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Literatur


04.2

Gedichte

Friedrich Raßmann





Kinderfreude

O könnt‘ ich mich freuen
So leicht, als die Kinder!
Ihr Anblick des Neuen
Wird Freudenentzünder.

O könnt‘ ich mich freuen
So süß, als die Kinder!
Sie bieten dem Maien
Die kußlichen Münder.

O könnt‘ ich mich freuen
So lang‘, als die Kinder!
Verstand sie nicht scheuen,
Den Qualenerfinder.

O könnt‘ ich mich freuen,
Wie Kinder, wie Kinder!
Die Reigen der Feyen
Belustigen minder.

oben

Vorzug der Tracht

Prunkend strahlt sie heut im Gallakleide,
Prunkend, wie Pandore kaum einst war.
Straußenfedern trägt ihr Lockenhaar,
Hals und Finger blitzen von Geschmeide.

Goldne Schnüre, halb aus schwarzer Seide,
Flattern um der Schwanenbrüste Paar;
Atlas, mit gestickter Blumen Schaar,
Ist des tanzgeschoss’nen Fußes Scheide.

Doch der Anzug stiller Häuslichkeit,
Dem die Hoffnung ihre Farbe leiht,
Uebertrifft den Pomp der Sultaninnen.

So sie anzuschauen, nur geschmückt
Mit dem Röschen, das ich ihr gepflückt,
Hebt mich auf der Freude höchste Zinnen.


oben





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Textgrundlage: „Sommerfrüchte“, Friedrich Raßmann,
Münster 1811, Bucheinband N. Depping, Münster

Sammlungen uni-münster

Logo 351: The fruits of Articum lappa, Urheber Bff, Moscow
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