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Literatur

04.2


Gedichte

Balcke Ernst




Da liegt Ihr nun im letzten Glanz der Sonne
Ein duftiger Schleier, leicht und sorgenlos.
Ihr kündet mir die nie geahnte Wonne,
die nie beschieden meinem Erdenlos.

Mir ist's, als könnte hinter jenen Gipfeln
die ewige Seligkeit mir lauter blühn.
Es rauscht in jenen alten Föhrenwipfeln,
als wollten sie zu ihr, zu ihr mich ziehn.

Und doch, es schaudert meine bange Seele
vor jenem schweren Schritte wirr zurück,
als fände sie dort ewig Leid und Sehnsucht
und nie ihr heißes, langersehntes Glück.

Und jetzt, jetzt soll mir die Entscheidung schlagen
in meines ungestillten Hoffens Herz,
ich seh' ein Schiff mit tausend Masten ragen,
den stillen Lauf gerichtet himmelwärts.

Du stiller Segler, gleite aus dem Hafen,
unhörbar flattern Deine Segel auf,
es kann der Leib auf Erden ruhig schlafen,
denn meine Seele fliegt mit Dir hinauf.

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Nacht

Ganz tiefe Nacht! Die goldenen Sterne droben
sind Totenfackeln für der Erde Sarg,
den schwarzen, ungeheurenTotensarg.
Wie lange noch! und fern im Osten glühen
verheißungsvoll die Sonnenflammen auf,
aus Erdennacht zieht uns ihr großes Sprühen
zu Tag und Licht und Herrlichkeit hinauf.


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Juni-Nächte

Das sind nicht Nächte, die zur Winterzeit
mit müdem Schritt von ihren Bergen steigen
und, wie zum Schlafe ladend, still ihr Kleid
der traumerharrenden Menschheit zeigen.

Das sind nicht Nächte, die im Herbstgewand
den Sturm durch die verlassenen Gassen jagen
und die dem Wanderer, der den Weg nicht fand,
erbarmungslose Lieder brausend sagen. - -

In Abendstunden funkeln auf die Sterne,
und süßes Klingen flutet in den Lüften,
geboren in der Ewigkeiten Ferne
mit  Rosenkränzen und mit Rosendüften.

So kommt die Nacht in Gluten hergezogen,
die Fackel werfend in das schwere Land,
und rauschend gleiten hin die Feuerwogen,
und sehnend klingt ihr ewiger Gesang.

Und aller Knaben Augen wilder sprühen,
die Mädchen dehnen sich in stummen Flammen,
unsichtbare Ketten binden sie und ziehen
in Liebesgluten lodernd sie zusammen
.

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Rokoko

Das Sommerufer fällt hinab zur Seine,
die grünen Wasser schlanke Gondeln tragen,
in denen Herren leis die Laute schlagen,
indes die Dame kraut des Pudels Mähne.

Der Laute Girren, Seufzen, Schmachten, Klagen
lockt aus dem roten Schilf hervor die Schwäne,
und aus dem Schwarm der goldenen, leichten Kähne
die weißen Hälse stolz wie Lilien ragen.

Am Ufer kauern auf dem gelben Boden
der zarten Mädchen lange, bunte Ketten,
in seidenen Kleidern nach den letzten Moden,

Indes sie mit Gesichtern von Grisetten
erdichten leichte Liebesepisoden
und ihrer Hündchen weiche Felle glätten.


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Juli

Die Nacht flog wie ein blauer Schmetterling
durch alle Gärten, und die weißen Blüten
loschen wie Kerzen, und die Zweige sprühten
den toten Augen, der in ihnen hing.

Im Kies verkühlte der Nachmittagssonnen
gefangene Glut. Der rote Mond so schauernd
sein blindes Licht. Im Grase starb der lauernd-
sehnsüchtige Blick der Füße von Madonnen.

Die Blässe wuchs der kranken Margueriten,
ein nahes Scheiden schwängerte die Luft,
es bebte eines tiefen Donners Duft
aus einer Ferne, die wir nie errieten.

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Sommernacht

Die Nacht bricht an. - Vom fernen Weiher
dringt leise zu mir Kindergesang,
am fahlen Himmel fliegt ein Reiher
langsam den Waldesrand entlang.

Die Sonne stirbt in allen Zweigen,
beseligt wie ein müdes Kind,
die zarten Grillen nur noch geigen,
die in den langen Gräsern sind.

Es taumeln Schatten allerwegen,
der Nachttau tropft von Ast zu Ast,
der Sommernächte süßer Segen
erdrückt die dünnen Halme fast.

Es finden Menschen sich zusammen, -
zur Liebe ist die Welt gemacht!! -
Sieh, allerorten sprüh'n die Flammen
der Leidenschaft durch die Nacht!!!

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Nacht

Nun sind der Sterne einige entglommen,
und schon ist über steile Hänge hin
die finstere Nacht dem Lande nahgekommen.
Und vor ihr fliegen Wind und Schatten hin.
Und alles schweigt, das eben noch gelacht.
So rührt an alles die gewaltige Nacht.

Die Sonne stößt sie in das Meer hinein
und gießt sie aus wie roten Feuerwein.
Und als erloschen ihre heiligen Flammen,
da schlug sie Wolken über sich zusammen.
Sie hüllte Wald und Feld in tiefes Trauern
und sank hiernieder hinter Städtemauern.

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Der Glückliche

So war er allem freudigen Tun verwoben,
daß, wenn er abends über Felder ging
und sich sein Blick in einem Schwarm verfing
von Krähen, diese auseinanderstoben.

Nie war für ihn die Sonne je gestorben
und nie der Strauß, den er für sich gewunden
aus weißen Rosen, denen tief verbunden
er selbst sich schien, in seiner Hand verdorben.

Nie fühlte er sich um ein Licht betrogen.
Und selbst, wenn einen Tag der Sonne Pracht
verhängt von Wolken war: nie ist die Nacht
sternlos für ihn jemals heraufgezogen.

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