D e r t
a p f e re C
a s s i a n
P e r s o n e n
M
a r t i n
S
o p h i e
C
a s s i a n
D i e n e r
**********
M
a r t i
n.
Versuch's doch! Hier sind Becher und Würfel; wir
wollen spielen.
C
a s s i a
n.
Vortrefflich. Nimmt
Becher zur Hand. Aber was
ist's mit dem schönen Fräulein, das uns das
Essen holt?
M
a r t i
n.
Das arme Kind! - Du weißt ja, Cassian, als ich
im Herbst von dir Abschied nahm, du zum Regiment einrücktest
und ich die Universität bezog, war ich ein unschuldiger
Knabe, hatte noch keines Mädchens Mund geküßt, keinem Liebe
geschworen. Durft' ich Eleonoren so gegenübertreten? . . .
Ich
wagt' es nicht! In Sophiens Armen hab' ich küssen gelernt,
ihr
schwor ich die Eide, die Mädchen gerne hören. Den
Glühenden,
Eifersüchtigen, Zärtlichen hab' ich gespielt und weiß, aus
einem
Weib zu machen, was ich will. Eine letzte Probe steht noch
aus,
daß ich mich sieghaft und stark genug fühle, um vor der
Ange-
beteten nicht zu zittern. Eh' ich die Stadt verlasse, will
ich ihr
sagen, daß ich sie niemals wiedersehe; und du sollst Zeuge
sein,
wie sie eilends zu diesem Fenster hinfliegt, um sich
hinabzustürzen.
C
a s s i a n. die
Würfel schüttelnd. Dein
Einsatz, Vetter Martin ! -
Wie? nur einen Dukaten?
M
a r t i n. So
beginn' ich.
C
a s s i a n. würfelt.
Drei.
M
a r t i n. ebenso.
Vier.
C
a s s i a
n.
Das war eben nichts Besonderes.
M
a r t i
n.
Nicht mehr als ich brauchte.
C
a s s i a
n.
Zehn.
M
a r t i
n.
Elf.
C
a s s i a
n.
Zwölf . . . Ha, nun wird's dir nicht gelingen!
M
a r t i
n.
Zwölf.
C
a s s i a
n.
Teufel! - Elf!
M
a r t i
n.
Zwölf. - Vorwärts!
C
a s s i a
n.
Vorwärts! Ich bin zu Ende. Ich habe keinen
Heller mehr im Sack. Sophie
kommt herein.
C
a s s i a
n.
Gnädiges Fräulein, hier sehen Sie einen, der in
diesem Augenblick so arm ist wie eine Kirchenmaus . . .
M
a r t i
n.
Das sollst du nicht sagen . . . Hier, mein Freund,
Es ist ein Dukaten. Ich leih' ihn dir gern.
C
a s s i a
n.
steckt
ihn in die Westentasche.
Man kann nicht wissen . . .
S
o p h i
e.
bereitet
den Tisch, schenkt ein.
So ist es wahr, daß er
ein System hat, mit dem er unfehlbar gewinnen muß?
C
a s s i a
n.
Es scheint so . . . Ich danke. Auf Ihr Wohl, mein
Fräulein . . . Auf dein Wohl, Vetter Martin . . . . Wer mir das
gestern prophezeit hätte, daß ich heute an einem gedeckten
Tisch
im Freundeskreise sitzen sollte . . . . Ei, was Sie für
ein hübsches
Häubchen haben, Fräulein!
M
a r t i
n.
Wahrlich, es ist hübsch. Du hattest es nicht, da
du fortgingst, das Essen holen.
S
o p h i
e.
Ich wohne ja so nah. Ich lief auf einen Augenblick
auf meine Kammer - man muß sich doch ein wenig anständig
herrichten, wenn der Liebste so vornehmen Besuch bekommt.
M
a r t i
n.
Sie weiß, was sich schickt, nicht wahr?
C
a s s i a
n.
Und was schmeckt, nicht minder. Ich schwöre,
daß die Trüffelpastete, die ich beim Herzog von Andalusien
zum Frühstück aß, eine lächerliche Bettlerkost war gegen
diese!
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