Dichter aus Dreißigjährigem Kriege

 
Ein Kind besucht den sterbenden Simon Dach
 
Ich nenne dich Annke, dir tropft der Schaum von der Nase.
Aber vom Strohhalm quillt dir die Seifenblase.
Die könnte der glänzende Himmel sein,
Und er schließt die liebe reisende Erde ein,
Ihren Pregel, ihren Amazonenstrom,
Das Kapitol, den Ulmer Dom,
Und auf ihr atmen die Kinderlungen
Deiner Igel- und Meerschweinjungen.
 
Jetzt quert die Blase das Staubgetreibe
Im Sonnenschachte der Fensterscheibe;
Sieh, wo Licht das Finster zerriß,
Webt Staub die Sonnenfinsternis.
Wolkig umgibt die Heimkehrenden
Aller Geschöpfe
Der gleiche Staub, zu dem unsre Köpfe
Und selbst die geliebten Augen werden.
 
Du neigst die Wimper, dir schäumts um die Nase —
Blase, kleine Annke, blase.

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Klage des Johann Rist

Will euer Pulverdunst und euer Feuerschein
Denn immer wieder mit der Träne kommen?
Was will das Wort bei mir, es ist nicht mein:
Ihr habt nur zugebracht, nicht forrgenommen.
 
Was will das Wort? Ich schmücke den Altar
Zur Winterszeit mit selbstgezognen Pflanzen;
Da grünte, was aus Jesu Sonnenursprung war,
Zitronen, Myrten, Pomeranzen.
 
So waren Münzen, Prismen, Instrument,
Das ganze Trümmerweh nicht meine Habe,
Im Knall entstieg der Geist, der nicht verbrennt,
Den Urnen aus dem Hünengrabe.
 
Nun klaffen Öfen in verkrampftem Schrei,
Die Fledermäuse klatschen in Phiolenschränke,
Gleich Fäusten drohn die Eichen der Pfarrei,
Gleich Gräbern Rasentisch und Rasenbänke.
 
Ihr nahmt mein Herz: mein junges Liederbuch
Zum Laden der Musketen.
Es war, nun ist es Brandgeruch,
Gefügt aus frommen Alphabeten.
 
Noch schlägt das Herz, in eurer Schlacht
Ist es nicht umgekommen.
Im Sonnenursprung schlägts: ihr habt nur zugebracht,
Ihr habt nicht fortgenommen.

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Von Fern der Weise

Nun, Freunde, geht, laßt das Getröst.
Wenn sie mich weiter jagen —
Ich habe meinen Gram erlöst,
Ihn können sie nicht schlagen.
 
Ich bin — sie müssen ihren Eifer
Mit Ohnmacht mir entgelten —
Bei Tage nur ein Brillenschleifer,
Bei Nach ein Herr der Welten.

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