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tief umfängt mich oft die Dunkelheit! Seltsamer leuchten die
Abgründe. Und während ich stumm in der Ecke liege, nicht
lebendiger
als ein Totkranker, der mit stieren Augen vor sich hin sieht, der
fühlt, wie eine graue Hand nach ihm tastet und verhüllende Schleier
sein Gesicht zu umwallen beginnen, öffnet sich eine verborgene Tür,
durch die ich hineingeführt werde
in
ein hohes Zellengemach. Die Decke ist blau. Sterne funkeln an der
Wölbung. In der Mitte springt silbern ein Brunnen und tausend Ströme
fließen in das leuchtende Becken zusammen. Dies ist der Quell
und der Born der Seele. Eine Umdeutung von Geschautem in Sichtbares.
Und während in mir rastlos wie in einem Kessel das Werden
brodelt, das mich knechtet, so daß die Fieberstunde der
Entwicklung, die Fieberstunde der Geburt, die über mich
hinweht, mich schüttelt und alles eigene Denken lähmt, sehe ich
zugleich in diesem fernen, prächtigen Bilde den Abglanz meines
Geschehens. Furchtbare Zuckungen — starres Daliegen, als nahte
der Tod — rasender Taumel.
in
erfrischender Hauch weht über die heiße Stunde hin, er befreit die
Qualen. Wie wenn Nebel aufsteigen über weites Land, so befreit sich
das Dunkle von mir selbst. Und mit einem entzückten Aufruf erwache
ich endlich zu dem höheren Bewußtsein, für das es keine Qual mehr
gibt. Ich bin erwacht, und silbern leuchten um mich die Glanzspiegel,
die mich nicht mehr blenden. Tief drunten aber rauscht das Geschehen,
und gebändigt lehne ich an der Marmorsäule und lausche
den fallenden, immerfort fallenden
Strömen der Unendlichkeit
ch
möchte die Lippen auf dich pressen, du ferne Seele Ingrimmig würgt
in mir die Sehnsucht. — Kommt herbei, ihr Seelen, die ihr sucht wie
ich, wir legen die Hände ineinander. Qualvoll drängt in uns das
innerlich tobende Leben und die Verzweiflung würgt alle Freude.
Kein Wort dringt aus dem Munde, und die düsteren Augen warten
. . . So viel ist noch ungeklärt, so viel ist unentschieden.
Wo ist das Ziel? Wo ist die Erlösung? Ich trete vor in die vorderste
Reihe, ihr folgt mir. Es ist bald die Zeit, dann werden wir sagen
können, was wir fühlten und deuten können, warum wir litten.
Noch einen Augenblick Schweigen. Tiefes Schweigen befreit und
beruhigt, gibt Waffen in die Hand. — Sagen zu können, was ich
fühle, sagen zu können, was ihr alle fühlt, ist meine Aufgabe. Ihr
redet durch mich. Hier gibt es kein Leiden mehr.Wo es noch Leiden
gibt, da herrscht noch die Gegenwart und ihre kleinen Gewalten.
Hindurch, folgt mir nach, ins Freie, in die Unendlichkeit! — Da
schwebe ich mit euch im Raume. Das Suchen wird zum Singen. Und
während ihr mich drängtet, von euch zu reden und mich in den
Vordergrund stelltet, will ich jetzt schweigen. Denn seht, hört:
jetzt rauscht der Raum um euch, die Freiheit. — Um diesen Preis
drückte die Fessel nicht zu schwer. Nach Befreiung lechzte die
Seele. Alle die inneren Gefühle, Gesichte, Gedanken, die die
Sinne bedrückten, werden leuchtende Sterne, die sich loslösen
von uns und im Eigenleben kreisen. Ihr Druck lastete schwer auf der
Seele. Nun schweben sie dahin, sie sind frei, und ihr blickt ihnen
dankbar nach. Hinaus, ins Freie — wie dunkel leuchtet das herrliche
Blau der Nacht, die unendlich um euch rauscht!
Hört
hin, hier hört ihr von großen und ehernen Aufgaben, die eurer
noch warten. Hier erfahrt ihr, was ihr noch nicht wißt. Ein Land der
Hoffnung und ein Land der Sehnsucht, das euch seine Früchte
entgegenstreckt. Ihr werdet es kennen. Ihr werdet davon
erzählen. — Ein
höheres Muß leitet euch, die ihr euch an die Spitze stellen müßt.
Ein stolzerer Wert ist in euch, als in den schwächlich
greisenhaften, verkünstelten Europäern, die die Kunst zum
jonglierenden Spiel erniedrigen. Und während der Name der „Europäer"
Dunkelheit bringt und der Verachtung an heimfällt, werdet ihr dafür
sorgen, daß das Land, dessen Einwohner ihr seid, mit Achtung
und Liebe genannt wird. Euer Können umfaßt mehr als die Kunst.
Es ist ein Muß darin, das der Notwendigkeit dient. Ich möchte
die Lippen auf euch pressen, ihr fernen Seelen!
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