D e r t
a p f e re C
a s s i a n - 4
P e r s o n e n
M
a r t i n
S
o p h i e
C
a s s i a n
Diener
***********
M
a r t i n. ungeduldig.
Wie spät ist's an der Zeit?
S
o p h i
e.
Es läutet zur Vesper, Martin.
M
a r t i
n.
Drei Stunden noch! . . . Drei lange Stunden, bis
die Post abgeht.
S
o p h i
e.
Lange? . . . lange? . . .
M
a r t i
n.
Hab' ich dir weh getan?
S
o p h i
e.
ausbrechend.
Warum . . . warum gehst du fort?!
M
a r t i
n.
Wie oft noch die törichte Frage? Weil mich
irgend etwas forttreibt . . . Das strömende Blut in mir . . . der
blühende Frühling draußen . . . Was Neues will ich sehen -
Menschen - Städte! . . . Mich ärgern die Wände hier - die
Mauern engen mich . . . kein Lied mehr will mir über die
Lippen . . . hin
und her; sieht den unruhigen Blick Sopiens auf sich
gerichtet.
's ist so was Dummes um die letzte Stunde vor
dem Abschied! . . . Mußt du nicht nach Hause, Sophie? -
es wird spät.
S
o p h i
e.
Wenn du willst, Martin, geh' ich gleich fort.
M
a r t i
n.
Nicht, daß ich wollte, aber die Mutter . . .
S
o p h i
e.
Heute dürft' ich länger fortbleiben. Ich wollte dir
noch das Geleit bis zum Posthaus geben.
M
a r t i
n.
So? . . . Nun, es ist gut. So können wir wohl
miteinander zu Abend essen.
S
o p h i e. Freilich.
M
a r t i
n.
Laß uns gehen.
S
o p h i
e.
Wohin?
M
a r t i
n.
Ich denke, wie neulich, an den Fluß - ins Wirtshaus
"Zum Goldenen Schwan".
S
o p h i
e.
Dorthin - ? . . .
M
a r t i
n.
Willst du nicht?
S
o p h i
e.
Du kannst dir's wohl denken! . . . Die Soldaten
dort und Studenten, die keck dreinschauen . . .
M
a r t i
n.
Ei, deswegen? Das kümmert uns wenig.
S
o p h i
e.
Wieviel fehlte neulich, daß ihr mit dem Degen
aufeinander losgegangen wärt?
M
a r t i
n.
Es ist nicht meine Schuld. Ich duld' es nicht,
daß dich einer anblickt, wie sich's nicht schickt.
S
o p h i
e.
Wär's nicht traulicher, zu Haus zu bleiben?
M
a r t i
n.
Traulich wär's wohl. Aber es ist nichts zu essen
da. Frau Brigitte ist fort seit heut nachmittag, und mein Diener
kommt erst, wenn's Zeit ist, den Sack auf die Post zu
tragen.
S
o p h i
e.
Ich will selber was holen.
M
a r t i
n.
Willst du?
S
o p h i
e.
Ein bißchen kaltes Fleisch, Backwerk, Orangen
und Datteln - ist's dir recht?
M
a r t i
n.
Gutes Kind! Was wirst du nun wohl tun all
die Abende, die ich fern bin?
S
o p h i
e.
Dein gedenken . . . was soll ich anders! -
Wehmütige Umarmung. Es ist dunkel geworden. Schwere Tritte auf
der Treppe. - Die beiden schauen auf. C a s s i a n tritt ein,
in phandtastischer Uniform.
C
a s s i a n. sehr
laut und heftig.
Bin ich recht hier?
M
a r t i
n.
Vetter Cassian!
C
a s s i a
n. Ja, ich
bin es . . . Woher dringt diese Stimme? . . .
Es ist meines Vetters Martin Stimme, die aus dem Dunkel zu
mir schallt . . . Sei mir gegrüßt, Vetter Martin! . . .
Und einen
guten Abend dem schönen Fräulein.
M
a r t i
n.
So dunkel es sein mag, ob irgend ein Fräulein
schön ist, sieht er gleich.
C
a s s i a n. Mehr
Klugheit als scharfes Aug' . . . Wär es die
alte Tante Cordula, du hättest längst Licht gemacht.
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