Sie war gerade erst achtzehn, als sie beschloss, ihrem Leben ein Ende zu machen. Oft dachte sie darüber nach, malte sich ihr Ende aus, dachte an ihre Eltern und ihre Freunde.

„Ihr werdet mich dann endlich richtig erkennen, mich wirklich wahrnehmen, doch dann wird es zu spät sein!“, das war es, was sie dachte.

Sie sah sich irgendwo liegen, sie hörte ihre Stimmen, und ihre Phantasie malte sich aus wie ihr selbst erwähltes Ende wäre.

Und der Tag kam, an dem sie beschloss, ihren lang gehegten Plan zu verwirklichen.

Am selben Tag jedoch kam ein Freund, und dieser Freund brachte ihr ein Geschenk, es war in einem Samtsäckchen verpackt. „Dieses Geschenk soll dir Glück bringen“, sagte er.

Es war eine Halskette mit einem grauen Stein daran.

Sie war irritiert: „Warum heute, warum gerade heute?!“

Aber sie wollte sich nicht ablenken lassen, sie hatte doch diesen Plan.

Sie beschloss, sich ein wenig mit Alkohol zu betäuben, die Abschiedsbriefe an ihren Freund und ihre Eltern waren längst geschrieben. Sie machte sich auf den Weg. Mit dem Auto Vollgas gegen einen Baum, so sollte das Ende sein.

Unterwegs dachte sie plötzlich an die Kette, Zorn kam auf und sie rief: „Glück?! Wo denn hatte ich je Glück?!“ Sie riss sich die Kette vom Hals und schleuderte sie gegen die Beifahrertür. Doch dadurch geriet sie ins Schleudern, hatte das Auto nicht mehr unter Kontrolle und landete im Straßengraben. Die Fahrt hatte ein unerwartetes Ende gefunden, ihr Vorhaben damit auch.

Auf dem Beifahrersitz lag das Kettchen. Sie nahm es in die Hand, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie streichelte über das Kettchen, und da war er plötzlich da, der feste Glaube an Zukunft und Glück. Sie fühlte sich beschützt. Sie begriff, dass ihr Schutzengel eingegriffen hatte, eingegriffen durch den Freund, der sie vor einem Ende bewahrt hatte, das so nicht vorgesehen war.

Sie hat diesem Freund nie von all dem erzählt, aber sie ist ihm für alle Zeit unendlich dankbar.