lifedays-seite

moment in time



Literatur


04.2



Wilhelm Busch
Fliegende Blätter und

Beiträge aus den Jahren 1859-1868
 

Popup

Illustration zu Opern



„Denn so ein süßes Täubchen
Wär‘ Seligkeit für mich.“

(Mozart’s Zauberflöte)

zurück




Liebesgluth



1
Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein Herz
Ganz lichterloh vor Liebesschmerz,
Vor Liebesschmerz ganz lichterloh
Als wie gedörrtes Haferstroh.
 
Und von dem Feuer steigt der Rauch
Mir unaufhaltsam in das Aug‘,
Daß ich vor Schmerz und vor Verdruß
Viel tausend Thränen weinen muß.

Ach Gott! Nicht lang‘ ertrag ich‘s mehr! -
Reicht mir doch Feuerkübel her;
Die füll' ich bald mit Thränen an,
Daß ich das Feuer löschen kann.
 
2
Seitdem du mich so stolz verschmäht,
Härmt' ich mich ab von früh bis spät,
So daß mein Herz bei Nacht und Tag
Als wie auf heißen Kohlen lag.
 
Und war es dir nicht heiß genug,
Das Herz, das ich im Busen trug,
So nimm es denn zu dieser Frist,
Wenn Dir's gebacken lieber ist.


zurück




Der harte Winter

Es war einmal ein unvernünftig kalter Winter; da gingen zwei gute Kameraden mit einander auf das Eis zum Schlittschuhlaufen. Nun waren aber hin und wieder Löcher in das Eis geschlagen, der Fische wegen; und als die beiden Schlittschuhläufer nun in vollem Zuge waren, sintemalen der Wind auch heftig blies, versah’s der Eine, rutschte in ein Loch und traf so gewaltsam mit dem Halse vor die scharfe Eiskante, daß der Kopf auf das Eis dahinglitschte und der Rumpf in’s Wasser fiel. Der Andere, schnell entschlossen, wollte seinen Kameraden nicht im Stich lassen, zog ihn heraus, holte den Kopf und setzte ihn wieder gehörig auf, und weil es eine so barbarische Kälte in dem Winter war, so fror der Kopf auch gleich wieder fest. Da freute sich der, dem das geschah, daß die Sache noch so günstig für ihn abgelaufen war. Seine Kleider waren aber alle ganz naß geworden; darum ging er mit seinem Kameraden in ein Wirthshaus, setzte sich neben den warmen Ofen, seine Kleider zu trocknen, und ließ sich von dem Wirthe einen Bittern geben. „Prosit, Kamerad!“ sprach er und trank dem Andern zu; „auf den Schrecken können wir wohl Einen nehmen.“
 
Nun hatte er sich durch das kalte Bad aber doch einen starken Schnupfen geholt, daß ihm die Nase lief. Da er sie nun zwischen die Finger klemmte, sich zu schnäuzen, behielt er seinen Kopf in der Hand, denn der war in der warmen Stube wieder losgethaut.
 
Das war nun freilich für den armen Menschen recht fatal, und er meinte schon, daß er nun in der Welt nichts Rechtes mehr beginnen könnte; aber er wußte doch Rath zu schaffen, ging hin zu einem Bauherrn und ließ sich anstellen als Dielenträger, und war das eine gar schöne passende Arbeit für ihn, weil ihm dabei der Kopf niemals im Wege saß, wie vielen andern Leuten, die auch Bretter tragen müssen.

zurück




Illustration zu den deutschen Classikern


 

„Ach, wenn sie ewig grünen bliebe.“
(Schiller’s  Glocke)

zurück





weiter




   lifedays-seite - moment in time