Tausende
von Lichtern sprühen über der bunten Menge in dem prächtigen Theater.
Kleine
Sonnen funkeln aus den Kristallrosetten des Lüsters, aus dem Gold der
Verzierungen, die sich leuchtend von dem tiefen Rot des Hintergrundes
abheben.
Kleine Sonnen funkeln im Geschmeide auf Haar und Nacken der Damen,
funkeln in
der
Stickerei der Uniformen,
funkeln in Hunderten von
Augen. Das glitzert und sprüht zwischen dem Schwarz der Fracks. Kopf an
Kopf
drängt sich bis unter die Decke des Hauses.
Zwischenakt. Wie eine Welle, mächtig
anschwellend,
sinkend und wieder schwellend zieht ein gedämpftes Gemurmel durch den
Raum;
Fächer neigen sich zum Gruße, Stühle rücken, Seide rauscht – es ist ein
heimliches Geflüster, ein Grüßen und Winken, ein Ineinanderwogen
bunter,
strahlender, siegreicher Farben, ein Sich-Wiegen, Sich-Strecken,
Sich-Baden im
Licht, in Fülle und Glanz, ein Reigen des Lebens, ein Finden, ein
Lieben, ein
Hassen, ein Genießen. Wie ein Triumph ist es über Nacht und Grauen und
Tod.
Über den Tod.
Niemand denkt an ihn,
niemand weiß von ihm, niemand
sieht ihn, wie er hinter den Kulissen steht, wartend und lächelnd!
Er wartet auf die ersten
Töne der Musik. Leise
verlischt der Glanz, und alles ist im Dämmer. Eine süße, sehnsüchtige
Weise
stiehlt sich aus den Akkorden, sie schwillt an, wird eindringlicher,
hebt sich
zur Bitte, zum Flehen. Immer lauter wird sie, wächst im Zürnen und
Begehren, im Werben und Fordern, tönt und glüht in Leidenschaft. Ein
kurzes
Verstummen, ein kurzes Warten – ein ausbrechender, glänzender Jubel,
und nun
schwingt sich ein Siegerlied empor, ein Lied des Lebens.
Dann wird's still.
Langsam hebt sich der Vorhang, die
zarte Melodie setzt wieder ein. Im blühenden Garten ein Menschenpaar in
Sonne
und Frühling. Frühling und Liebe, Liebe und Leben. – Niemand sieht, wie
er
eintritt – schon leuchtet seine Fackel! Ein Aufzucken, ein Lodern, ein
Schrei!
– schon stürzt er über die Bühne und schwingt den Feuerbrand über sich.
Hoch hebt er ihn, wie
mit einem Zepter gebietet er
seinen Opfern. Von Entsetzen gepackt fliehen sie, stürzen sie, sinken
sie. Er
schreitet lachend weiter, er holt sie doch! Riesengroß steht er und
winkt. Wie
sein rotgelber Flattermantel weht! In quirlenden, sprühenden, glühenden
Falten
fliegt er hinter ihm drein, bauscht sich weit im Eilen und Hasten. Sein
langes,
graues Haar knistert, sein Atem haucht Glut aus.
Höher schleudert er die
Fackel, immer höher, und fängt
sie jauchzend wieder auf. Weiter und weiter wird sein Mantel, breitet
sich aus
und hüllt alles Leben ein.
Unter ihm ersticken die
Bitten, verstummt das Röcheln,
erstirbt der letzte Schrei.
Nur ein schwarzes,
wirres, wildes Chaos bleibt, an dem
er die letzte Glut seiner Fackel löscht.
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