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Literatur








Gedichte
Bess Brenck-Kalischer

Dichtung der Jüngsten, Band I
1917

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Die Luzifer Gedichte

Motto:
Vielen Sternen die Bahn zu weisen,
hieß ihn Geschick.
So war Scheidung sein Los.



Luzifer

Die Schrift erblich
Dies einzige Mal.
Luzifer drang in die Tiefe.
Nun trägt Er durch Gestirne
den Traum des doppelten Tages.
Abkunft des Sohnes
Sein.

1914


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Der Königsgedanke
Trotzig rankt der Königsgedanke.
Sieben Pfeile entriß er der Sonne,
Drang in die Tiefe
Das Reich zu bannen.
Siebenmal täglich zertanzen die Strahlen
Den armen großen Königsgedanken,
Sengen das Hirn.
Prophetensprosse aller Geschlechter
Aeltester Tag.

1914


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Da überrannte sie ihr Blut
Zwei Kämpfer standen
Zornig brannte der Alte.
Durch Geschlechter zittert
das junge Alleinsein.

1914


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Er schrie das Licht
Stumm hing die Finsternis.
Gesenkte Schichten zitterten in Quellen.
Liebte die Erde so sehr den heiligen Täter?

1914


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Die Welt deckt das Grab.
Im Grund
Aus Gebein
Sprießt Luzifer.
Der entzündete Wurm
Schleppt das Ei
An den Saum der Gestirne.
Reife, reife, Moder.

1914


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Vor Gottes Tor lag Luzifer
Und brannte nach dem Meinen.
In tiefer Brunst stieß er die Gitter nieder.
Wie voller Strahl sproß da in meinen Schoß.
 
Wie bin ich nun gebreitet,
Licht, Schwelle, Kraft und Urteil.
Die helle Freude floß.
 
Und es ward Licht.
Dem höchsten Zwitter nach,
Der wesenlos das tiefste Wesen einte.
Die Stunde blich
Die Zeugung wirkte stumm.
 
Nun die Entfaltung den Schatten entbunden
Siebenstirnig den Trieb verkündet
Kam die Versuchung.
Luzifer schlief.

1915


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Der Fall
Einer zerbrach die Flügel.
Stumm klang sein Gesicht
Erloschenes Zeichen.
Das Paradies versank.
Im Fall, dem er sich ganz hingab,
Fand er die Erde.
 
Und es ward Licht.
 
1915


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Versäumung

Herr, Du ließest mich,
und ludest mir noch die Zeit, den Spiegel und die

      sieben Farben,
die meine viel zu schwache Haltung nicht ertrugen.
Und während Luzifer das Dreigespann noch hetzte,
tönt einzig Deine Nacht.

1914


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