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Literatur


04.2



Gedichte


Der zunehmende Mond
Rabindranath Tagore
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Die Hütte

    Ich ging allein den Weg über das Feld, während der
Sonnenuntergang sein letztes Gold wie ein Geizhals
verbarg.

    Des Tages Licht sank tiefer und tiefer in die Dunkelheit,
und das verwitwete Land, der Ernte brach, lag
schweigend.

    Plötzlich stieg eines Knaben schrille Stimme in den Himmel.
Er durchdrang ungesehn das Dunkel und ließ die Spur seines
Liedes über der Stille des Abends.

    Seine Hütte lag im Dorf am Ende des öden Landes, hinter
dem Zuckerrohrfeld, verborgen in den Schatten der Bananen
und der schlanken Arēka-Palme [1], der Kokosnuß und der
dunkelgrünen Brotfruchtbäume.

     Ich hielt einen Augenblick inne auf meinem einsamen Gang im
Licht der Sterne und sah ausgebreitet vor mir die dunkelnde Erde,
in ihren Armen zahllose Hütten mit Wiegen und Betten, Mutterherzen
und Abendlampen und jungen Leben, froh von einer Freude, die
nicht weiß, was sie der Welt bedeutet.


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