Der
Hügel an den glückseligen Inseln
des ewigen Lebens
Katsukawa
sitzt auf einem
erhöhten Platz unter einem Kirschbaum, der sein duftiges, weißes,
blühendes
Gewand mit einer Freude ohnegleichen zu tragen scheint. Tiefblau lugt
der
Himmel zwischen den mit frischen Blüten wie übersäten Zweigen hindurch.
Ein
großer weißer Vogel steht gravitätisch und in ernster,
unerschütterlicher Ruhe
nicht weit davon.
Katsukawa
sitzt schon lange
so. Er sitzt tagaus, tagein an diesem Platz. Nur wenn er seine
einfachen
Mahlzeiten einnehmen will oder arbeitet, oder wenn die Nacht naht, die
ihn zum
Schlaf mahnt, dann begiebt er sich hinweg in sein Haus, das in der Nähe
liegt.
Auch von dort kann er die Aussicht noch genießen, nur versteckter,
zurückgezogener.
Hier
ober ist es schön und frei.
Jede Tageszeit, oft auch die Nacht, hatte ihn hier gesehen.
Des
Morgens: wenn die
ersten Strahlen den Berg vor ihm mit einem goldigen Kranz umgeben. Und
der
Nebel noch in der Tiefe liegt.
Und
mittags und abends, zu
jeder Stunde war er da übermannt von dem Anblick, der sich wechselnd
bot,
übermannt von der gleichen zärtlichen Rührung. Was er da sah, war ihm
ein
alter, lieber, treuer Bekannter, ein Freund.
Katsukawa
sitzt dann stumm,
wünscht sich nichts, bewegt sich kaum. Berührt die ganze neue webende
Schönheit, die da vor ihm liegt, wie mit einem einzigen sehnsüchtigen,
schüchternen Kusse. Ein Zug seliger Träume und Wahrheit durchströmt
ihn.
Flinke
Tierchen kriechen im
Grase, vom Morgen geweckt, durch die Halme und streifen am Tau vorbei.
Katsukawa greift einen Käfer und lässt ihn über seine Hand laufen. Der
zappelt,
will sich befreien, blinzelt Katsukawa ängstlich an. Kasukawa schlägt
sich
vergnügt aufs Knie.
Er
betrachtet ihn ungläubig
und staunend wie ein Wunder. Langsam lässt er ihn wieder zur Erde
gleiten und
beschwichtigt den Ängstlichen. „Thu dir nichts, du kleines Götterkind“,
murmelt
er vor sich hin. Die Sonne beleuchtet den Davoneilenden, der rasch
hinter einem
Sandhaufen verschwindet.
Jeden
Abend, wenn Katsukawa
sich auf seine leichte Matte streckt, denkt sein Herz voller Freude an
den
neuen Morgen.
Der
Vormittag geht hin.
Alles erscheint noch feierlich, unberührt, mit ersten Geräuschen.
Die
Tagesarbeit ist
beendet, alles zieht nach Hause. Katsukawa sieht schärfer hinab.
Nur
in der Ferne nimmt er
noch einige Segel wahr die wie in der Luft hängende
Leinwandfetzen
aussehen.
Ruhig
liegt der See, eine
endlose, stille Fläche, unter ihm. Die breiten Kähne liegen am Ufer,
von den
Schiffern verlassen. Es ist ein seltsames Singen.
Katsukawa
liebt diese tiefe
Stille, zu ihr geht er immer wieder, er holt sie, betet sie an, zu ihr
geht er
immer wieder.
In
fernen Thälern liegt der
erste, wehende Abendnebel, sachte steigt er herauf. Schon hat er sich
behutsam
zwischen die Zweige der niedersten Bäume geschoben.
Die
lauten Klänge
versinken, sie tönen nur leise noch. Wie hinter einem Schleier. Und
schwinden.
Katsukawa
weiß, nun senken
sie in der Stadt die Fenster, alle die, die mir so fern sind, und doch
kenne
ich sie alle. Jedes Haus liegt offen da wie eine große Veranda. Der
Thee wird
bereitet. Sie putzen sich, sie tändeln mit ihrem Spielzeug und sehen
den
Vorgängen auf der Straße zu, oder sprechen mit dem Nachbar.
Am
lustigsten, wenn ein
ergötzlicher Vorfall auf der Straße alle zu einer allgemeinen
Heiterkeit
vereint.
Ruhig
liegt der See, eine
endlose Fläche. Mit gleichmäßigem Licht darüber.
Katsukawa
bläst den Rauch
seiner kleinen Pfeife vor sich. Der schwebt und duftet um ihn, verhüllt
ihn.
Einzelne Blätter des Kirschbaumes wehen herab und fallen auf seine
Hand.
Hervorbrechend
flötet es
über ihm in langen Tönen. Und fliegt davon. Beglückt sieht er dem Vogel
nach.
Der fliegt davon zu einer Gefährtin. Beide zwitschern. Ein Regen von
Blütenblättern war gefolgt. Die Blüten fallen. Die Nachtigall fliegt
durch die
Zweige.
Alle
Gegenstände scheinen
in ein verändertes Dasein zu versinken, scheinen ein anderes Kleid
anzuziehen
und sich für die kommende Nacht zu rüsten. Katsukawa erhebt sich.
Geht
von einer jungen
inneren Freudigkeit getragen seinem Hause zu.
oben
|