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Literatur


04.2


Gedichte - Renate Tank





 Magnolien

Das Licht überküsste
einen unscheinbaren Baum
und tropfte aus Elfenbeinwachs
einen Traum,
der über Nacht so einzig ersteht
und Farbschauerblüten zum Himmel erhebt.

Diese Zartheit zu schauen,
 legt Zurückhaltung auf.
Denn nur im Verweilen blühen Kelche dir auf,
um die eine ganz besondre Sanftheit schwebt,
und die sich dann still in dein Innerstes legt.

© Renate Tank, 21.04.2010


 Es thront die Nacht

Pfuhl der Sünde wurde die Erde.
Sumpfland, Morast. Brei der Gewürme.
Schwarze Wolkentürme, wie Pferde,
ziehen, wo einst ein Himmel schirmte.
Windschreie toben - uns zur Sühne.
Schrecken, die die Nacht uns türmte.

Bleigraues webt der Weltenfreier.
Fahles Gelb, meuchelnd in seinem Dunst,
legt sich wie ein faulender Schleier
auf eine letzte Stunde der Gunst.

Übergroß schwarze Abendfalter
ziehen die Nacht auf dunklem Throne.
Sie sind der Königin Gestalter.
Mit Samtstaub aus den dunklen Flügeln
weisen sie den vergehenden Tag.
Nun sät die Nacht ihre eigene Saat.

© Renate Tank 28.10.2009


 Kindheitswolken
 
Ich liebe die Wolken,
die lautlos und schön
in mein Fenster grüßen,

mein Wünschen verstehn.
Wenn  verschmitzt
und oft überhitzt
ihre Spielchen treiben
 und bei mir bleiben

Durch sie lernte ich Sehn!
Sie sind große Puppenspieler!
Nichts ist ihnen lieber, als
v e r w a n d e l t
zu gehn.

Und die Luft
als ständiger Begleiter
hilft dabei,
lustig und heiter.

Die Fantasie,
neugierig wie nie,
borgt manche Leiter.

Sie glitten dahin
oder formten sich auf,
vermengten sich
und zerstoben,
doch immer wieder
haben sie mir
ein neues Bild gewoben.

Mal Riesengestalten
mit kopfgroßer Faust
und Körper,
niemals gekannt,

mal Berge und Seen
und Meere mit Ufern,
sinkend in farbfernes Land.

Und Feengebilde
aus zartestem Hauch
hoben lächelnd die Hand.

Manch lange Stunden
in fiebrigen Wunden
wurden dadurch
fast schön.

© Rente Tank 19.08.2008


 Die Farbe der Stille

Es lauscht die Welt nach, ihren Mühen.
Der Abend legt sich vor die Nacht.

Und während dieser leisen Stunde,
da fällt heraus, aus Wolken sacht,
ein traumhaft sinkend Flimmern.
Damast‘ne Decke, voller Pracht!

Die Augen wollen sich nicht wenden,
bereisen diesen großen Frieden.
Beneiden Strauch und Baum.

Von weichen Händen
weiß umlegt,
besungen von der Stille,
fällt die Natur in
unschuldig, sanften Traum.

© Renate Tank
01.12.2009








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Textgrundlage:
"Magnolien
"Es thront die Nacht
"Kindheitswolken"
Die Farbe der Stille“ 
gedichte-garten.de

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