Zimmer
auf und ab.
Zwei Minuten. Dann spannte sich alles
wieder. Sie gingen schliesslich
fast gleichzeitig stehen.
langsamer, zogen die Hände aus
den Taschen und blieben.
Megs
Zungenspitze sauste zwischen den
Zähnen hin und her. Er grinste darüber, unterliess es aber nicht.
„Lassen Sie das aus. Zwischen uns sind das
– Unterdinge, Pausenbehelfe . . .!“
„Sehr
unklar,“ brummte Meg vergnügt.
„Desto
besser – für etwas Unklares.“
Pacci war ein wenig unbehaglich.
„Le
grand trouble!“
„Hein?“
Angenehmerweise
läutete es.
Noch
bevor Pacci wieder eingetreten war,
stürmte ein kleiner Herr ins Zimmer, gerade vor Meg hin, dem er die
klobige
rotbehandschuhte Faust unter die Nase schwang. Er war jedoch so sehr
erregt,
dass er vorerst lediglich zu prusten und zu fuchteln vermochte.
Zur Vorsicht umarmte
ihn Pacci noch
vor der Ankunft von Megs erhobener Handfläche und zerrte ihn auf einen
Stuhl
nieder.
Meg
lehnte sich mit verschränkten Armen an
die Wand.
„Saligaud!
Schürk!“ Herr Lapu schnaubte vor
Wut.
„Das ist Ihre
höchtspersönliche
Auffassung.“ Meg schmatzte beabsichtigt vernehmlich.
„Was
gibt es denn eigentlich?“ fragte Pacci
mit versöhnlicher Stimme.
„Ah,“
Lapu hopste plötzlich aus Paccis
Armen hoch. Sein rundliches Köpfchen zuckte mehrmals komisch: „Du
werden sehen,
du Hund! Du werden sehen saligaud!
.
. . Ah non . . . Ja, das wird sein besser!“
Lapu torkelte, ein überlebensgrosser Mops, hastig hinaus.
Pacci
blickte Meg heftig eine Frage
ins Gesicht.
Meg
besog, ohne diesem Blick auszuweichen,
unentwegt seine Zigarette und schmunzelte, als sie sachte erglomm.
„Wer ist denn nur das Kerlchen?“
Meg hustete freundlich: „Ich sagte einmal zu
ihm: ‚Solange Sie Ihrer Mama Briefe schreiben, werden Sie nie so
nonchalant
Schulden machen wie Gibsi‘“
„Nun?“
„Nun
schrieb das Kamel Postkarten und wird
bald den Offenbarungseid leisten.“
“Ja
und?“
„Und mancher, den man mit der
Nase in
den eigenen Gehirndeckt drückt, hält ihn ebendeshalb erst recht für
Marmelade.“
„Spass à part, was ist mit
Gibsi?“
„Zudem sagte ich ihm oft, dass
Liebe
ein Leichtsinn ist, wenn man keine Anlage zu ihm hat.“
„Also doch Gibsi. Er liebt sie?“
„Metaphysisch.“ Meg rollte sich
schnurrend auf die Chaiselongue.
„Diese
achtäugige Kartoffel?“
Mitten in
das Gelächter der beiden polterte
Lapu. An der Hand schleifte er Gibsi nach, die sich zischend wand und,
ohne das
er es gewahrte, in Zwischenräumen seinen Rock bespie.
Beim Anblick Gibsis, die sofort
um
Hilfe piepste, schnellte sich Meg auf Lapus Handgelenk, erhielt
gleichzeitig
dessen Kopf vor den Bauch gestossen, drückte ihn jedoch sofort mit der
freien
Hand hinunter, bis er ihn zwischen die Beine stecken konnte, und
befreite nun
Gibsis Hand durch eine kleine Drehung, die aber gleichwohl Lapu schrill
aufkreischen liess.
Gibsi hüpfte augenblicks unter
Benützung eines Stuhles auf eine Kommode und schrie: „Meg, er ist
vollständig
übergeschnappt, dieser Esel!“
Meg beförderte mit ein paar
schnellen
Griffen Lapu rücklings auf die Chaiselongue, von der dieser jedoch,
einmal im
Schwung, auf den Boden gegen die Mauer kollerte.
Sofort schob Meg die
Chaiselongue
quer vor die Ecke und stülpte einen Tisch, den er an den Beinen
festhielt,
darauf, so dass Lapu, eingeklemmt, ächzte.
„Gibsi, steig auf den Schrank!“
kommandierte Meg.
„C’est ça.“ Gibsi gehorchte entzückt.
Lapu begann speichelspritzend zu
schimpfen, um sich zu schlagen und sich völlig närrisch zu gebärden.
„Pacci, reich mir die Kommode!“
brüllte Meg, geniesserisch die Zähne fletschend.
Pacci tat es begeistert keuchend. Er
hielt den Tisch, während Meg die Kommode daranschob.
Nachdem Meg die Haltbarkeit seiner Barrikade geprüft
hatte, setzt er sich, nahm eine neue Zigarette und pfiff die Carmagnole.
Pacci und Gibsi lachten unbändig.
Meg musste länger als eine Viertelstunde
pfeifen, bis Lapu endlich die Luft ausging und Gibsi, mit ihrer Lage
längst
nicht mehr zufrieden, zu schweigen beliebte.
Nach einigen Sekunden absoluter
Stille frage Meg hölflich: „Nun, Lapu, was gibt es denn eigentlich?“
Lapu knurrte.
„Bitte nicht so laut.“
Gibsi schrie auf.
„Sie Monsieur da hinten!“ quietschte
Lapu mit dem Rest seiner Lungenkraft Pacci zu. „Er mich hat vernichtet
bei
meine Familie, er mich hat verkuppelt mit diese Räuberin von Gibsi, er
mir hat
gegeben miserable Räter und dann er hat mich beschimpft und
heruntergetan und
ausgehöhnt und bestehlen lassen von diese Räubertype-lá Gibsi . . .
J’en ai
assez, assez . . . Und jetzt unten im Café sie hat gesagt, ich habe
kein Talent
zum Hochstapelei. Und Meg hat gesagt, dass ich es dazu habe, das
Talent. Er
mich hat vernichtet, und Gibsi mich hat bestohlen, betrogen, o . . .“
„Menteur! Cochon! C’est rigolo! Ce
cochon-lá!“ schmetterte Gibsi von ihrem Schrank zutal.
Meg liess einen ergötzten Blick zu Gibsi
emporglangen, die sich unter ihm durchaus nicht beruhigte. Dann sagte
er
langsam: „Die Cooks sind nun zwar gestiegen, dennoch aber bin ich der
Meinung,
dass man, wenn man nun schon eine Schottin liebt, die nicht so ohne
weiteres
abgefasst werden kann, so weise sein sollte, die Transzendenz nicht ins
Geschäftsleben einzuführen, während doch immerhin der wahre Segen der
grossen
Unternehmungen nur auf dem Plaster der Leisetreter so gedeihen kann,
wie
bessere Ausländer dies in Anbetracht ihrer mangelhaften Kehlkopfenergie
erklärlicher Weise sich wünschen mögen. Hochstapelei ist schliesslich
keine vierprozentige
Staatsobligation und eine Dame, die nicht betrügt, zweifellos so
unbenützbar
wie ein Schuh, der überhaupt nicht dem gehört, den er drückt. Wie
gesagt, man
achte sehr genau auf die Ekliptik der eigenen Schwingungzentren, bevor
man sich
aufs Ungewisse hin in Bewegungen einlässt, deren Mahlzeiten eines Tages
unerschwinglich sein können, wenn man nicht . . . Ich hoffe, man
versteht
mich.“
Lapu, der eigenartig still geworden
war, nickte matt mit dem Kopf und fragte schüchtern: „Monsieur Meg, ich
habe
also wirklich kein Talent . . .?“
„Sie können den Anforderungen der
modernen Schwierigkeiten nur entsprechend, wenn Sie sich dazu
entschliessen,
sich endlich schwieriger aufzufassen.“
„Meg,“ rief Gibsi wehmütig, „das
dauert wieder ein paar Stunden. Lass mich doch herunter.“
Meg rührte sich nicht, während er
sagte: „Es ist nicht leicht, Geschwindigkeiten ein gutes Gewissen zu
besorgen.
Besonders aber, wenn man es nicht für ein Requisit hält, mit dem man
vorwärts
kommt.“
Pacci, der immer grössere Mühe hatte,
den aufmerksamen Beobachter darzustellen, hob, vielleicht um sich
Bewegung zu
machen, einen Zeigefinger.
Diesen ergriff Meg, indem er
blitzschnell aufsprang, und visperte: „Kommen Sie, wir trinken unten
einen
Apéro.“
„Aber die beiden . . .!
Meg wandte sich um: „Meine
Herrschaften, ich bitte Sie, zu warten, bis Herr Pacci und ich jenes
Gespräch
vorgenommen haben, welches ich mit Ihnen beiden bereits mehrmals
vergeblich
versuchte. Wir werden dann die Arbeit erledigen. Au revoir.“
Hinter ihnen erscholl ein fürchterliches Duett.
„Gut,“ Meg strich vergnügt seinen
Schnurrbart.
„Sie hatten Ihren grand trouble,
hein?“
„Voilà: c’est le troublisme!“
„Aber Ihr Vorteil?“
„Anfänger! Ich werde Lapu nach einem
langen Sermon fest ins Auge blicken und, nach der jetzt stattgefundenen
immensen Schwächung, mit grösster Leichtigkeit einblasen, das er
talentierter
ist als ein simpler Hochstapler, - dass er Troublist ist.“
Pacci gluckste. „Und Gibsi?“
„Vollkommen gleichgültig. Man nimmt
sie ins Bett und alles ist in strahlendster – Unordnung“.
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