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04.2
Kleines
Fabelbuch
Gustav Holting
„Ein
Wolf! ein Wolf! zu Hülfe! ach! herbei!
Mein
schönstes Schaf hat er schon umgebracht!“
So
tönte eines Schäferbuben Angstgeschrei
Gar
kläglich einst hin durch die stille Nacht.
Die
Nachbarn kamen voller Eil′,
Doch
ward nur Spott und Hohn ihr Theil.
Der
Bube sprach: „Verzeiht, daß ich gestört;
Ich
wollte eigentlich nur ein Mal seh’n,
Ob
Ihr auch aufpaßt, wie es sich gehört;
Jetzt
könnt Ihr ruhig wieder schlafen geh’n.
Für
diesmal hat’s noch keine Noth,
Ich
weck′ Euch, wenn Gefahr uns droht.“
Bald
d’rauf kam wirklich bei des Mondes Schein
Ein
großer Wolf herbeigerannt;
Blutgierig
brach er in die Heerde ein,
Wo
keinen Widerstand er fand,
Und
schon nach wenig Augenblicken
Lag
hier und da ein Schaf in Stücken.
Wohl
schrie der Schäfer jetzt aus aller Macht,
Die
Nachbarn hörten’s, blieben aber liegen:
„Du
hast uns einmal schon um uns’re Ruh‘ gebracht,
Zum
zweiten Mal sollst Du uns nicht betrügen.“
Wer
einmal lügt, dem glaubt man nicht,
Und
wenn er auch die Wahrheit spricht.
zurück
Strauch und Rose
Es
sprach der Strauch zu der Rose:
„Du
dauerst mich, armes Kind,
Noch
ehe die Sonne gesunken
Entblättert
Dich schon der Wind.“
Die
Rose erwiderte: „Und leb′ ich
Auch
nur eine Spanne Zeit,
So
hab′ ich so manches Auge
Ergötzt
doch und erfreut.
Und
werden auch meine Blätter
Schon
morgen verweht von der Luft,
So
konnt′ ich doch heute so Manchen
Erquicken
durch meinen Duft.“
(Frei
nach Le Balli)
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