lifedays-seite

moment in time




 
Literatur


04.2


Gedichte


Friedrich Raßmann





Die Sterne

Wenn spät bei Nacht, gleich friedlichstillen Heerden!
Wir Sterne kreisen auf des Aethers Planen,
Und niederblicken nach der Erde Bahnen,
Das ist ein Tanz, den wir nicht müde werden.

Wir nähmen gern den Sterblichen Beschwerden,
Womit sie auf des Lebens Bächlein kahnen;
Wir möchten winken mit den lichten Fahnen,
Daß käm‘ herauf das Völckchen von der Erden.

Wenn aber wir ein schnödes Herz erblicken,
Das wenig kümmert sich um unsern Reigen,
Und nur in Ketten liegt der irrd’schen Götzen:
So möchten wir den Fuß nicht weiter setzen;
Wir möchten lieber gleich im Dunkel steigen,
Weil Wesen leben, die wir nicht beglücken.

oben

Entschädigung

Wer den Frühling in sich trägt,
Nährt noch Maigefühle,
Wenn der Winter sich bewegt
Rauh im Schneegewühle;
Knüpfet Blumenketten noch,
Wenn sich Flora längst verkroch.

Wem der Dichtung klarer Born
Tief im Innern quillet,
Lächelt, wenn das Schicksals Zorn
Sonne ihm verhüllet; -
Und der Gegenwart Gerüst
Stürzt, wo Vorzeit thronend ist.

oben







_______________________________

Textgrundlage: „Sommerfrüchte“, Friedrich Raßmann,
Münster 1811, Bucheinband N. Depping, Münster

Sammlungen uni-münster

Logo 351: The fruits of Articum lappa, Urheber Bff, Moscow 2009,
CC Licenc
Namensnennung-Weitergabe mit gleichen Bedingungen 3.0 unported

wikimedia
  

   lifedays-seite - moment in time