lifedays-seite

moment in time

 
 
Literatur


04.2



Politische Gedichte

Karl Frohme
______________________



Ideale

Umschwebet mich, ihr holden Lichtgestalten,
Ihr Friedenskinder, meine Ideale!
Reicht mir den Zaubertrank aus goldner Schale,
Darin die ew'ge Jugendkraft enthalten,

Daß sich mein Geist mög', eurer wert, entfalten
So lang', bis daß er kreist zum letzten Male,
Daß er der Menschheit seine Schuld bezahle
Im harten Kampf gen feindliche Gewalten!

Einst kommt die Zeit, o wär' sie nicht mehr weit,
Wenn dieser Kampf voll Mutes aus gestritten,
Wo euch kein Lästermund mehr frech entweiht.

Ich seh' im Geist, wenn lang' ich ausgelitten,
Euch als vollkommne schöne Wirklichkeit,
Als Körper-Gottheit in der Menschheit Mitten!


zurück



Im Walde
 

Hinaus in den Wald am hellschimmernden Morgen!
Das lichtet die Sinne und hebet die Brust,
Das mildert des Herzens gewaltigste Sorgen,
Und stimmt es zur Ruhe, zu Frohsinn und Lust.

Hinaus in den Wald in des Nachmittags Schwüle!
Das stählet die Nerven und frischet das Blut;
Im lichtvollen Schatten, am Quell voller Kühle,
Wie ruht sich's so sicher, so traulich und gut!

Hinaus in den Wald auch am mondhellen Abend!
Da lieget so friedlich der duftende Raum,
Die Sinne umstrickend, das Herze erlabend,
Da träum' ich im Walde den reizendsten Traum.

Hinaus in den Wald all mit frohen Gesängen,
Singt, daß es im Jubelton tausendfach schallt,
Erfüllet die Luft mit den brausenden Klängen:
„Hinaus in den Wald, in den herrlichen Wald!“


zurück



Waldfeier

Von Morgensonnenstrahlen
In hoher Glorie umwallt — 
Sei mir gegrüßt zu tausend Malen,
Du mein geliebter, schöner Wald.

Dich würdig zu besingen,
Erhab'ner Tempel der Natur,
Wird mir wohl nimmermehr gelingen,
Bin ein gar armer Sänger nur.

Wohl bessre Sänger wohnen
In deinem prangenden Revier,
Als je in allen Erdenzonen
Erstanden sind, der Menschheit Zier.

O, d i e s e r Sänger Lieder,
Wie unvergleichlich traut sind sie!
Von allen Zweigen tönt es wider,
Als sei dein Odem Melodie.

Sollt' mir nicht mehr gehören
Der Sangesmuse hohe Gunst,
Doch sagt' ich: Vor den Jubelchören
Verstumme, Mensch, mit deiner Kunst.

Das singt und jubilieret
Zum hohen Preis dem heil'gen Licht,
Das in den Wipfeln sich verlieret
Und durch der Blätter Fülle bricht.

Da malt es Farbenkanten,
Und tiefer, tiefer kommt's herab,
Und küßt ringsum die Taudemanten
An Strauch und Gras und Blumen ab.

Die hauchen süße Düfte,
Erweckt zu neuer Kraft und Pracht,
Ins stille, klare Reich der Lüfte,
Das azurblau hoch droben lacht.

Das Völkchen der Insekten
Ist auch schon auf zu Spiel und Tanz
Auf lichtem Platz, dem grasbedeckten;
Tanzboden ist der Sonnenglanz.

Sie musizieren heiter
Allsamt nach ihrer Art dazu,
Und ziehen musizierend weiter,
Und sind zurück in einem Nu.

Die Schar der Schmetterlinge —
Wohl stolz auf ihren hohen Stand —
Treibt tausend übermüt'ge Dinge
Mit jedem Blümlein, wohlbekannt.

Das ist ein muntres Schwirren
Ringsher um Strauch und Busch und
Ein lustig Durcheinanderirren, Baum,
Gleichwie in einem Märchentraum.

Licht, Leben, Farben, Töne
Und Duft verschmelzen sich in eins;
Zusammen bilden sie das Schöne,
Vereinzelt wär' so lieblich keins.

O wunderbares Leben,
Das alle Sinne lockend grüßt!
O tief geheimnisvolles Leben,
Das sich dem trunknen Blick erschließt!

Wo soll ich es erfassen,
Wo fang' ich an, wo hör' ich auf?
Ich muß es leben, streben lassen,
Seh nur des großen Ganzen Lauf.

Und der hat keine Grenzen,
Er schwindet in Unendlichkeit,
Kann nie willkürlich sich ergänzen,
Ein Ganzes ist er allezeit.

O Wald im Morgenlichte,
Du bist ein immer neues Buch
Voll herrlicher Naturgedichte;
Wer wohl studierte dich genug?

Dich möcht' ich lesen immer.
Leb' wohl, ich kehre wieder bald!
Leb' wohl mit Sang und Duft und
Schimmer,
Du morgenfrischer, grüner Wald.


zurück



Gewitter im Gebirge

Banges Schweigen füllt der Lüfte
Wolkenüberzognes Meer,
Dunkler wird's und immer dunkler,
Stiller, banger rings umher.

Aller Glanz ist hingeschwunden,
Alles Licht und alle Pracht,
Weggebannt scheint rings das Leben
Von geheimnisvoller Macht.

Grau zeigt sich der Schmuck der Bäume.
Grau die Flur im tiefen Tal,
Die vor kurzem noch geschimmert
In dem reinsten Sonnenstrahl.

Aengstlich floh'n des Waldes Sänger
In ihr Nest zur jungen Brut,
Sie zu hüten, sich zu schützen
In des nah'nden Sturmes Wut. —

Horch — da ist er! — Wie's so plötzlich
Dumpf erbraust und tobt und schnaubt
Durch das Labyrinth der Klüfte,
Um der Bergesriesen Haupt.

's ist, als stieg ein Heer von Geistern
Heulend auf aus finstrer Gruft,
Sich mit einem Feind zu messen,
Der hoch droben in der Luft.

Da — die Losung ist gegeben! -
In das selbstgewählte Grab,
Tausendtön'gen Donner weckend,
Fuhr der erste Blitz herab. — —

Und nun loht es aus den Wolken,
Eine einz'ge rote Glut. —
Nieder wälzt sich, mächtig rauschend,
Die entbundne Wasserflut.

Zwischendurch des Donners Rollen
Und des Sturmes grimm' Getos,
Alle Elemente wüten,
Lassen ihre Schrecken los.

Wehe, wenn sie also fordern
Von einander den Tribut,
Und die wache Kraft erproben
An des armen Menschen Gut!

Wild des Gießbachs Wasser schwellen —
Bald ein Strom, im tollsten Sprung,
Weit sein Bette überflutend,
Schäumt er in die Niederung.

Mit sich reißend Felsgetrümmer,
Das getrotzt des Menschen Hand -
Ach, statt Segen bringt Verderben
Er der Flur im flachen Land. — —

Ha, wie unter dumpfem Krachen
Plötzlich da die Böschung wich,
Tausendjähr'ge Eichenriesen
Reißt die stürzende mit sich.

Ist's doch, als ob bis zur Sohle
Der granit'ne Fels selbst wankt,
Drauf, wie schwaches Rohr, die stolze
Turmeshohe Fichte schwankt. —

Welch ein Schlagt — Das war, als ob sich
Das Gebirg jäh überschlug —
's war der Blitz, der die Zerstörung
Zu des Dörfchens Hütten trug!

Eine Wolke schwarzen Rauches
Wirbelt drüber schnell empor —
Eh' sie noch der Sturm verwehet,
Bricht die Flamme schon hervor.

Ach, die Heimstatt biedrer Menschen
Stürzt in Schutt und Trümmer hin,
Und mit ihr des regsten Fleißes
Armer, kärglicher Gewinn! — —

Und als habe dieses Opfer
Elementes Wut versöhnt,
Schweigt der Sturm — und fern und ferner
Schwächer bald der Donner dröhnt.

Matter zuckt der Schein der Blitze,
Heller wird der Wolkenflor,
Und in neuer, holder Schöne
Bricht die Sonne draus hervor.

Spielt in wunderbaren Farben
Um die Höh'n, hin übers Tal,
Als sei dort der schöne Friede
Nicht gestört ein einzig Mal!


zurück





  lifedays-seite - moment in time