Biografie
Sebastian
Franck (* 20. Januar 1499 in Donauwörth; † 1542 oder 1543 vermutlich in
Basel) war ein deutscher Chronist, Publizist, Geograph, Theologe und
Sprichwortsammler und gilt als der bedeutendste mystische
Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
Leben
Franck
wurde im Jahr 1499 in Donauwörth als Sohn eines Feinwebers geboren. Er
studierte in Ingolstadt und Heidelberg Theologie und wurde anschließend
katholischer Priester im Bistum Augsburg. Unter dem Einfluss von
Luthers Lehren trat er zum Protestantismus über. Ab dem Jahr 1526
wirkte er als lutherischer Pfarrer in Büchenbach bei Nürnberg und von
1527 bis 1528 als Pfarrer in Gustenfelden bei Schwabach. 1528
übersiedelte Franck nach Nürnberg, wo er am 17. März 1528 Ottilie
Behaim heiratete. Franck sagte sich von allen Konfessionen los und
entwickelte eigene Ideen eines dogmenfreien Christentums des Herzens.
Er
übersiedelte nach Straßburg, wo er auf die noch junge reformatorischen
Täuferbewegung traf und mit den Spiritualisten Hans Bünderlin und
Kaspar Schwenckfeld sowie mit dem später in Genf unter Calvin als
Antitrinitarier hingerichteten Michael Servet in Kontakt stand und
seine Chronika verfasste. Auf Betreiben des Erasmus von Rotterdam, den
er in seine Ketzerchronik eingereiht hatte, wurde er am 30. April 1531
der Stadt verwiesen. 1532 lebte er als Seifensieder in Esslingen am
Neckar, 1533 bis 1539 war er als Buchdrucker und Verleger in Ulm tätig,
wo er seit 1535 eine eigene Druckerei und Buchhandlung betrieb. Auf
Betreiben seiner Gegner Martin Frecht, Martin Bucer, Philipp
Melanchthon und des Landgrafen Philipp von Hessen musste er 1539
zusammen mit Kaspar Schwenckfeld auch Ulm verlassen und lebte
anschließend in Heilbronn und Basel, wo er sich in seinen letzten
Jahren als Drucker und Verleger niederließ.
Theologie
Sebastian
Franck war ein Pazifist. Er kritisierte das Machtstreben der Fürsten,
die er für genauso räuberisch hielt wie die Tiere auf ihren Wappen. Zur
Veränderung der Welt ist aber keine äußere, sondern eine innere
Revolution notwendig. Diese findet durch das Hören des inneren Wortes
statt, das in jedem Mensch verborgen liegt und das durch die Nachahmung
Christi befreit wird. Das Äußerliche wie Sakramente oder Bilder auf dem
Weg zum Heil hielt Franck dementsprechend für unsinnig. Aus diesem
Grund schloss er sich auch keiner kirchlichen Gruppierung an. In seinem
Lied Von vier zwieträchtigen Kirchen, deren jede die andere verhasset
und verdammet, bekannte Franck Ich will und mag nit Bäpstlich sein. Ich
will und mag nit Lutherisch sein. Ich will und mag nit Zwinglisch sein.
Kein Wiedertäufer will ich sein. Trotzdem fühlte er sich den Täufern
näher als den anderen evangelischen Konfessionen, da sie näher bei Gott
denn ander all drei Haufen wären. Seine Werke hatten einen großen
Einfluss auf den Spiritualismus des späten 16. und des 17.Jahrhunderts.
Werke
Von
dem greulichen Laster der Trunkenheit, 1528
Von
der Erkenntnis des Guten und des Bösen, 1530
Chronika
und Beschreibung des Türkei aus der Hand eines 22 Jahre in türkischer
Gefangenschaft gewesenen Siebenbürgers, 1530
Chronika,
Zeitbuch und Geschichtbibel mit Ketzerchronik, 1531
Lob
der Torheit (Übersetzung des Werkes des Erasmus von Rotterdam), 1534
Weltbuch,
Spiegel und Bildnis des ganzen Erdbodens, 1534
Paradoxa,
1534
Germaniae
chronicon, 1538 (auch: Chronica des gantzen Teutschen lands, 1539)
Die
guldin Arch, 1538
Verbütschiert
Buch (Versiegeltes Buch), 1539
Das
Kriegsbüchlein des Friedens wider den Krieg, 1539
Sprichwörter,
1541
wikimedia
Sprichwörter
Trawest
du einem und wirst für ihn Bürg/ so helff dir got.Bürgen sol man
würgen/unnd geschicht dir recht/du hast auff einn menschen bawet unnd
den ungewissen vonn natur lugenhafftig menschen kindern/ die leichter
sind dan die lüg von eittelkeyt selbs/so mans auff ein wag leget/für
gwiß gehalten/ Eye so hab dir den schaden.
Drum
hat die Natur dem menschen zwey ohrn angesetzt/und alleyn ein mund und
ein herz geben/das er vil und bede part hören soll/ wenig aber reden
und glauben.
Jetem
die ohren stehn alzeit offen/die zung aber und das herz beschlossen.
Das mann vil hören sol/wenig aber reden und glauben. Nach den sprich
wörtern: Hör vil/red wenig/traw noch weniger. Hör bis nit tawb/doch
langsam glaub.
Was
bald wärdt/das bald verdirbt. Was bald anfleugt/ das fleugt bald ab.
Vögel die frü anfangen zu singen/haben bald versungen.
Aus:
Sprichwörter, schöne, weise, herrliche Klugreden, Sebastian Frank,
1541, gemeinfrei
Scan
der Original-Buchvorlage
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