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Literatur


04.2




Gedichte

Der zunehmende Mond
Rabindranath Tagore
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Beruf
 

 
    Wenn der Gong zehn schlägt des morgens und ich wandre unsre Gasse zur Schule,
 
Treffe ich jeden Tag den Händler, schreiend: »Ringe, kristallne Ringe!«
 
    Es gibt nichts, das ihn zur Eile treibt, es gibt keinen Weg, den er nehmen, keinen Ort, nach dem er gehen, keine Zeit, zu der er heimkommen muß.
 
    Ich wünschte, ich wäre ein Händler und verbrächte meinen Tag auf der Straße, schreiend: »Ringe, kristallne Ringe!«
 
***
   
Wenn ich um vier des nachmittags zurückkomme aus der Schule,
 
    Kann ich durch das Tor jenes Hauses den Gärtner die Erde graben sehn.
 
    Er tut, was er will mit seinem Spaten, beschmutzt seine Kleider mit Staub, keiner stellt ihn zur Rede, wenn er gebraten wird in der Sonne oder naß wird.
 
    Ich wünschte, ich wäre ein Gärtner, drauflosgrabend im Garten, und keiner hielte mich ab vom Graben.
 
***
   
Just wenn es dunkel wird am Abend und meine Mutter mich zu Bett schickt,
 
    Kann ich durch das offne Fenster den Wächter sehn auf und abschreiten.
 
    Die Gasse ist dunkel und einsam, und die Straßenlampe steht wie ein Riese mit einem roten Auge im Kopf.
 
    Der Wächter schwingt seine Laterne und schreitet mit seinem Schatten zur Seite und geht nicht einmal zu Bett in seinem Leben.
 
    Ich wünschte, ich wäre ein Wächter, die Straßen schreitend alle Nacht, und scheuchte die Schatten mit meiner Laterne.



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