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Literatur


04.2



Inhaltsverzeichnis
Erich Mühsam

Gedichte - Der Krater 





Bleib sitzen, wo du sitzst
Wie der zerrissene Streifen Mondeslicht
Der Tag der keine Sonne sah, verbleicht
Auf den Knieen
Welke Blätter fallen von den Zweigen
Ein Traumbild hat mich des Nachts geschreckt
Dumpf senkt die Mittagssommersonnenglut
Eine dicke dunkelbraune Ratte


Von dunklen steilen Stiegen
Endlos gereckt, von Lampen bleich
Gebt mir Schnaps
Durch trübe Regennächte schreit ich gerne
Die Kirchuhr schlägt Mitternacht
Die Wolken sind vom Regen schwanger
Laternenschimmer schwimmt
Da draußen klappt ein Pferdehuf


Zur Kirche wallten fromme Leute
Ein kleines gelbes Haus
Hinter den Häusern heult ein Hund
Du gingst mit mir
Auf stillem Friedhof wachsen Trauerweiden
Ich klage an, klage mein Schicksal an
Verwirrt von dem Erlebnis des Tages
Nun, armes Herz, nun halt' es aus


Alle Lippen, die ich küßte
Und wieder tritt das Leben mir
Nun schmacht' ich schon die sieben Jahre
Kriecht die Hoffnung aus dem Loche
Lerchen schmettern mir den Morgengruß
Durch nahe Bäume wehen Grabesschauer
Die großen Freuden, die mir in den Tiefen
Doch manchmal weiß ich meine Augen


Ich wollt' dein Bett mit einer Rose schmücken
Wie ich dich liebe!
Dein Auge sollst du senken
Aus einer zornentglüten Flamme
Wenn mich dereinst in fernen Ewigkeiten
Weltjammer
Liebesweh
Der Dichter


Idyll
Frühlingserwachen
Rendez-Vous
Friede
Produktion
Liebesweisheit
Der tote Kater
Erziehung


An einen Straßenkehrer
Disput
Der Revoluzzer









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Logo 553: “Parkbank", Istvan Nagy
(1873-1937), gemeinfrei

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