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04.2
Politische Gedichte
Den
Siegestrunkenen
Das
wäre nicht die rechte Freude,
Die
vor dem Ernst so völlig schützt,
Dass
Mancher sinnend nicht auch heute
Das
Haupt in seine Rechte stützt,
Dass
nicht ein Tropfen Zorn und Trauer
Ihm
in den Kelch des Jubels fällt,
Dass
es ins Ohr ihm nicht wie rauer
Und
wilder Ruf zum Kampfe gellt.
„Wie
Ruf zum Kampf?“ Als ob in Waffen
Die
Welt nicht aller Orten starrt!
Die
Klinge saust, die Wunden klaffen
Und
unsre Zeit ist streng und hart.
Wohl
herrscht für lange Jahre Frieden
Im
Geistesreich und tiefe Ruh –
Uns
aber ward der Kampf beschieden
Und
der Entscheidung treibt er zu.
Es
ist im Reiche der Gedanken
Wie
nie zuvor entbrannt der Streit
Und
auch die stärksten Säulen wanken
Am
Glaubensbau der alten Zeit.
Es
schmilzt das Bild der alten Normen
In
Zweifelsgluten und zerfließt,
Damit
das Erz in neue Formen
Der
Geist der Menschheit wieder gießt.
Die
alten Träume abzustreifen,
Ist
immer schwer und immer Schmerz,
Und
dennoch gilt’s: Partei ergreifen
Mit
Hand und Mund, mit Kopf und Herz.
Die
Not der Zeit erlaubt kein Säumen
Und
scheucht uns fort vom warmen Herd
Und
schreckt uns auf aus sanften Träumen
Und
drückt uns in die Hand das Schwert.
Vor
diesem Kampf und seinen Sorgen,
Vor
seinem Leid und seiner Pein,
Kann
nur ein kaltes Herz geborgen,
Ein
stumpfer Sinn behütet sein.
Wer
aber bricht bei diesem Ringen
Die
Bahn in stolzem, treuem Mut?
Wer
muss die schwersten Opfer bringen?
Der
vierte Stand – die Vorderhut!
Die
Fahne, die dem dritten Stande
Vorangeweht
bei kühner Tat,
Er
gab sie preis zu seiner Schande
Durch
feigen, tückischen Verrat.
Sie
lag im Staub – zerfetzt und blutig
Das
Bannertuch, geknickt der Schaft –
Da
aber hat sie todesmutig
Der
vierte Stand emporgerafft.
Er
lässt im Winde rauschend wehen
Die
heil’ge Fahne „Ideal,“
Und
wird mit ihr im Kampfe stehen
Und
schirmen sie mit blankem Stahl.
Er
wird sie fest und sicher halten,
Und
wenn die Freiheit doch verdirbt,
So
hüllt er trotzig in die Falten
Des
heil’gen Banners sich und – stirbt.
Er
wird nicht sterben, er wird siegen!
Vorbei
der Lüge finstre Zeit,
Und
ewig kann nicht unterliegen
Auf
Erden die Gerechtigkeit!
Wie
Fischer einst zu großen Dingen
Der
Nazarener ausgesandt,
So
ist zu herrlichstem Vollbringen
Erkoren
jetzt der letzte Stand.
Wir
stehn im ersten Morgengrauen,
Und
kalt ist Alles, trüb und feucht –
Wer
aber wird die Sonne schauen,
Die
alle Schatten strahlend scheucht?
Wir
streu’n die Saat: Von unsern Söhnen
Wird
einst die Ernte eingebracht –
Das
ist es, was bei Jubeltönen
So
Manchen ernst auch heute macht!
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