Gebet
nach dem Schlachten
Kopf ab zum Gebet!
Herrgott!
Wir alten vermoderten Knochen
sind
aus den Kalkgräbern noch einmal hervorgekrochen.
Wir
treten zum Beten vor dich und bleiben nicht stumm.
Und
fragen dich, Gott:
Warum
–?
Warum
haben wir unser rotes Herzblut dahingegeben?
Bei
unserm Kaiser blieben alle sechs am Leben.
Wir
haben einmal geglaubt… Wir waren schön dumm…!
Uns
haben sie besoffen gemacht …
Warum
–?
Einer
hat noch sechs Monate im Lazarett geschrien.
Erst
das Dörrgemüse und zwei Stabsärzte erledigten ihn.
Einer
wurde blind und nahm heimlich Opium.
Drei
von uns haben zusammen nur einen Arm …
Warum
–?
Wir
haben Glauben, Krieg, Leben und alles verloren.
Uns
trieben sie hinein wie im Kino die Gladiatoren.
Wir
hatten das allerbeste Publikum.
Das
starb aber nicht mit …
Warum
–? Warum –?
Herrgott!
Wenn
du wirklich der bist, als den wir dich lernten:
Steig
herunter von deinem Himmel dem besternten!
Fahr
hernieder oder schick deinen Sohn!
Reiß
ab die Fahnen, die Helme, die Ordensdekoration!
Verkünde
den Staaten der Erde, wie wir gelitten,
wie
uns Hunger, Läuse, Schrapnells und Lügen den
Leib
zerschnitten!
Feldprediger
haben uns in deinem Namen zu Grabe getragen.
Erkläre,
dass sie gelogen haben! Lässt du dir das sagen?
Jag
uns zurück in unsre Gräber, aber antworte zuvor!
Soweit
wir das noch können, knien wir vor dir – aber leih
uns
dein Ohr!
Wenn
unser Sterben nicht völlig sinnlos war,
verhüte
wie 1914 ein Jahr!
Sag
es den Menschen! Treib sie zur Desertion!
Wir
stehen vor dir: ein Totenbataillon.
Dies
blieb uns: zu dir kommen und beten!
Weggetreten.