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Literatur


04.2



Der hastige Rausch
und andere Bilder-Geschichten

Wilhelm Busch

 


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Ehre dem Photographen,
denn er kann nichts dafür
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Wie häufig tadelt man den Photographen und doch wie ungerecht! Der Photograph ist  eigentlich Maler; denn



er zeichnet
und lasiert,



er wählt die richtige Distanz
für Goldsachen

und neue Zylinder


Er arrangiert die Neuverlobten, und wohl- gelungen wär die Gruppe, hätte nicht das männliche Objekt der Kunst die rechte untere Extremität eigenmächtig nach vorne geschoben

Hier ist Fräulein Adele im Begriffe, für
ihren Ferdinand sich abphotographieren
zu lassen.
 


Der Photograph verfährt mit der äußersten Sorgfalt. Er hat die Position zu seiner Zufriedenheit geordnet. Aber unbefriedigend ist das Resultat; denn was kann der Apparat gegen die  unaufhalt-
samen Schwingungen




eines zärtlich erregten Herzens.

Auch Hanno von  Hinkelsmark will sich aufnehmen lassen.



„Den  Kopf etwas mehr nach rechts“
„Oder, bitte, stehen Sie gefälligst lieber auf! Und nur recht freundlich, wenn ich bitten darf!“


 „So! Es beginnt!“

 „Sieben – acht – neun – zehn – elf – „


Was die Kritik von einem guten Kunstwerk verlangt, ist drin: Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft. Blos  die ruhige Haltung fehlt. Wie kommt das nur? Der Mensch  tut’s,
der Apparat macht’s und der Photograph verkauft’s! D’rum Ehre dem Photographen!
Denn er kann nichts dafür!






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