Heini
Leis öffnet
sich zum Spalt
Die Tür, du willst hinein;
Erschreckt doch machst du halt
Und trittst nicht zu mir ein.
Dein Köpfchen überschwemmt
Des goldnen Lichtes Welle,
Dein Füßchen bleibt gehemmt,
Gebannt auf meiner Schwelle.
In hohem
Staunen dann
Schaust du nach Kinderart
Dir deine Händchen an,
Die fein und elfenzart
Von heller Sonnenglut
Purpurn durchleuchtet sind,
Wo rein dein junges Blut
Durch reine Adern rinnt.
Und vor die
Augen hin
Führst du die Kinderhand;
Es ist, als hätt dein Sinn
Ein Rätsel halb erkannt.
Schreckt dich dein eigen Blut?
Schaust ahnend du im Bild,
Wie heiße Sinnenglut
Dir peitscht die Adern wild?
Fürchtest du dich
vor dir,
Vor deiner eignen Hand?
Wie scheu schmiegst du bei mir
Das Haupt in mein Gewand!
Und meine Finger still
Dir deine Locken glätten.
Wenn Zauberkraft mein Will
Und mein Gebet doch hätten!
Du
musst ins Leben hin,
Musst
suchen, fehlen, irren,
Des
dunklen Rätsels Sinn
Aus
eigner Kraft entwirren.
Nicht
kann ich schützend dann
Ob
dir die Hände halten,
Flüchte
nur dann und wann
In
meines Kleides Falten!
oben
Fremd
Das sind noch die
alten Straßen,
Da steht noch das alte Haus,
Da tat ich in Kinderschuhen
Den ersten Schritt einst hinaus.
Da ist noch
der alte Torweg
Mit holprigem Pflastersein;
Durch dämmernde Kühle schau ich
Zum Hofraum so tief hinein.
Da pfleget
wie einst im Winkel
Ein alter Hofhund der Ruh,
Er blinzelt mich an und kommt dann
Schweifwedelnd sacht auf mich zu.
Da schreitet
wie einst die Henne
Laut gackernd an mir vorbei;
Dort hinter dem Gittertürchen
Sucht ich im Stroh nach dem Ei!
Und über die
Mauer strecket
Der alte Birnbaum den Ast,
Als wollt er die Hand mir reichen,
Mich laden zu trauter Rast.
Erkannte sie
alle wieder
Das Kind, das einst hier gelacht?
Ihr treues Erinnern hat mir
Die Jugend wieder gebracht.
Da hör ich
ein Fenster klirren,
Der Hausherr schaut zu mir her,
Und freundlich mich grüßend, fragt er,
Was wohl des Gastes Begehr?
Ich kann mich stumm nur ihm
neigen,
Dann
schreit ich zum Torweg ‘naus,
Es
machte mich seine Frage
Zur
Fremden im Elternhaus.
Die nachtgraue Frau
Da, wo Frau
Sorge sich niederlässt,
Da trägt sie ein häuslich Gewand,
Da kämmt sie ihr langes, graues Haar
Mit der langen, knöchernen Hand.
Und wem sie dabei ins Auge schaut,
Der vergisst, was sonst ihn beglückt,
Das, was ihn singen und lachen ließ,
Eh er die Frau Sorge erblickt.
Das Lachen
und Singen mag sie nicht,
Und wer ihr verfällt, der wird stumm.
Er schleicht an ihrer knöchernen Hand
Gebückt nur im Hause herum.
Und wem ihr
Finger die Wange streift,
Dem bleibt nun im Antlitz ihr Mal,
Ein Knapp, der der Herrin Farbe trägt,
Vermehrt er der hörigen Zahl.
Doch nicht
auf mutigem Ross für sie
Zieht ritterlich er ins Turnei,
Nicht schaut der Knappe der nachtgrauen Frau
Dem Feinde ins Angesicht frei.
Nicht streckt
ihn wuchtiger Hieb in den Sand;
Sein Wams ist durch Stiche beschmutzt,
Hat doch Frau Sorge ihn Tag für Tag
Als ihr Nadelkissen benutzt.
oben