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04.w12
Weihnachten
- Gedichte

Zur
Weihnachtszeit
Was
leuchtet durch die Nacht so helle
Und
weckt das Haus mit heilgem Graus?
Ein
Kind tritt aus des Himmels Schwelle
Und
klopft an’s ird’sche Lebenshaus.
Wer
hat die Thür so fest verschlossen,
Daß
es so lange harren muß?
Das
Kindlein klopfet unverdrossen
Der
Mutter scheint’s ein Todesgrus.
Mit
Schmerz und Tod hat sie gerungen
Weil
ihr das Kind verloren schien,
Und
unverhofft ist’s eingedrungen,
Sie
sieht in ihm ihr Leben blühn.
Ja,
wo ein Kind der Welt geboren,
Da
scheint die Nacht wie Tag so klar,
Die
Nachbarn grüßen an den Thoren,
Als
finge an ein neues Jahr.
Nur
Hirten kennen ganz den Segen,
Der
durch Geburt die Welt erneut,
Wenn
sie das Lamm zur Mutter legen,
Die
Mutter sich am Anblick freut.
Der
Anfang lag im ew’gen Geiste,
Im
Menschenwillen lag er nicht,
Und
wie der Hochmuth sich erdreiste,
So
bildet Kunst kein Angesicht.
Ein
jedes Kind ist neuerfunden
Und
überrascht das Mutteraug’,
Verborgne
Zukunft wird entbunden
In
seinem ersten Lebenshauch.
Die
Mutter freut sich nun der Erde,
Von
der sie schon der Schmerz erhob,
Und
schnell vergessen ist Beschwerde
In
dieser Schöpfung erstem Lob.
Es
fließen ihre Wonnezähren,
Sie
tritt zurück ins Paradies,
Das
Weib wird selig durch Gebären
Und
die Erlösung ist so süß.
Doch
Keine, die nicht ist geweihet
Durch
Gottes Geist, durch Engelgrus,
Erträgt,
was heut Maria freuet
In
ihres Kindes erstem Kuß:
Was
Hirten Engeln nachgesungen,
Was
himmlisch ihr verkündet ist,
Daß
sie von Gottes Geist durchdrungen,
Und
daß ihr Kind der heilge Christ.
In
Freudentaumel würde brechen
Das
stärkste Herz in Weibesbrust,
Wenn
Engel aus dem Himmel sprechen,
Dein
Kind ist Gott, des Himmels Lust.
Nur
eine Jungsrau kann’s ertragen,
Der
ird’sche Lust noch unbewust,
Daß
diese Weihe heilger Sagen
Jetzt
ruht an ihrer keuschen Brust.
Maria
selbst muß sich in Sorgen
Zerstreun
beym heilgen Kind im Stall,
Daß
sie erträgt den freudgen Morgen,
Sie
winket still dem Hirtenschall.
Sie
winkt, daß sie ihr Kind nicht wecken
Mit
ihrem Jubel auf der Flur,
Sie
muß das Kind im Frost zudecken,
Den
Frühling menschlicher Natur.
Es
kann die Welt noch nicht erlösen
Von
ihres Winters harter Zeit,
Sie
dient noch neben ihm dem Bösen,
Zur
Prüfung dient ihr noch der Streit;
Und
alle Weisen werden kommen
Und
biethen ihm Geschenke dar
Und
haben doch noch nicht vernommen,
Was
dieses Kind urewig war.
Allmälig
wird die Welt sich stärken
Zu
schaun sein göttlich Angesicht,
Wenn
sich in treuer Liebe Werken
Das
Auge weiht dem neuen Licht.
Doch
keiner kann voraus verkünden
Wann
diese Welt dem Ewgen reift,
Wann
Er von Tugenden und Sünden
Mit
Richterhand die Hülle streift.
Wer
wagt von uns mit irdschen Ohren
Zu
hören dieses Tags Gebot,
Wenn
aus den hohen Himmelsthoren
Vernichtung
unsrer Erde droht,
Wenn
ewger Frühling dort geboren,
Und
hier des Winters ewges Reich,
Und
die erkoren, die verloren
Sich
scheiden für die Ewigkeit.
Achim
v. Arnim
oben
________________________________
Textgrundlage: „Zur
Weihnachtszeit“,
Achim von Arnim, aus Wünschelrute –
Ein Zeitblatt, Nr. 5, S. 17f, Herausgeber:
Heinrich Straube und
Johann Peter von Hornthal,
ED: 1818, Verlag Vandenhoeck und Ruprecht,
EO: Göttingen
wikisource.org
Logo 114: "Advent" Fotograf:
Daniela Zenth
Das Foto auf dieser Seite, stammt aus der
kostenlosen Bilddatenbank piqs
CC-Lizenz (BY 2.0)
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