D e r t
a p f e re C
a s s i a n - 5
P e r s o n e n
M
a r t i n
S
o p h i e
C
a s s i a n
D i e n e r
**********
M
a r t i
n.
Mach' Licht, Sophie, mach' Licht! Auf daß du
den Gespielen meiner Jugend, meines Vaterbruders Sohn,
den tapferen Cassian, von Angesicht zu Angesicht
erblickest!
Sofie ist zu Cassian getreten und betrachtet ihn. Sie starren sich
gegenseitig
ins Auge. Dann erst macht sie Licht.
M
a r t i
n.
Woher, Cassian? . . . wohin? . . . wie lange bleibst
du? . . . was führt dich her?
C
a s s i a n. Zu
viel Fragen für einen, der hungrig, durstig
und müde ist.
M
a r t i
n.
So mußt du nun für drei sorgen, Sophie.
Beeil dich ein wenig - du weißt, wir haben nicht viel
Zeit . . . Kaltes Fleisch, Backwerk, Orangen und Datteln -
wie du sagtest.
C
a s s i a
n. Und vom
Sekt sprachen Sie nicht, Fräulein?
Das täte mir leid.
S
o p h i
e.
Ich werde alles bringen, was Sie wünschen.
M
a r t i
n.
Sei rasch zurück!
S
o p h i
e.
Auf Wiedersehen! Ab.
C
a s s i a
n.
streckt
sich aufs Bett.
Vortrefflich! Ah, da möchte man
wohl vierundzwanzig Stunden ruhen!
M
a r t i
n.
Wenn es dir beliebt, brauchst du nicht wieder
aufzustehen. Ich verreise.
C
a s s i a
n.
Das
trifft sich gut. Da trittst du mir wohl auch
dein Zimmer für die Nacht ab?
M
a r t i
n.
So lang du willst.
C
a s s i a
n.
Etwa
auch das Fräulein, das uns Abendessen holt?
M
a r t i
n.
Hier hört mein Recht zu verfügen und deines zu
fragen auf.
C
a s s i a
n.
Oho! vor einem Jahr hättest du keine so rasche
Antwort gefunden.
M
a r t i
n.
Und heut über ein Jahr hätt' ich dich vielleicht
statt aller Antwort . . .
C
a s s i a
n.
Mit deinem Degen aufgespießt. Laß es mich lieber
selbst sagen, sonst könnt' es ein übles Ende nehmen. Und das
wäre dumm, denn ich wünsche, gut Freund mit dir zu bleiben.
Gib mir die Hand.
M
a r t i
n.
Sei willkommen.
C
a s s i a
n.
Laß dich betrachten. Du hast dich verändert. Dein
schüchtern frommes Wesen ist fort . . . die Stadt hat dich gebildet,
wie es scheint. Gehst du noch zur Kirche?
M
a r t i
n.
Ach Cassian, das Leben selbst hat Himmel und
Hölle genug! . . . Was brauch' ich Kirche und Pfaffen!
C
a s s i a
n.
Prächtig! prächtig! . . . Was ist dir widerfahren?
Hast du dem Schah von Persien die Krone vom Nachttisch gestohlen? . . .
fährst du morgen in einem vergoldeten Gespann
mit sechs weißen Pferden nach Hinterindien? . . . . hast
du den
Erzbischof von Bamberg vergiftet und ist man dir auf der
Spur? . . . reisest du auf die Löwenjagd nach Afrika? . .
. hat
dich der Sultan in seinen Harem geladen? . . . oder bist
du am
Ende der Kerl, der neulich auf der Landstraße zwischen
Worms
und Mainz die Kutsche überfiel, darin die schöne Gräfin von
Wespich und ihre schöne Tochter saßen? . . . bist du' s am
Ende,
der den Kutscher an einen Baum hing und den beiden Damen
die Kinder machte, die vorgestern zur gleichen Stunde auf
die
Welt gekommen sind?
M
a r t i
n.
Nichts von alledem.
C
a s s i a n.
Ah - ich hab' es geahnt: das Mädchen, das uns
Datteln und Orangen holt, ist eine verkleidete Prinzessin.
M
a r t i
n.
Aber von der ist ja gar nicht die Rede!
C
a s s i a
n.
Wetter, es gibt einen, der den Cassian neugierig
machen kann . . . und der eine ist mein kleiner Vetter Martin!
M
a r t i
n.
So höre! . . . Er
nimmt aus seinem Wams eine Blume.
Die da ist von einer, die ich
noch nicht einmal gesprochen habe,
und die ich liebe wie ein Toller. Im Herbst war sie
hier in der
Stadt und hat getanzt - sie heißt Eleonora Lambriani
. . .
Er
schwankt.
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