Das
Antlitz der Geliebten
ist lockend und seltsam. Noch habe ich mich nicht ausgesehen an ihren
Schönheiten.
Flutende
Seide, fließt ihr
Gewand, rauschend, knisternd, eigenwillige Falten. Schreitet sie
langsam den
Gang entlang, nicken die Blüten hinter ihr her.
Mit
geschickten Fingern
hält die Geliebte den Fächer, wahrlich, schnell und leicht erscheint
mir die
Geliebte. Flüchtig, die Gemse des Berges.
Fein
und lieblich ist
unsere Herrin, wie die leichte Blüte, die aus hellstem Himmel schwebend
fiel.
Nun saß sie still und bescheiden den ganzen Tag, schmückte sich, legte
Blätter
und Zweige auf Seide. Sah oft auf den Weg.
Da
kam einer – sie sah es
von Ferne, da kam einer – sie sah es von Ferne, der fand ihre
schlummernden
Reize. Der entdeckte ihre versteckten Lockungen.
Kennst
du unsere Herrin? Du
Fremder?
Die
Sonne schien festlich
in das Gemach, da kam der Geliebte. Husch, hinter den Wandschirm. Der
schützte
die Kleine. Der steckte sich breit davor. That sehr ernst. Zitterte vor
Freude.
Da saß sie. Hockte.
Aber
er fing sie im
Haschen. Rohr: knarrte. Der Schirm: umgerannt.
So
schlecht ist unsere
Herrin! Solche Kobolde toben in unserer Herrin!
Sie
wandelt im Garten und
steht: auf wen wartet wohl die Geliebte?
Wißt
ihr: als die
Chrysanthemen blühten, da war ihr Sinn traurig. Sie saß an der Straße
und
pflückte in schweren Gedanken, schwer wie Blüten, von den hängenden
Bäumen,
merkte nicht, was sie that.
Da
kam er, ein Wandrer von
ferne. Sie sprachen ein wenig, sie lachten. Gar nicht lange dauere es,
da
neckten sie sich, die Gottlosen.
Lose
Blütenblätter warf sie
ihm ins Gesicht und entfloh. Heiter war der Frühlingsabend. Bläulich
heiter,
weich und freudig.
Da
kam er ihr nach. Sie
verbot es und bat und lachte. Die duftblaue Nacht schon umfing sie. Den
nächsten Tag kam er wieder. Da wurdest du angerannt, Wandschirm!
Da
wurde ich umgerannt!
Und
es war ergötzlich
anzusehen, wie er umfiel. Ganz glatt lag er da auf dem Bauche. Stumm
wie eine
tote Puppe.
Von
da ab schmückte sie
sich noch einmal so gründlich. Vor dem großen Wasserbottich sitzt sie
eines
Morgens. Das Haar fällt ihr über den Kopf und liegt im Wasser. Die
Naßheit
fließt gleich kühlen, glitzernden Perlen über Nacken, Brust und Hals.
Da stößt
sie an den Rand des Gefäßes, daß es kippte.
Im
selben Augenblick, da
kam jemand vorbei und rief, von draußen: „Liebste, machst du ein
Gesicht!“ Da
strich sie sich das Haar zurück, sah ihm in die Augen und lachte.
Sie
wartet im Garten und
steht: auf wen wartet wohl die Geliebte?
Sie
läßt sich ihr Haar
schmücken, alle Tage kunstvoll ordnen. Wenn sie sich vom Lager erhebt,
schlingt
die Holde ein weißes Band um die schmalen Hüften. Ein leichtes seidenes
Hemd
legt sie über den Körper. Und kostbare Stoffe schmiegen sich an die
Glieder.
Das Band des Busens ist breit, leuchtend, doch blaß.
Dicke
Schneepolster lagen
auf knorrigen Kiefern der Felsabhänge. Da ging die Geliebte und
pflückte das
erste, sprossende Wakana. Leise schwebten die Flocken herab. Die Ärmel
ihres
Gewandes wurden getupft und gemustert. Mit herrlichen Kristallgebilden.
Schon
kamen Nächte,
herrliche, warme Frühlingsnächte, mit dem ersten Duft hervorbrechender
Knospen.
Da
lag sie und schließ und
träumte, murmelte im Schlaf Strophen von seltsam weisen Klange.
Flüsternd,
unterbrochen,
ohne Zusammenhang, dazwischen nannte sie einen Namen. Welchen Namen
nannte wohl
die Geliebte?
Gesichter,
verschmitzte
Gesichter, Spitzbubengesichter: welchen Namen nannte wohl die Geliebte?
Sie
wartet im Garten und
steht: auf wen wartet wohl die Geliebte?
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