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Literatur


04.2




Gedichte

Der zunehmende Mond
Rabindranath Tagore
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Das unbeachtete Schauspiel

 
    Ach, wer war's, der diesen kleinen Kittel bunt färbte, mein Kind, und
Deine süßen Glieder mit diesem kleinen, roten Rock bedeckte?

 
    Du bist herausgekommen im Morgen, auf dem Hof zu spielen, torkelnd
und taumelnd, wenn Du läufst.

 
    Aber wer war's, der diesen kleinen Kittel bunt färbte, mein Kind?
 
***
 
    Was gibt's zu lachen, Du kleine Lebensknospe?
 
    Mutter steht auf der Schwelle und lächelt Dich an.
 
    Sie klatscht in ihre Hände, und ihre Spangen klirren, und Du tanzest
mit Deinem Bambusstock in der Hand wie ein
kleinwinziger Hirte.
 
    Aber was gibt's zu lachen, Du kleine Lebensknospe?
 
***

    O Bettler, was bettelst Du, Mutters Nacken mit Deinen beiden
Händen umschlingend?

 
    O gieriges Herz, soll ich die Welt pflücken wie eine Frucht vom Himmel,
um sie in Deine kleine, rosige Hand zu legen?

 
    O Bettler, um was bettelst Du denn?
 
***

    Der Wind trägt lustig das Klingen Deiner Fußschellen davon.
 
    Die Sonne lächelt und bewundert Dein Kleid.
 
    Der Himmel wacht über Dir, wenn Du schläfst in Mutters Armen, und
der
Morgen kommt auf Zehenspitzen an Dein Bett und küßt Deine Augen.
 
    Der Wind trägt lustig das Klingen Deiner Fußschellen davon.
 
***
 
    Die Feenkönigin der Träume kommt zu Dir durch den
Dämmerhimmel geflogen.

 
    Die Weltenmutter sitzt bei Dir in Deiner Mutter Herzen.
 
    Er, der seine Musik den Sternen spielt, steht an Deinem Fenster mit
seiner Flöte.

 
    Und die Feenkönigin der Träume kommt zu Dir durch den
Dämmerhimmel geflogen.



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