, der Körper so viel Gesicht wie das
Gesicht. „
Das
Jahr 1938, das vorletzte Jahr des Lebens von Paul Klee ist ein „Jahr
der herrlichen Ernte.“ In
diesem einen Jahr hat Paul
Klee
zwölfhundert Bilder und Aquarelle gemalt.
Paul
Klee hat den Zweiten Weltkrieg vorausgeahnt.
Das
Aquarell
„Weinende
Frau“ (14)
ist
der Ausdruck eines „apokalyptischen Weltgefühls.
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"Der
hier
eingestellte Text wurde, bis auf kurze eigene Anmerkungen, folgender
Publikation entnommen: Paul Klee - Vogel-Begegnung, mit einem Nachwort
von
Gotthard Jedlicka, München: R. Piper & Co. Verlag, 1960. (G.R.)"
Die Zustimmung zur
Verwendung der hier eingestellten Textstellen aus dem Nachwort
von Gotthard
Jedlicka zu Paul Klees Arbeiten und
Gedichten wurde durch die Gotthard und Friedel Jedlicka-Stiftung,
Schaffhausen, CH, am 17.2.2016
erteilt. Danke dafür! (GR)