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04.2
Wilhelm
Busch
Schein
und Sein
Ärgerlich
Aus
der Mühle schaut der Müller,
Der
so gerne mahlen will.
Stiller
wird der Wind und stiller,
Und
die Mühle stehet still.
»So
geht's immer, wie ich finde,«
Rief
der Müller voller Zorn.
»Hat
man Korn, so fehlt's am Winde,
Hat
man Wind, so fehlt das Korn.«
zurück
Gedrungen
Schnell
wachsende Keime
Welken
geschwinde;
Zu
lange Bäume
Brechen
im Winde.
Schätz
nach der Länge
Nicht
das Entsprungne!
Fest
im Gedränge
Steht
das Gedrungne.
zurück
Gestört
Ich
gedachte still zu sitzen,
Doch
sogleich begann das Treiben:
»Du
mußt gehen, laufen, schwitzen,
Um
so
forsch wie wir zu bleiben.«
Und
sie wollten mir nach ihrer
Mode
keine Ruhe gönnen,
Gleich
wie Boten und Hausierer
Sollt'
ich hin und wider rennen.
Ich
besah mir diese Geister,
Diese
ungestümen Treiber.
Oft
sind solche weisen Meister
Grad
die ärgsten Klageweiber.
zurück
So nicht
Ums
Paradies ging eine Mauer
Hübsch
hoch vom besten Marmelstein.
Der
Kain, als ein Bub, ein schlauer,
Denkt
sich: Ich komme doch hinein.
Er
stieg hinauf zu diesem Zwecke
An
einer Leiter mäuschenstumm.
Da
schlich der Teufel um die Ecke
Und
stieß ihn samt der Leiter um.
Der
Vater Adam, der's gesehen,
Sprach,
während er ihn liegenließ:
»Du
Schlingel! Dir ist recht geschehen.
So
kommt man nicht ins Paradies.«
zurück
Im
Sommer
In
Sommerbäder
Reist
jetzt ein jeder
Und
lebt famos.
Der
arme Dokter,
Zu
Hause hockt er
Patientenlos.
Von
Winterszenen,
Von
schrecklich schönen,
Träumt
sein Gemüt,
Wenn,
Dank der Götter,
Bei
Hundewetter
Sein
Weizen blüht.
zurück
Künftig
O
komm herbei, du goldne Zeit,
Wenn
alle, die jetzt bummeln,
In
schöner Unparteilichkeit
Sich
bei der Arbeit tummeln.
Der
Lärm, womit der Musikant
Uns
stört, wird dann geringer.
Wer
Dünger fuhr, wer Garben band,
Dem
krümmen sich die Finger.
zurück
Vergeblich
Schon
recht. Du willst als Philosoph
Die
Wahrheit dir gewinnen;
Du
machst mit Worten ihr den Hof,
Um
so
sie einzuspinnen.
Nur
sage nicht, daß zwischen dir
Und
ihr schon alles richtig.
Sie
ist und bleibt, das wissen wir,
Jungfräulich,
keusch und züchtig.
zurück
Versäumt
Zur
Arbeit ist kein Bub geschaffen,
Das
Lernen findet er nicht schön;
Er
möchte träumen, möchte gaffen
Und
Vogelnester suchen gehn.
Er
liebt es, lang im Bett zu liegen.
Und
wie es halt im Leben geht:
Grad
zu den frühen Morgenzügen
Kommt
man am leichtesten zu spät.
zurück
Wassermuhmen
In
dem See die Wassermuhmen
Wollen
ihr Vergnügen haben,
Fangen
Mädchen sich und Knaben,
Machen
Frösche draus und Blumen.
Wie
die Blümlein zierlich knicksen,
Wie
die Fröschlein zärtlich quacken,
Wie
sie flüstern, wie sie schnacken,
So
was freut die alten Nixen.
zurück
Das Blut
Wie
ein Kranker, den das Fieber
Heiß
gemacht und aufgeregt,
Sich
herüber und hinüber
Auf
die andre Seite legt –
So
die Welt. Vor Haß und Hader
Hat
sie niemals noch geruht.
Immerfort
durch jede Ader
Tobt
das alte Sünderblut.
zurück
Laß
ihn
Er
ist verliebt, laß ihn gewähren,
Bekümmre
dich um dein Pläsier,
Und
kommst du gar, ihn zu bekehren,
Wirft
er dich sicher vor die Tür.
Mit
Gründen ist da nichts zu machen.
Was
einer mag, ist seine Sach,
Denn
kurz gesagt: In Herzenssachen
Geht
jeder seiner Nase nach.
zurück
Bis auf weiteres
Das
Messer blitzt, die Schweine schrein,
Man
muß sie halt benutzen,
Denn
jeder denkt: Wozu das Schwein,
Wenn
wir es nicht verputzen?
Und
jeder schmunzelt, jeder nagt
Nach
Art der Kannibalen,
Bis
man dereinst »Pfui Teufel!« sagt
Zum
Schinken aus Westfalen.
zurück
Frisch
gewagt
Es
kamen mal zwei Knaben
An
einen breiten Graben.
Der
erste sprang hinüber,
Schlankweg,
je eh'r, je lieber.
War
das nicht keck?
Der
zweite, fein besonnen,
Eh'
er das Werk begonnen,
Sprang
in den Dreck.
zurück
Gründer
Geschäftig
sind die Menschenkinder,
Die
große Zunft von kleinen Meistern,
Als
Mitbegründer, Miterfinder
Sich
diese Welt zurechtzukleistern.
Nur
leider kann man sich nicht einen,
Wie
man das Ding am besten mache.
Das
Bauen mit belebten Steinen
Ist
eine höchst verzwickte Sache.
Welch
ein Gedränge und Getriebe
Von
Lieb und Haß bei Nacht und Tage,
Und
unaufhörlich setzt es Hiebe,
Und
unaufhörlich tönt die Klage.
Gottlob!
es gibt auch stille Leute,
Die
meiden dies Gewühl und hassen's
Und
bauen auf der andern Seite
Sich
eine Welt des Unterlassens.
zurück
Wiedergeburt
Wer
nicht will, wird nie zunichte,
Kehrt
beständig wieder heim.
Frisch
herauf zum alten Lichte
Dringt
der neue Lebenskeim.
Keiner
fürchte zu versinken,
Der
ins tiefe Dunkel fährt.
Tausend
Möglichkeiten winken
Ihm,
der gerne wiederkehrt.
Dennoch
seh' ich dich erbeben,
Eh'
du in die Urne langst.
Weil
dir bange vor dem Leben,
Hast
du vor dem Tode Angst.
zurück
Entrüstet
Zu
gräßlich hatt' er mich geneckt.
Wie
weh war mir zu Sinn!
Und
tief gekränkt und aufgeschreckt
Zum
Kirchhof lief ich hin.
Ich
saß auf einem Leichenstein,
Die
Augen weint' ich rot.
»Ach,
lieber Gott, erbarm dich mein
Und
mach mich endlich tot.
Sieht
er mich dann in meinem Sarg,
So
wird er lebenssatt
Und
stirbt vor Gram, weil er so arg
Mein
Herz behandelt hat.«
Kaum
war's gesagt, so legten sich
Zwei
Arme um mich her,
Und
auf der Stelle fühlte ich,
Wer
das getan, war er.
Wir
kehrten Arm in Arm zurück.
Ich
sah ihn an bei Licht.
Nein,
solchen treuen Liebesblick
Hat
doch kein Bösewicht.
zurück
Immerfort
Das
Sonnenstäubchen fern im Raume,
Das
Tröpfchen, das im Grase blinkt,
Das
dürre Blättchen, das vom Baume
Im
Hauch des Windes niedersinkt –
Ein
jedes wirkt an seinem Örtchen
Still
weiter, wie es muß und mag,
Ja,
selbst ein leises Flüsterwörtchen
Klingt
fort bis an den Jüngsten Tag.
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