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04.2
Wilhelm Busch
- Fliegende Blätter
Beiträge
aus den Jahren 1859-1868
Die Ballade von den sieben
Schneidern
Dort
auf der breiten Haide, loff eine Maus daher,
Und
wär‘ sie nicht geloffen, so lebte sie nicht mehr.
Und
zu derselben Stunde (es war um halber neun)
Sah
dieses mit Entsetzen ein altes Mütterlein
Die
Schneider mit den Scheren, die kehrten sich herum,
Sie
stürzten auf die Alte mit schrecklichem Gebrumm.
„Heraus
nun mit dem Gelde! da hilft kein Ach und Weh!“
Das
Mütterlein, das alte, das kreischte: „Achherrjeh!“
Ein
Geisbock kam geronnen, so schnell er eben kann,
Und
stieß mit seinem Horne den letzten Schneidersmann.
Da
fielen sieben Schneider Pardautz auf ihre Nas
Und
lagen beieinander maus’tod im grünen Gras.
Und
sieben Schneiderseelen, die sah man aufwärts schwirr’n,
Sie
waren anzuschauen, wie sieben Fäden Zwirn.
zurück
Die
Mohrenthräne
Don
Rodrigo, Don Rodrigo,
Kühnster aller Cavaliere,
Die auf hohem Rosse kamen
Zu Sevilla's Festturniere;
Sprich,
Rodrigo, stolzer Degen!
Was soll deiner Augen Glühen,
Und was soll der dunklen Brauen
Sturmumwölktes Faltenziehen?
Und
er fluchte: »Donna Clara!
Donna Clara!« flucht' er wüthend,
Und verschwand in seinem Zelte,
Dunkel, einsam, Unheil brütend.
Aber draußen vor dem Zelte
Wacht der alte, treue, brave.
Vielerprobte, oftgebläute,
Schwarzverpichte Mohrensklave.
Seine Lippen, festgeschlossen,
Bergen die demant'nen Zähne
Und es rinnt von seinem Auge
Eine dicke Mohrenthräne.
»Molo, du mein schwarzer Sklave,
Sklave aus dem Mohrenlande,
Eile flugs zum Bärenwirthe
An Sevilla's Mauerrande!
Bringe mir vom Allerbesten,
Mir das Herz daran zu letzen,
Denn was Lieb' an mir verbrochen,
Soll der Wein mir nun ersetzen!
Eine Flasche,
Donna Clara,
Von dem allerbesten Fasse,
E i n e trank ich uns'rer Liebe,
Z e h n e trink' ich unserm Hasse!«
Und es rennt der schwarze Sklave,
Und er bringt der Flaschen zehne,
Und es rinnt von seinem Auge
Eine dicke Mohrenthräne.
»Armer Molo, schwarzer Molo,
Weine nur, o Molo, weine!
Eine Flasche trank Rodrigo,
Und er trank sie ganz alleine.
Eine Flasche trank Rodrigo,
Und er trank sie seiner Liebe,
Und du kriegtest für gewöhnlich
Ein Mal nur des Tages Hiebe.
Zehne trinkt er seinem Hasse -
Weine nur, o Molo, weine! -
Jetzt bekommst du zehnmal Hiebe
Und du krieg'st sie ganz alleine.«
Also spricht der schwarze Sklave,
Spricht's durch seine weißen Zähne,
Und es rinnt von seinem Auge
Eine dicke Mohrenthräne.
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