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Engel-Geschichten

Alfred Landmesser





 Müssen Engel glücklich sein?


Es war in einem Sommer vor einer Reihe von Jahren, als ich in den Anlagen meiner Heimatstadt auf dem Weg zum Bahnhof war. Ich genoss das Grün der Bäume und die bunte Vielfalt der Blumen.

Da sah ich vor mir eine junge Frau gehen, sie schwebte fast, und ich war auf der Stelle fasziniert, obwohl ich sie nur von hinten sah.

Das dunkelblonde, gelockte Haar war am Hinterkopf etwas zusammengesteckt und reichte über die Schulter, der Körper war wohlgeformt, was ein eng anliegendes hellblaues Kleid mit schmalen Trägern und weißen Borten noch betonte. Es reichte gerade bis zu den Knien, und man konnte die wunderschönen Beine erkennen, die durch die hochhackigen Schuhe eine besondere Note erhielten.

Mir fiel die Bezeichnung Engel ein, und ich ging etwas langsamer, um diesen Anblick in mich aufzunehmen. Aber ich ging hinter ihr, und nach einer Weile drängte es mich, zu erfahren, ob denn ihr Gesicht dem entsprach, was ich erwartete, was ich erwartete von einem Engel in Menschengestalt.

Ich ging etwas schneller und überholte sie schließlich. Und ich wurde nicht enttäuscht. Es war ein Gesicht, das schöner nicht hätte sein können. Ein Gesicht, wie es die Engel der besten Maler und Bildhauer zeigten. Das Kinn, der Mund, die Wangen und die Stirn, alles passte. Doch da waren die Augen! Waren sie blau, waren sie grün? Ich konnte es nicht erkennen, sie waren halb geschlossen, denn diese wunderschöne Frau blickte nach unten, diese wunderschöne Frau weinte! Tränen liefen über ihr Gesicht.

Und das ist es, was mir durch all die Jahre bis heute am tiefsten in der Erinnerung geblieben ist. Da war ein Engel, und dieser Engel weinte. Das passte nicht.

Aber müssen denn Engel immer glücklich sein? Die menschlichen und diejenigen, die vom Himmel kommen? Kann ein Engel überhaupt glücklich sein, wenn er einmal den Himmel gesehen hat und dann, weshalb auch immer, auf unserer Erde erscheint? Auf der Erde, wo wir ihn durch unsere Fehlverhalten in vielen Dingen noch zusätzlich enttäuschen?

Dieser mein Engel jedenfalls weinte, und ich hoffe, dass er das Glück noch gefunden hat. Ich bin ihm nie wieder begegnet.



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Entnommen aus dem Buch: „Ein Engel für dich“,
©Alfred Landmesser, ED: 2007
Die Veröffentlichung dieser schönen Geschichte hier
bei mir  kam zustande durch die  freundliche
Genehmigung  des Autoren und Rechteinhabers von
"Ein Engel für dich"  Alfred Landmesser. Herzlichen
Dank dafür!

Das Buch "Ein Engel soll dich begleiten" , ED: 2007,
wird als Doppelband herausgegeben, in dem
"Ein Engel für dich" eingebunden wurde und
preislich günstiger als der Einzelband
"Ein Engel für dich" zu beziehen  ist.

Zu beziehen sind die Bücher von Alfred Landmesser
über Amazon und dort
auch über BUCHUMBUCH
(Ein Engel für Dich)

Logo 21 : "Angel", 2006, Urheber Nevit Dilmann
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