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04.2
Politische Gedichte
Kurt Tucholsky
Wo
bleiben deine Steuern –?
Wenn
einer keine Arbeit hat,
ist
kein Geld da.
Wenn
einer schuftet und wird nicht satt,
ist
kein Geld da.
Aber
für Reichswehroffiziere
und
für andre hohe Tiere,
für
Obereisenbahndirektionen
und
schwarze Reichswehrformationen,
für
den Heimatdienst in der Heimat Berlin
und
für abgetakelte Monarchien –
dafür
ist Geld da.
Für
Krankenhaus und Arbeiterquartier
ist
kein Geld da.
Für
den IV. Klasse-Passagier
ist
kein Geld da.
Aber
für Wilhelms seidne Hosen,
für
prinzliche Zigarettendosen,
für
Kleinkaliberschützenvereine,
für
Moltkezimmer und Ehrenhaine,
für
höhere Justizsubalterne
und
noch eine, noch eine Reichswehrkaserne –
dafür
ist Geld da.
Wenn
ein Kumpel
Blut
aus der Lunge spuckt,
ist
kein Geld da.
Wenn
der Schlafbursche
bei
den Wirten zuguckt,
ist
kein Geld da.
Aber
für Anschlussreisen nach Wien,
für
die notleidenden Industrien
und
für die Landwirtschaft, die hungert,
und
für jeden Uniformierten, der lungert,
und
für Marinekreuzer und Geistlichkeiten
und
für tausend Überflüssigkeiten –
da
gibts Zaster, Pinke, Moneten, Kies.
Von
deinen Steuern.
Dafür
ist Geld da.
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