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Literatur


04.2


Bildergeschichten

Wilhelm Busch
 


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Die kleinen Honigdiebe
Münchener Bilderbogen Nr. 242




„Du,“ sagt der Peterl zum Hansel, „geh’n wir  ‘nüber zu dem Nachbar seinen Bienenstock, der ist bis obenauf voll vom schönsten Honig!“
Und richtig, sie gehen  ‘nüber  und  be- gucken lüstern des Nachbars Bienenstock.




„Den werden wir gleich haben,“ sagt’s Peterl, packt den Bienenstock und hebt ihn, aber im Nu spürt jeder von den zwei Schleckern einen Stich auf der Nase, der nicht von ungefähr zu kommen scheint.


„Ha, ha,“ sagte der Nachbar, der auf das Zetergeschrei herbeikommt, „habt ihr’s gemerkt, wie es beim Honigstehlen zu- geht, jetzt lauft nur heim mit eurem Denkzettel.“




Und einen ordentlichen Denkzettel haben sie davon getragen, so daß keiner mehr den andern gekannt hat.

Und die Mutter hat geschaut, wie’s  heim-
gekommen sind!






Der Vater hat erst gewaltig gezankt, dann hat er aber helfen wollen, allein es war umsonst und die zwei haben alleweil geschrien, als ob sie am Spieße stäken.
Jammernd saßen sie vor ihrem Lieblings-
essen, einer Schüssel
voll duftender Knödel. Der Vater aber überlegt hin und her, wie man die zwei Stacheln, welche die Bienen zurückgelassen, wieder herausausziehen und dadurch helfen möchte.




Da der Schmid im Dorfe der gescheiteste ist, so führt der Vater den Peterl und das Hanserl zu ihm. Der Schmied aber ist ein resolvierter Mann, packt die Bienenstachel gleich mit der
großen Zange und zieht sie auch wirklich glücklich heraus.

Jetzt war allerdings die Hauptsache geschehen, allein die Wunden, welche die Stacheln hinterlassen, mußten erst geheilt werden und da mußte der Bader Dr. Hauxel kommen und auf jede Nase ein großes Pflaster legen, damit sind die zwei drei Wochen im Bette gelegen

 




bis die Sache wieder gut war. – Endlich aber sind sie wieder gesund geworden und haben vor einer großen Schüssel voll Knödel feierlichst gelobt, niemehr zu einem Bienenstock zu geh’n.
Und das sollen sich alle Kinder merken, denn die Bienen stechen noch alle Tage und nicht immer ist ein so resolvierter
Mann, wie der Schmied, bei der Hand, der von den Folgen des Naschens helfen kann.





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