Harmonia
Hingewürget,
hingeschlachtet -
Und kein Donnergott that Wehrung! -
Ward durch Greuel der Verschwörung
Gelons Sippschaft, - dicht umnachtet.
Nur der Königs-Tochter Leben
War vom Schwerdt verschont geblieben;
Wie das Reh, von Angst getrieben,
Hielt sie sich versteckt mit Beben.
Doch
der Rotte Schaar zieht Kunde
Vom Asyl der Ungefällten,
Stürmet jähling aus Gezelten,
Ihr zu weihn die Todesstunde.
„Was von König Gelons Stamme
Nicht geblutet, noch soll’s bluten!“
Gleich empörten Meeresfluthen,
Dröhnt’s zum Ohr der wackern Amme.
Und,
dem Pflegekind fest verkettet,
Gehen ihr die Augen über;
Giebt die eigne Tochter lieber
Dafür aus, damit sie’s rettet.
„Nun so streckt das allerletzte
Opfer, das euch Furien gönnen:
Dann mögt selbst das Schwerdt ihr rennen
In die Brust, die Mord ergötzte!“
Und
die Tochter tritt gelassen
In des Todes grause Schranken,
Läßt’s Geheimniß nicht entwanken,
Als die Lippen ihr erblassen.
Und die grimmen Tieger haben
Ihren Blutdurst nun gestillet;
Und der Mutter Busen schwillet,
Daß solch Kind ihr Götter gaben.
Aber
die Prinzessin dorten
Kann dies Weh nicht überleben!
Der Verzweiflung hingegeben,
Stürzt sie aus der Kammer Pforten.
„Ich
Harmonia, Tyrannen!
Mich Prinzessin bohret nieder!
Ach! die Arme kehrt nicht wieder,
Die für mich gewallt von dannen.“
Und
die Würger, froh der Beute,
Spotten,
unter Schwerdterwetzen:
„Mußt
du nun von selbst dich hetzen,
Wildpret,
in des Garnes Weite?“ -
Und
es taucht des Stahles Spitze.
Seufzerstammelnd:
„Freundin! bleiche,
Freundlin!“
sinkt sie Leich‘ an Leiche,
Und
vom Himmel zucken Blitze.
oben
_______________________________
Textgrundlage:
„Sommerfrüchte“, Friedrich Raßmann,
Münster 1811, Bucheinband N. Depping, Münster
Sammlungen uni-münster
Logo 351: The
fruits of Articum lappa, Urheber Bff, Moscow 2009,
CC Licenc
Namensnennung-Weitergabe
mit gleichen Bedingungen
3.0 unported
wikimedia