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Gedichte
- Georg Heym
Dichtungen
und Schriften
Es
rauscht und saust von
grossen Karussellen
Wie
Sonnen flammend in den
Nachmittagen.
Und
tausend Leute sehen mit
Behagen,
Wie
sich Kamele drehn und
Rosse schnellen,
Die
weissen Schwäne und die
Elefanten,
Und
einer hebt vor Freude
schon das Bein
Und
grunzt im schwarzen
Bauche wie ein Schwein,
Und
alle Tiere fangen an zu
tanzen.
Doch
nebenan, im
Himmelslicht, dem hellen,
Gehen
die Maurer rund, wie
Läuse klein,
Hoch
ums Gerüst, ein
feuriger Verein,
Und
schlagen Takt mit ihren
Mauserkellen.
zurück
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Was
schauderst du, wenn unser Blick entflammt?
Es
krampft sich deine Hand dir unbewußt.
Sind
wir denn, ich und du, verdammt,
Den
Brand zu wühlen in die Brust?
Ich
fühl's an deinen feuchten Händen,
Du
weißt es, was wir einsam träumen.
Das
Schicksal können wir nicht wenden.
Es
hilft uns nicht, daß wir uns bäumen.
Von
Schönheit trunken muß ich dich genießen,
Des
Wunderleibes Pracht begreifen,
Daß
du und ich im Jauchzen eins verfließen,
Daß
wir uns brünstig lichtwärts reifen.
Du,
schlag dir deine Brust, daß du bekämpft
In
falscher Scham die unerhörte Glut.
Aufs
Lager fließt das Licht gedämpft.
Mir
rast nach dir und hämmert dumpf mein Blut.
Ich
muß verbrennen, es verzehrt mich.
Die
Arme werden dürr vor Glut.
Schon
viel zu lang hast du gewehrt dich.
Die
Kraft ringt sich hinauf, es schwillt die Flut.
zurück
Stimme aus der Tiefe
Willst
du denn, daß ich
ganz zu Grunde geh?
Du
weißt, du schlugst mich
oft schon,
Wenn
ich dich bat um einen
Strahl der Höh.
Ich
trug's, denn endlich
hofft ich Lohn.
Warum
von neuem folterst du
mich jetzt
Wo
ich die ganze Nacht
durch mit dir rang?
Was
hab ich dich denn gar
zu sehr verletzt.
Ich
will Erhörung, ich fleh
nicht mehr lang!
Bist
du der Liebe Gott, so
gib mir Teil an ihr
Und
zeig mir nicht bloß
Schemen, die entglitten.
Ich
hoffe noch: ein
Glückstrahl neigt sich mir,
Doch
kann ich nicht mehr
warten, lange bitten.
zurück
Und
die Hörner des Sommers . . .
Und
die Hörner des Sommers
verstummten im Tode
der
Fluren,
In
das Dunkel flog Wolke auf Wolke dahin.
Aber
am Rande schrumpften die Wälder verloren,
Wie
Gefolge der Särge in Trauer vermummt.
Laut
sang der Sturm im
Schrecken der bleichenden Felder,
Er
fuhr in die Pappeln und bog einen weißen Turm.
Und
wie der Kehricht des Windes lag in der Leere
Drunten
ein Dorf, aus grauen Dächern gehäuft.
Aber
hinaus bis unten am Grauen des Himmels
Waren
aus Korn des Herbstes Zelte gebaut,
Unzählige
Städte, doch leer und vergessen.
Und
niemand ging in den Gassen herum.
Und
es sank der Schatten der Nacht. Nur die Raben
noch
irrten
Unter
den drückenden Wolken im Regen hin,
Einsam
im Wind, wie im Dunkel der Schläfen
Schwarze
Gedanken in trostloser Stunde fliehn.
zurück
Die
Seiltänzer
Sie
gehen über den gespannten Seilen
Und
schwanken manchmal fast, als wenn sie fallen.
Und
ihre Hände schweben über allen,
Die
flatternd in dem leeren Raum verweilen.
Das
Haus ist übervoll von tausend Köpfen,
Die
wachsen aus den Gurgeln steil, und starren
Wo
oben hoch die dünnen Seile knarren.
Und
Stille hört man langsam tröpfeln.
Die
Tänzer aber gleiten hin geschwinde
Wie
weiße Vögel, die die Wandrer narren
Und
oben hoch im leeren Baume springen.
Wesenlos,
seltsam, wie sie sich verrenken
Und
ihre großen Drachenschirme schwingen,
Und
dünner Beifall klappert auf den Bänken.
zurück
Die
Augen schließ ich
Die
Augen schließ ich. Schall
erfüllt den Pfad
Des
Festzugs. Wagen,
Reiter, Mann an Mann.
Des
Volks Staunen bei dem
Viergespann,
Das
langsam naht mit dir im
Hochzeitsstaat.
Die
Augen öffne ich. Der
Traum zerrann.
Die
Wolken sinken, und der
Abend naht.
Ein
Scherenschleifer tritt
und tritt sein Rad.
Es
kreischt. Und Funken
stieben dann und wann.
Du
hättest besser mich und
rein gemacht.
Ich
hätt zum Dank dir
Wissens viel gegeben.
In
meiner Liebe wärst du
aufgewacht.
Dein
Haus ist einsam und im
Dunkel liegt
Dein
Fenster nach dem See. Doch
immer schweben
Die
Wünsche wild zu dir.
Wer ist, der siegt?
zurück
Das
Dorf
Aus
hohen Fenstern tönt die
Orgel fort
Im
kleinen Friedhof, wo der
Pfarrer steht,
Und
mit der Hand der Blumen
Blätter dreht
Nach
Würmern, und nach
welkem Blatt, das dorrt.
Die
Straße liegt im
Abendlichte leer.
Die
Häuser alle stumm. Doch
gelblich schwimmt
Schon
der Kastanien Laub,
und unbestimmt
Mit
Braun und Rot in
Herbstes Wiederkehr.
Der
Felder Ausschnitt liegt
am Ende weit.
Sie
dunkeln schon, wo fern
der Wald beginnt.
Des
blasse Grenze in der
Luft verrinnt.
So
blaß schon, wie in
trüber Winterzeit.
Die
Orgel schweigt. Der
Kirche Turmhahn kehrt
Sich
glänzend um. Der
Sonnenblumen Haupt
Glüht
an der
Kirchhofsmauer, gelb belaubt.
Das
sich vom kühlen Staub
der Gräber nährt.
zurück
Zu
hoffen ist nicht mehr
„Zu
hoffen ist nicht mehr.
Und nichts zu wagen.“
Wie
ein Berauschter lehnte
er am Stamm.
Und
sah der Berge Wälder
jenseits ragen.
Drauf
trübes Licht, wie
weißer Schatten, schwamm.
Die
Wolken zogen langsam,
wie Phantome,
In
riesenhafte Mäntel
eingehüllt.
Das
Schilf stand rauschend
an dem grauen Strome,
Wie
Trauerklage Hof und
Straße füllt.
Wie
grenzenlos verlassen
zieht er fort.
Der
Wind rührt leicht nur
seine graue Fläche.
Da
unten ist ein ewig
stummer Port
Von
Sand und grünen Algen
seiner Schwäche.
Er
tritt hinunter in die
blinden Wogen.
Die
Wasserpflanzen klettern
auf vom Grund,
Die
Füße werden schnell ihm
fortgezogen.
Er
spuckt und gurgelt.
Wasser füllt den Schlund.
In
Dämmerung die blassen
Ufer weichen.
Dem
trüben Abend folgt die
trübe Nacht,
Wie
einer Mutter hin die
Stunden schleichen,
Die
an des toten Sohnes
Bette wacht.
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