er
gibt dem Willen das Ziel? Er findet hier und da eine Lockung,
die ihn anzieht. Er folgt, er läßt sich leiten. — Wer befiehlt
dem Willen, sich auszudehnen, zu wachsen, zu bewältigen? Ein
Funke, springt er hinüber zum anderen Pol. Er dehnt sich aus und
erfüllt den Raum. — Ruhelosigkeit treibt den werdenden
Charakter von Ort zu Ort, von Mensch zu Mensch. Wer je die Qual
dieser seelischen Unersättlichkeit empfand, dieses
Immer-Unbefriedigtsein, dieses Hungern, der weiß, daß tiefere
Ursachen sich hier dem Blick verhüllen.
reibe
weiter — es
hilft dir kein Besinnen! Wirke dich aus! Das Grab wird dich danach
verschlingen. Vielleicht ist da die Ruhe. Vielleicht! — Und wenn du
auch untergehst und der Strudel dich verschlingt, vielköpfig erhebt
sich der Trieb des Werdens. Millionen wirft die Entwicklung
verschwenderisch und freigebig in die Wagschale und kümmert sich
nicht um Glück und Streben und kümmert sich nicht um den Einzelnen.
— Wenn die Schicksalswelle kommt, die ungeheure Notwendigkeit,
deren blassen, vernunftgemäßen Niederschlag wir Geschichte
nennen und uns darauf etwas zu gute tun, daß wir diese
geregelte Abwechslung buchen, dann gibt es kein Überlegen, kein
Zurück. Es gibt nur Kräfte, die sich gegenübergestellt sind, die
sich — kein Ausweg — messen müssen. Ein Vorgang, so natürlich,
zwingend, wie das Sausen der Schneelawine, die in ungeheurer
Prächtigkeit zu Tal rollt, Wohnstätten begräbt. Ein Ereignis, so
unaufhaltbar, wie der Ausbruch des glühenden Lavastromes, der
riesenhaft vorrückt, Städte einäschert. Ein Rhythmus, so
monoton—unbewegt und gleichmäßig — unerbittlich, wie das
eintönige Branden und Brausen der Meereswellen, die im Sturm an
das Ufer schlagen und um die Küste wie hungrige Wölfe heulen, die
nach Beute gierig schnappen.
reibe
weiter — es hilft dir kein Besinnen! Alles, was du erstrebst
und was du liebst und wofür du leben wolltest, es ist klein und
verschwindet. Eine Kraft ist größer. Und nur das eine Wort gilt:
Tritt vor und falle! Es wird dir immerfort ins Ohr geraunt, dies
Eine, Unerbittliche, das dich von Allem trennt. — Dem Unkundigen
ist dieser Zwang verhüllt. Er meint, die Überlegung leitet ihn, er
fasse Entschlüsse. — Freilich ist diese Erkenntnis der tiefen
Zusammenhänge nur denen gegeben, die darum
wissen und sich darum mühen. Dem Urteilslosen enthüllt sich
nur die Oberfläche: ein anregend Spiel, ein Durchsetzen des
Willens, den ich lenke und regiere. Nie besiegt mich die Schwäche.
Ich raffe mich auf und befreie mich aus den Schlingen, die mich
umgarnen wollen. Frei stehe ich als bewußter Mensch da und lenke
meine Geschicke! Aber weshalb lenke ich sie so und nicht anders?
ritt
vor und falle! Dieses Wort, das jedem, der mehr ist als Spielball,
gellend einmal in die Ohren dringt, es enthält so viel Schmerz und
Unglück, daß unwillkürlich Stummheit eintritt, wo dieser Ruf
gehört wird. Die Furchtsamen streben, sich in Sicherheit zu bringen.
Dennoch blüht auf dem Grunde dieses Schmerzes die Freude der
Opferung, der Jubel des Bekennens, der
Stolz des lachenden Sich -Verschenkens. — Denn
das ist die Kraft, die sich verjüngt, die sich betätigt, ohne sich
zu verzehren, die leuchtet, ohne je auszubrennen. Dieses
Rastlose, Vieldeutbare des Weltgeschehens zieht uns an. Und wenn wir
klar und kraftvoll auf uns selbst stehen, so fühlen wir beim
Anblick dieser verschlungenen Notwendigkeit dieses eine Gefühl:
Blühe auf, o Weltfreude!
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