Frau Sonn im goldnen Wagen
Frau Sonn im goldnen Wagen
Mit feurigem Gespann,
Ich hab dir was zu sagen!
Halt deine Rosse an.
Frau Sonne, ich Hab Schmerzen!
Dein golden Herz erbarm,
Dein tausend Flammenkerzen
Lenk lind auf meinen Harm.
Frau Sonne, ich hab Sorgen!
Leucht mir ins Herz hinein,
Dann flammt’s wie lichter Morgen
In purpurdunklem Schrein.
Frau Sonn mit goldnem Munde,
Komm, küss mich armen Tropf!
Dann stirbt zur selben Stunde
Mein Leid in Herz und Kopf.
Frau
Sonn im goldnen Wagen
Mit
feurigem Gespann,
Ich
hab dir was zu sagen!
Halt
deine Rosse an.
oben
Saatgrün und
Jungwind
Über die Saat
streicht der blutjunge Wind,
Neckt sie, versteckt sich wie spielendes Kind;
Und sie duckt, ihrem wilden Genossen
Lieblich zu Willen, die zartgrünen Sprossen.
Hält er dann
atemlos inne im Lauf,
Richtet
behutsam sie wieder sich auf,
Guckt wie ein Neugier im saftgrünen Haus
Über die eigenen Härchen hinaus.
Verkroch er
schläfrig sich abends zum Traum,
Liegt ihr’s wie Tränchen auf zartgrünem Flaum.
Aber die Kindertränen und -Sorgen
Fliehn vor dem ersten Windhauch am Morgen.
Was er an würzigem Duft
da errafft,
Gibt
ihm zum Tagwerk die frischfrohe Kraft.
Saatgrün
und Jungwind mögen sich leiden,
Sind
auf sich angewiesen die Beiden.
oben
Der Ginster blüht
Nun flattert es
über der wogenden Saat.
Frau Lerche erhebt sich auf luftigem Pfad.
Triumph jubiliert ihre silberne Kehle,
Als ob sie der Welt etwas Neues erzähle
Von Wundern, die nimmer ein Auge erschaut,
Und singt doch wie immer so lieb und vertraut
Das uralte Lied:
»Der Ginster, er blüht,
Der goldene Ginster!«
Er schreitet als
Herold wohl über die Heide,
Schwingt zwischen der knorrigen Fichte und Weide
Die närrischen goldenen Schellen am Baum
Wie trunken vom heurigen Sommernachtstraum.
Und von seinem goldenen Thron grüßt der Held,
Der siegfrohe Sommer, zu Füßen die Welt
Beim jubelnden Lied:
»Der Ginster, er blüht,
Der goldene Ginster!«
Da
schmettert der Wind in das silberne Horn!
Wie
zärtlich neigt ihm sich das blühende Korn
Und
schüttelt den silberhell glänzenden Staub!
Wie
trunken vor Lust neigt das Laub sich dem Laub.
Vom
Halme zum Halm schwingt des Hochzeitsfests Tusch
Und
Kindtaufschmaus feierts in jeglichem Busch
Beim
jubelnden Lied:
»Der
Ginster, er blüht,
Der
goldene Ginster!«
oben
Bettelndes
Vöglein
Unscheinbares
Finkenweibchen,
In dem schlichten Werktagskleid
Plustert dreist sein graues Leibchen,
Öffnet seinen Schnabel weit.
Heischet Futter für die Jungen
Tief versteckt im weichen Nest.
Lenz und Lieder sind verklungen,
Kindtauf folgt dem Hochzeitsfest.
Und
ich steh mit
leeren Händen
»Kleine Finkenmutter, flieg!
Hab kein Krümchen dir zu spenden,
Finkenmutter, es ist Krieg!«
oben
Sonnenblumen
Ihr schaut aus
ernsten Augen
Und braun ist eu’r Gesicht,
Das rahmen goldne Blätter,
Wie Sonnenstrahl so licht.
Nicht schmückt
ihr stolze Gärten
Gepflegt von kundger Hand,
Ihr lebt vom Tau des Himmels
Auf Kehricht und auf Sand.
Und wo im Straßenstaube
Sich Barfuß-Kinder haun,
Da guckt ihr Sonnenblumen
Am liebsten über’n Zaun.