D e r t
a p f e re C
a s s i a n - 6
P e r s o n e n
M
a r t i n
S
o p h i e
C
a s s i a n
D i e n e r
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C
a s s i a n. Was
ist dir?
M
a r t i
n.
Mich schwindelt, wenn ich den Namen aus-
spreche.
C
a s s i a n. Eleonora Lambriani? . .
. Des Herzogs von Altenburg
Mätresse?
M
a r t i n. Gewesen!
C
a s s i a n. Die in
Fontainebleau nachts im Schloßpark vor
dem König von Frankreich und seinen Offizieren ohne Schleier
tanzte -?
M
a r t i n. Ein
Dummkopf, der's nicht begreift!
Sie war
von ihrer Schönheit berauscht.
C
a s s i a
n.
Die den Grafen von Leigang zum zum Fenster in den
Hof hinunterwarf, daß die Hunde auf ihn stürzten und ihm ein
Ohr abfraßen -?
M
a r t i
n.
Es war nur einen Stock hoch und er behielt das
andere . . .
C
a s s i a n. Die einmal schwor,
neunundneunzig Nächte lang
jede Nacht einen andern Liebhaber zu beglücken, von denen
keiner was Geringeres sein durfte als ein Fürst, -
die ihren
Schwur hielt und sich in der hundersten einen
Savoyaden-
knaben mit seinem Leierkasten ins Schlafgemach holte.
M
a r t i
n.
Ja, sie ist's, sie ist's! die Elende, Herrlichste,
Schönste! Und ich will sie - ich muß sie haben! Und dann
sterben!
C
a s s i a
n.
Willst du? Hm ..: Es könnte sein, daß du sie
für einen Groschen kriegst; - es ist aber auch möglich, daß
sie zehntausend Dukaten fordert für einen Kuß auf die
Finger-
spitzen. Es ist möglich, daß sie auf einen ersten
begehrenden
Blick ihr Hemde mitten entzweireißt - es kann aber auch
sein,
daß sie dich gegen tausend Türken schickt, bevor sie dir
erlaubt,
ihr die Schuhschnalle aufzusprengen.
M
a r t i
n.
Ich bin bereit.
C
a s s i a
n.
Weißt Du, wo sie in diesem Augenblick weilt?
M
a r t i
n.
In Homburg. Dort tanzt sie bei den Festlichkeiten,
die anläßlich der Monarchenzusammenkunft stattfinden. Und
morgen früh bin ich dort.
C
a s s i a
n.
Wo hast du deine Schätze vergraben?
M
a r t i
n.
Heut sind sie noch in anderer Taschen. Aber morgen
vor Abend bin ich reich.
C
a s s i a
n.
Wie willst du das machen?
M
a r t i
n.
Sollt dir nicht bekannt sein, daß sich in Homburg zu
den Festtagen alle Spieler Europas dort zusammenströmen? . . .
Wer sich mit mir einläßt, dessen Reichtum ist mein. Ein Tag
ist lang, wenn man Glück hat. Und abends begeb' ich mich
ins
Theater, setze mich ans Profzenium, sehe Eleonore tanzen,
und
nachher warte ich vor ihrer Tür, lege ihr meinen Reichtum,
mein
Herz und mein Leben zu Füßen.
C
a s s i a
n.
Deine Phantasie lahmt zu früh. Um ein Uhr nachts
will ich mit ihr auf deinem Grab ein Menuett tanzen und der
Kaiser von China soll von einem Luftballon aus zuschauen.
M
a r t i
n.
Du hast recht, dich über mich lustig zu machen,
Cassian, denn du kennst nur meine Hoffnungen und Wünschen,
nicht aber meine Kraft und Kunst. Du weißt nicht, daß
ich gewinnen muß.
C
a s s i a
n.
Muß?
M
a r t i
n.
Wie immer die Würfel fallen - sie fallen für mich.
C
a s s i a
n.
Du bist dessen sicher?
M
a r t i
n.
So sicher - wie meiner Augen und meiner Hand.
C
a s s i a
n.
Hast du's erprobt?
M
a r t i
n.
Natürlich. Zuerst spielte ich mit mir selbst. Als ich
meiner Sache gewiß war, lud ich mir Freunde ein, Studenten
wie ich, einer brachte den andern, alle verloren, und heut
ist in
meinen Taschen das ganze Geld der Stadt. Es ist nicht eben
viel,
tausend Dukaten, aber es reicht zu Ausstattung,
Reise und erstem
Einsatz.
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