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04.2
Wilhelm
Busch
Kritik
des Herzens
Sie
hat nichts und du desgleichen
Dennoch wollt ihr, wie ich sehe,
Zu dem Bund der heil'gen
Ehe
Euch bereits die Hände
reichen.
Kinder, seid ihr denn bei
Sinnen?
Überlegt euch das
Kapitel!
Ohne die gehör'gen Mittel
Soll man keinen Krieg
beginnen.
zurück
Wenn ich dereinst ganz alt und schwach,
Und 's ist mal ein milder Sommertag,
So hink' ich wohl aus dem kleinen Haus
Bis unter den Lindenbaum hinaus.
Da setz' ich mich denn
im Sonnenschein
Einsam und still auf die
Bank von Stein,
Denk' an vergangene
Zeiten zurücke
Und schreibe mit meiner
alten Krücke
Und mit der alten
zitternden Hand
So vor mir in den Sand.
zurück
Ich weiß nicht, wie er in der Juppe
Als
rauhbehaarte Bärenpuppe
Vor seinem
vollen Humpen saß
Und hoch und
heilig sich vermaß,
Nichts ginge
über rechten Durst,
Und Lieb und
Ehr wär' gänzlich Wurst.
Darauf verging
nicht lange Zeit,
Da sah ich ihn
voll Seligkeit,
Gar schön
gebürstet und gekämmt,
Im neuen Frack
und reinen Hemd,
Aus Sankt
Micheli Kirche kommen,
Allwo er sich
ein Weib genommen.
Nun ist auch
wohl, so wie mir scheint,
Die Zeit nicht
ferne, wo er meint,
Daß so ein
kleines Endchen Ehr
Im Knopfloch
gar nicht übel wär'.
zurück
Sahst du das wunderbare
Bild von Brouwer?
Es zieht dich an wie ein
Magnet.
Du lächelst wohl,
derweil ein Schreckensschauer
Durch deine Wirbelsäule
geht.
Ein kühler Doktor öffnet
einem
Manne
Die Schwäre hinten im
Genick;
Daneben steht ein Weib
mit einer Kanne,
Vertieft in dieses
Mißgeschick.
Ja, alter Freund, wir
haben
unsre Schwäre
Meist hinten. Und voll
Seelenruh
Drückt sie ein andrer
auf. Es rinnt die Zähre,
Und fremde Leute sehen
zu.
zurück
Denkst du
dieses alte Spiel
Immer wieder aufzuführen?
Willst du denn mein
Mitgefühl
Stets durch Tränen
ausprobieren?
Oder möchtest du
vielleicht
Mir des Tanzes Lust
versalzen?
Früher hast du's oft
erreicht;
Heute werd' ich
weiterwalzen.
zurück
Er war ein grundgescheiter Mann
Sehr
weise und hocherfahren;
Er trug ein graumeliertes Haar,
Dieweil er schon ziemlich bei Jahren.
Er war ein abgesagter Feind
Des Lachens und des Scherzens
Und war doch der größte Narr am Hof
Der Königin seines Herzens.
zurück
Der alte Junge ist gottlob
Noch immer äußerst rührig;
Er läßt nicht nach, er
tut, als ob,
Wennschon die Sache
schwierig.
Wie wonnig trägt er Bart
und
Haar,
Wie blinkt der enge
Stiefel.
Und bei den Damen ist er
gar
Ein rechter böser
Schliefel.
Beschließt er dann des
Tages
Lauf,
So darf er sich
verpusten,
Setzt seine Zipfelkappe
auf
Und muß ganz schrecklich
husten.
zurück
Du warst noch so ein
kleines Mädchen
Von acht, neun Jahren
ungefähr,
Da fragtest du mich
vertraut und wichtig:
»Wo kommen die kleinen
Kinder her?«
Als ich nach Jahren dich
besuchte,
Da warst du schon über
den Fall belehrt,
Du hattest die alte
vertrauliche Frage
Hübsch praktisch gelöst
und aufgeklärt.
Und wieder ist die Zeit
vergangen.
Hohl ist der Zahn und
ernst der Sinn.
Nun kommt die zweite und
wichtige Frage:
»Wo gehen die alten
Leute hin?«
Madame, ich habe mal
vernommen,
Ich weiß nicht mehr so
recht, von wem:
Die praktische Lösung
dieser Frage
Sei eigentlich recht
unbequem.
zurück
Also hat es dir gefallen
Hier
in dieser schönen Welt;
So daß das
Vondannenwallen
Dir nicht
sonderlich gefällt.
Laß dich das
doch nicht
verdrießen.
Wenn du
wirklich willst und meinst,
Wirst du
wieder aufersprießen;
Nur nicht ganz
genau wie einst.
Aber, Alter,
das bedenke,
Daß es hier
doch manches gibt,
Zum Exempel
Gicht und Ränke,
Was im ganzen
unbeliebt.
zurück
Hoch
verehr' ich ohne Frage
Dieses
gute Frauenzimmer.
Seit dem segensreichen
Tage,
Da ich sie zuerst
erblickt',
Hat mich immer hoch
entzückt
Ihre rosenfrische Jugend,
Ihre Sittsamkeit und
Tugend
Und die herrlichen
Talente.
Aber dennoch denk' ich
immer,
Daß es auch nicht
schaden könnte,
Wäre sie ein bissel
schlimmer.
zurück
Wärst du ein Bächlein
So
eilt' ich dir geschwinde nach.
Und wenn ich dich
gefunden hätt'
In deinem Blumenuferbett,
Wie wollt ich mich in
dich ergießen
Und ganz mit dir
zusammenfließen,
Du vielgeliebtes Mädchen
du!
Dann strömten wir bei
Nacht und Tage
Vereint im süßen
Wellenschlage
Dem Meere zu.
zurück
Es hatt' ein Müller eine Mühle
An einem Wasser kühle;
Da kamen hübscher
Mädchen viel,
Zu mahlen in der Mühle.
Ein armes Mädel war
darunt,
Zählt sechzehn Jahre
eben;
Allwo es ging, allwo es
stund,
Der Müller stund
daneben.
Er schenkt ein Ringlein
ihr
von Gold,
Daß er in allen Ehren
Sie ewig immer lieben
wollt;
Da ließ sie sich
betören.
Der Müller, der war
falsch von
Sinn:
»Wenn ich mich tu
vermählen,
So will ich mir als
Müllerin
Wohl eine Reiche
wählen.«
Da 's arme Mädel das
vernahm,
Wird's blaß und immer
blasser
Und redt nit mehr und
ging und kam
Und sprang ins tiefe
Wasser. –
Der Müller kümmert sich
nicht
viel,
Tat Hochzeitleut
bestellen
Und führt mit Sang und
Saitenspiel
'ne andre zur Kapellen.
Doch als man auf die
Brücke
kam,
Fängt's Wasser an zu
wogen
Und zischt und rauscht
verwundersam
Herauf bis an den Bogen.
Die weiße Wassernixe
stand
Auf schaumgekrönter
Welle;
Sie hält in ihrer weißen
Hand
Von Gold ein Ringlein
helle.
»Du Falscher, deine Zeit
ist
aus!
Bereite dich geschwinde!
Dich ruft hinab ins
kalte Haus
Die Mutter mit dem
Kinde.«
zurück
Strebst du nach des Himmels Freude
Und
du weißt's nicht
anzufassen,
Sieh nur, was
die andern Leute
Mit Vergnügen
liegenlassen.
Dicke Steine,
altes Eisen
Und mit Sand
gefüllte Säcke
Sind den
meisten, welche reisen,
Ein
entbehrliches Gepäcke.
Laß sie
laufen, laß sie
rennen;
Nimm, was
bleibt, zu deinem Teile.
Nur, was sie
dir herzlich gönnen,
Dient zu
deinem ew'gen Heile.
zurück
Mein kleinster Fehler ist der Neid
Aufrichtigkeit,
Bescheidenheit,
Dienstfertigkeit und Frömmigkeit,
Obschon es herrlich schöne Gaben,
Die gönn' ich allen, die sie haben.
Nur wenn ich sehe, daß der Schlechte
Das kriegt, was ich gern selber möchte;
Nur wenn ich leider in der Nähe
So viele böse Menschen sehe
Und wenn ich dann so oft bemerke,
Wie sie durch sittenlose Werke
Den lasterhaften Leib ergötzen,
Das freilich tut mich tief verletzen.
Sonst, wie gesagt, bin ich hienieden,
Gott Lob und Dank, so recht zufrieden.
zurück
Als er
noch krause Locken trug,
War alles ihm zu dumm,
Stolziert daher und
trank und schlug
Sich mit den Leuten
herum.
Die hübschen Weiber
schienen
ihm
Ein recht beliebtes
Spiel;
An Seraphim und Cherubim
Glaubt er nicht
sonderlich viel.
Jetzt glaubt er, was der
Pater
glaubt,
Blickt nur noch
niederwärts,
Hat etwas Haar am
Hinterhaupt
Und ein verprömmeltes
Herz.
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