lifedays-seite

moment in time
Literatur 



 





Gedichte
Lisa Baumfeld



Quellenangabe


In Schönheit



... Doch aus dem Spiegel trat - beklemmend nahe
Mein eig'nes Bild.
                         Ich hab' so oft geträumt
Von blonder, stiller, märchenheller Schönheit,
Daraus sich meine Seele weben sollt',
Die ätherleichte, scheue Gliederhülle, -
Denn meine Seele ist unendlich still
Und traumhaft blond, und weinend schön und innig ...
 
Doch aus dem Spiegel trat das eig'ne Bild
So schmerzlich anders mir entgegen ...
Dunkel
Brannt' in dem Blick die braune Tränenflut,
Die schwere, ungeweinte ... Auf der Stirne
Sah ich es huschen ... wie Gespensterhauch
Und wie das Stöhnen ungebor'ner Lieder ...
Und in den Runen um den strengen Mund
Sah ich die Krämpfe stummer Qualen zucken
Und nah' dem Auge tiefe Spuren blau'n,
Wie von der Tragik durchgewachter Nächte ...
 
Es war ein schmerzlich düst'res Spiegelbild
Und dennoch schön.
                            Von jener fahlen Schönheit,
Die schluchzend sich aus off'nen Wunden ringt ...
Mein blasses Spiegelbild! Du darfst nicht klagen!
Du musst die Wunden deiner Schönheit tragen.


zurück


Herbst

 

... Und plötzlich sind die warmen Rosenmädchen
Zu Georginen, hart und müd' verblasst ...
Die Sonne zündet ihre Märchenfackel
Noch einmal blendend an, und festlich schwebt
Die lichte Sonnenlüge durch die Lüfte,
Und träufelt gold'nes Blut in jedes Blatt
Und träufelt gold'nes Blut in meine Seele ...
 
Noch einmal liegt der grüne See verträumt
Und streut mir lächelnd klares Schaumgeschmeide ...
Die Gletscher leuchten, wundersam entfacht,
Entbrannt im Abend ... schöne Feenpaläste
Die  aufwärts locken - aufwärts - - !
Und sie sind
Aus bläulichem Krystall, und traumgewobenen
Opalen und aus flüssigem Rubin ...
Die Sonne zündet ihre Märchenfackel
Noch einmal an, und freudeschluchzend ringt
Das hohe Lied des reifen gold'nen Lebens
Sich noch einmal empor ...
Doch schwarz und schweigend
Naht sich die Wolkennacht ... Und lautlos wird
Von ihrem Hauch die Sonnenfackel sterben
Und rings wird Nacht sein - -.


zurück


Von meiner Seele
 
 

An jenem Tag erschuf Er meine Seele -
Gewittersturm zerwühlte grell die Luft
Und Blitze rissen feuerhelle Pfade
Aus dumpfer Nacht in lichte Ewigkeit ...
 
An jenem Tag erschuf Er meine Seele
Und formte sie unendlich groß und schwer,
Lies Donnerstimmen brausend sie durchschüttern
Und kühne Blitze züngeln ätherwärts ...
Goss von des Morgens trunk'nen Sonnenflammen
Viel trunk'nes himmelklares Gold hinein -
Und auch den Duft von fremden, stillen Kelchen,
Und blasse Töne ... dämm'rig ... traumesweich ...
Dann hauchte Er ihr seinen Odem ein
Und sandte sie hinab ...
An jenem Tage,
Von Gottesodem, Gottesglanz geschwellt
Sank sie hinab auf gottesferne Erde
Und sank ... doch weh! da starrte ihr im Weg
Vielleicht ein Fels - vielleicht ein menschlich Wesen -
Da klirrte sie und stöhnte und zerriss -
Und von der großen, sonnenschweren Seele
Ward mir ein kleiner wunder Teil geschenkt!
Ihr blieb die Ahnung weiter Lichtmyriaden
Und abgrundtiefes, banges Heimweh nur ...
 
Von jenem Donner blieb ihr ... dumpfes Grollen ...
Tiefdunkler, zornig ungestümer Trotz ...
Von jenem Blitz zuckt rastlos irres Flackern
Und kühnes Fragen, dem die Antwort fehlt.. .
Denn ach! der Einblick in die große Helle
Ging mir verloren mit dem Seelenglied.
 
Und Sonne blieb als brennendes Verlangen
Und Durst nach allem, was da strahlend ist.
Daher das Stürmen - aufwärts - Gottberauscht -
Daher das Sinken, - flügellahm - verzweifelt ...
 
Drum grollt und stürmt und schmerzt die Seele mich
Und kalter Hochmut presst um sie sein Gitter,
Dass niemand ahne, was darinnen gährt.
 
In ihrem tiefsten, nachtumflorten Grunde
Bebt etwas auch von jenem Blumenhauch ...
Ein flüchtig Düften ... flüchtig scheue Tränen
Und scheuer Durst nach Liebe ... Liebe ... Liebe!
So kindhaft weich, fromm, schmiegsam ... hingegeben
Geschloss'nen Aug's ... in Seele aufgelöst.
 
Ich fühl' das selten ... nur in Dämmerstunden
Bei Geigenklang, bei bangem Fliederduft ...
Da kommt ein weinend Wünschen über mich,
Nach meiner Seele losgeriss'nem Flügel,
Aus allen Fasern strömt ihm Heimweh nach,
Das alte Heimweh ... unfassbar und trostlos ...


zurück


Phantasie d'Amour



... Du aber kennst mich nur, wenn ernst und bleich
mein Wesen ist gestimmt, harmonisch ... gleich ...
Und alles wird in mir: Gedanke, Seele ...
 
Ahnst du den Sturm, den ich dir scheu verhehle,
Und jene Glut, die in den Pulsen brennt,
Und die man zitternd, schaudernd nur erkennt ...?
Und aller Nerven krankes, heißes Beben ...
Den wilden Fieberdurst in mir nach Leben ...?
Ahnst du, welch toller Wahn mich oft umflirrt?
 
Sieh' nicht auf mich ... weil mich dein Blick verwirrt ...
Ich will dir beichten:
Oft in schwüler Nacht
Hab' ich ein fernes Märchenland erdacht,
Wo goldigblonde Sommerlüfte kosen
Und blasser Flieder blüht und purpurtrunk'ne Rosen,
Wo alles Klang und Farbe, Duft und Glanz
Und Elfenlied und leichter Elfentanz,
Und alle Brisen süß vom Blumenhauch geschwellt ...
 
Im Frühlingsschatten' grünlich matt erhellt,
Wo dämm'rig Klingen, dämm'rig Träumen webt,
Ein Elfenpaar sein Märchenleben lebt ...
Das Paar sind du und ich, in duft'gem Liebestraum ...
Vom Ast flockt rosenrot taufeuchter Blütenschaum
In deine Locken ... weiche Frühlingstränen ...
Und dir zu Füßen ich
In traumhaft stillem Sehnen
Schau' ich empor und küsse dein Gewand.
Da legst du lächelnd deine weiße Hand
mir auf die Stirne ...

Laue Lüfte fächeln ...
Ich fühle nichts als dich - dich, dein geliebtes Lächeln ...
Und schau' dir tief und durstig in die Augen,
Um schauernd deine Seele einzusaugen ...
Ringsum ist Stille ... Erd' und Himmel lauscht ...
Da sink' ich an dein Herz, betäubt, berauscht,
Und häng' an dir mit schwerem, langem Kuss ...
 
Und alles rings versinkt, wird Flamme, Glut, Genuss ...
Ich weiß nichts mehr von mir ...
  Fernher tönt leises Singen ...
Lass' mich in diesem Kuss ... vergeh'n ...
verglüh'n ... verklingen ...


zurück


Sehnsucht
»... Psyche, my soul.« ... Edgar Poe



Du hast dereinst in heißen Stunden
Oft weinende, wünschende Sehnsucht empfunden,
Oft glühend begehrendes, drängendes Brennen,
Den ewigen Urquell des Seins zu erkennen
Und lichtgesättigt ... erkennend vergeh'n ...
 
Du hast oft dämm'rig verträumtes Weh'n
Und leises, lindlallendes Sehnen gefühlt
Nach mildem Balsam, der Wunden kühlt,
Nach schlummernder, stillender Friedensnacht ...
 
Dann wolltest du duftende, klingende Pracht
Und ewiger Schönheit berauschende Flut
Und ewiger Liebe beglückende Glut ...
Und immer hast du dich gesehnt und gequält
Nach dem Einzigen, Einen, das immer dir fehlt',
Und hast dereinst in heißen Stunden
Oft weinende, wünschende Sehnsucht empfunden ...
 
Das ist vorbei ... du bist so stille!
Verstummt all dein irrender, rastloser Wille,
Verstummt ist das alte, süß-traurige Lied,
Das dich so oft gequält, gemüht,
Und endlich magst du glücklich sein!
 
Doch meine Seele seufzet: - Nein,
Mir ist so eisig, eisig' kalt!
Ich wollt', sie käme wieder bald!
Das schmächtige, duftige, todkranke Weib,
Mit ewig verlangendem, bebendem Leib
Und ewig verlangenden, schmerzlichen Blicken ...
Denn Schmerz und Verlangen ist höchstes Entzücken ...
Und süßer Genuss sind todtraurige Lieder ...
Ich sehne, ich sehne nach Sehnsucht mich wieder!


zurück


Parfum Tubéreuse
»Mon âme voltige sur les parfums ...« (Baudelaire.)



Ich will aus schwerem Duft und Sünden
Ein süßes Zauberreich begründen.
Und töten will ich Schmerz und Seele.
Und glücklich sein, wenn ich dich quäle!
 
Sieh', droben die zitternden, grausamen Sterne,
Die gähnende, schwindelnde, ewige Ferne,
Und alles, was oft mich durchgraut und umflirrt,
Und was die Gedanken zum Wahnsinn verwirrt -
Es will mich erfassen, durchfiebern, umkrallen...
 
O! lass' die Gardine, die rauschende, fallen!
Und lehn' dich so träg' an den weiten Kamin
Ge'nüber der Ottomane hin!
Ich will mich in die Seide schmiegen,
Den Kopf so müde seitwärts biegen,
Wie du es liebst ...
 
Zurückgelehnt.
Ganz still und schmerzlich süß versehnt,
Umhaucht von fliederheller Seide,
Umzuckt von flackerndem Geschmeide,
Berauscht von dem eig'nen berauschenden Leib ...
Ganz Schönheit und Lächeln ... und Märchen und Weib ...
 
Die Ampel webt ihren blassroten Schein,
Das Feuer knistert so heimlich darein,
Aus all den zärtlichen Falten quillt
Ein lähmend süßer Hauch, und schwillt
Die rote Luft ... so eng, so heiß ...
 
Du starrst mich trostlos an ... ich weiß!
Mein Duft, und wie ich oft gelacht,
Das hat dich so trostlos ... so elend gemacht!


zurück


Mattgeld
»O toi, que j'eusse aimée ...«



Einmal sollte durch mein Leben
Jene Hand, die blasse, schweben,
Wie ein Lenzwind ... duftbetaut ...
In der Seele müden Saiten
Hört' ich leise, zärtlich gleiten
Wundersamen Äolslaut ...
 
Immer tiefer wollt' es schwellen ...
Hab' mich an den dunklen Wellen,
An dem süßen Klang gelabt ...
Und ich weiß, mit tiefem Bangen,
Jene Hand ist früh vergangen ...
Weil ich sie zu lieb gehabt ...
 
Und ich weiß ... in sel'gen Hainen,
Wo die lichten Brunnen weinen,
Lag ich einst vor dir auf Knien.
Fernher bebte Glockenläuten ...
Matte gelbe Rosen streuten
Ihre Blätter um uns hin ...


zurück


Bitte



Du stiller, blauer Alpensee
Schenk' mir von deinem Frieden,
Ertränke du mein altes Weh,
Erfrisch' den Geist, den müden!
 
Ich möchte die Libelle sein,
Die schwebend auf dir ruht,
Ich möchte eine Welle sein
Aus deiner klaren Flut!
 
Sieh' mir ins blasse Angesicht -
Erfüll', was ich begehrt!
Sag' an, löscht all' dein Wasser nicht
Die Glut, die mich verzehrt? ...


zurück

 oben

weiter




 
   lifedays-seite - moment in time -  literatur