Nachtsturm
Als
wollt‘ er Wälle brechen und Thurmgesims,
Eichbäum‘
entwurzeln, reißen der Erde Wucht
Aus ehrner Angeln tiefem Einschnitt,
Tobet‘ und rasete grimmig Nachtsturm.
Wie
stürzten zahllos Ziegel von Dächern, wie
Erkrachten Pforten, schwanketen Söller rings!
Schlaf mied das Auge: selbst der Säugling
Schmiegte sich fest an die Brust und horcht‘ auf.
Da
dacht‘ ich Großes, hoher Empfängniß voll,
Ha! Meersorkan, wenn Wogen er peitschend ballt,
Zerschellt das lecke Schiff mit Mast und
Wimpel, es schleudert zur Spur des Senkblei’s.
Und
Größ’res dacht‘ ich: Gott, den Allmächtigen,
Der jetzt dem Sturm den Kerker entriegelt, jetzt
Dem Wütrich dräut mit Fingeraufhub,
Daß er zurück in der Höhle Kluft fährt.
Windstille
bietend, grüßte das Morgenroth.
Nun schlüpfte scheu der zagende Mensch hervor,
Erforschte
seines Hauses, seines
Gartens Beschädigung, maß den Schaden
Nach
Krämerell, und fluchte der Schreckennacht,
Er, der in ihr ob Sturmesgebrüll gebebt,
Vielleicht gebetet. O vergieb ihm,
Sender des Sturms, wie des Sturms Beschwicht’ger!
oben
_______________________________
Textgrundlage:
„Sommerfrüchte“, Friedrich Raßmann,
Münster 1811, Bucheinband N. Depping, Münster
Sammlungen uni-münster
Logo 351: The
fruits of Articum lappa, Urheber Bff, Moscow
2009, CC Lucenc
Namensnennung-Weitergabe
mit gleichen Bedingungen 3.0
unported
wikimedia