Angst
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Sie
sagte das mit einer
kalten Bosheit, die Irene ins Herz stach. Wehrlos fühlte sie sich gegen
die
nackte Brutalität dieser Gemeinheit, und immer wirbeliger faßte sie der
Angstgedanke, die Person könnte jetzt wieder laut zu sprechen anfangen
oder ihr
Mann vorbeikommen, und dann wäre alles verloren. Rasch tastete sie in
den Muff,
riß ihre Silbertasche auf und holte alles Geld heraus, das ihr in die
Finger
kam.
Aber
diesmal sank die
freche Hand, sobald sie das Geld spürte, nicht wie damals demütig in
sich
zusammen, sondern blieb starr in der Luft schweben und offen wie eine
Kralle.
Geben
’S mir doch auch die Silbertasche, damit ich das
Geld nicht verlier’!“ sagte dazu der höhnisch aufgeworfene Mund mit
einem
leisen, kollernden Lachen.
Irene
blickte ihn in das
Auge, aber nur eine Sekunde. Dieser freche, gemeine Hohn war nicht zu
ertragen.
Wie einen brennenden Schmerz spürte sie Ekel ihren ganzen Körper
durchdringen.
Nur fort, fort, nur dies Gesicht nicht mehr sehen! Abgewandt, mit
rascher
Bewegung streckte sie ihr die kostbare Tasche hin, dann lief sie, von
Grauen
gejagt, die Treppe empor.
Ihr
Mann war noch nicht zu
Hause, so konnte sie sich hinwerfen auf das Sofa. Regungslos, wie von
einem
Hammer getroffen, blieb sie liegen. Erst als sie die Stimme ihres
Mannes von
draußen hörte, raffte sie sich mit äußerster Anstrengung auf und
schleppte sich
in das andere Zimmer mit automatischen Bewegungen und entseelten
Sinnen.
Nun
saß das Grauen bei ihr
im Haus und rührte sich nicht aus den Zimmern. In den vielen leeren
Stunden,
die immer wieder Welle auf Welle die Bilder jener entsetzlichen
Begegnung in
ihr Gedächtnis zurückspülten, wurde ihr das Hoffnungslose ihrer
Situation
vollkommen klar. Die Person wußte – unbegreiflich war ihr, wie das
geschehen
konnte – ihren Namen, ihre Wohnung und würde, da ihre ersten Versuche
so
vortrefflich gelungen waren, nun unzweifelhaft kein Mittel scheuen,
ihre
Mitwisserschaft zu dauernder Erpressung nutzbar zu machen. Jahre und
Jahre lang
würde sie wie ein Alp auf ihrem Leben lasten, nicht abzuschütteln,
durch keine,
auch die verzweifeltste Anstrengung, denn obzwar vermögend und die
Gattin eines
begüterten Mannes, war es Frau Irene doch nicht möglich, ohne ihren
Gemahl zu
verständigen, eine so bedeutende Summe aufzubringen, die sie ein für
allemal
von dieser Person befreite. Und außerdem – dies wußte sie aus
zufälligen
Erzählungen ihres Mannes und dessen Prozessen – waren doch Verträge und
Versprechungen so abgefeimter und ehrloser Personen gänzlich unwertig.
Einen
Monat oder zwei
vielleicht, so rechnete sie, war das Verhängnis noch fernzuhalten, dann
mußte
das künstliche Gebäude ihres häuslichen Glückes niederstürzen, und
geringe
Befriedigung bot die Gewißheit, daß sie die Erpresserin in ihren Sturz
mitriß.
Denn was waren sechs Monate Gefängnis für jene gewiß liederliche und
wohl schon
abgestrafte Person im Vergleich gegen die Existenz, die sie selber
verlor und
von der sie entsetzt fühlte, daß sie ihre einzig mögliche sei. Eine
neue
anzufangen, entehrt und bemakelt, schien ihr, die vom Leben sich bisher
nur
immer hatte beschenken lassen und keinen Teil ihres Schicksals selbst
gezimmert, unfaßbar, und dann, ihre Kinder waren ja hier, ihr Mann, ihr
Heim,
all diese Dinge, von denen sie jetzt erst, da sie sie verlieren sollte,
spürte,
wie sehr sie Teil und Wesen ihres inneren Lebens waren. All das, woran
sie
früher nur mit dem bloßen Kleid gestreift war, empfand sie mit einem
Mal
entsetzlich notwendig, und der Gedanke schien ihr manchmal unfaßbar, ja
traumhaft unwirklich, daß eine fremde Vagabundin, die irgendwo auf der
Straße
lauerte, die Macht haben sollte, diesen warmen Zusammenhalt mit einem
einzigen
Wort zu sprengen.
Unabwendbar
war, das spürte
sie jetzt mit entsetzlicher Gewißheit, das Verhängnis, unmöglich ein
Entkommen.
Aber was . . . was würde geschehen? Von Morgen bis Abend rüttelte sie
an der
Frage. Eines Tages würde ein Brief an ihren Mann kommen, sie sah ihn
schon
eintreten, blaß mit finsterem Blick, sie beim Arme fassen, sie fragen .
. .
Aber dann . . . was würde dann geschehen? Was würde er tun? Hier
verloschen die
Bilder plötzlich im Dunkel einer wirren und grausamen Angst. Sie wußte
nicht
weiter, und ihre Vermutungen stürzten schwindlig ins Bodenlose. Eines
wurde
aber ihr in diesem brütenden Sinnen grauenhaft bewußt, wie ungenau sie
eigentlich ihren Mann kannte, wie wenig sie seine Entschließungen im
voraus zu
berechnen vermochte. Sie hatte ihn auf die Anregung ihrer Eltern hin,
aber ohne
Widerstand und mit einer angenehmen, durch die späteren Jahre nicht
enttäuschten Sympathie geheiratet und nun acht Jahre behaglichen,
stillpendelnden Glücks an seiner Seite gelebt, hatte Kinder von
ihm, ein Heim und zahllose Stunden
körperlicher Gemeinschaft, aber jetzt erst, da sie sich nach seinem
möglichen
Verhalten fragte, wurde ihr klar, wie fremd und unbekannt er ihr
geblieben war.
Sie entdeckte in den fieberhaften Rückblicken, mit denen sie die
letzten Jahre
gleich gespenstischen Scheinwerfern absuchte, daß sie nie nach seinem
wirklichen Wesen geforscht hatte und nun nach Jahren nicht einmal
wußte, ob er
hart war oder nachgiebig, streng oder zärtlich. Mit einem
verhängnisvoll
späten, von dieser ersten Lebensangst aufgerüttelten Schuldgefühl mußte
sie
sich bekennen, nur die flache, die gesellschaftliche Schicht seines
Wesens
gekannt zu haben und nie die innere, aus der in jener tragischen Stunde
die
Entscheidung geschürft werden mußte. Unwillkürlich begann sie nach
kleinen
Zügen und Andeutungen zu forschen, sich zu besinnen, wie er in
ähnlichen Fragen
gesprächsweise geurteilt habe, und zu ihrem peinlichen Erstaunen wurde
ihr
bewußt, daß er fast niemals über seine persönlichen Anschauungen zu ihr
gesprochen hatte, freilich andererseits auch, daß sie nie sich an ihn
mit
ähnlich verinnerlichten Fragen gewendet habe. Nun erst begann sie sein
ganzes
Leben an vereinzelten Zügen zu messen, die seinen Charakter ihr
aufdeuten
konnten. An jede kleine Erinnerung pochte jetzt ihre Angst mit
zaghaftem
Hammer, Eingang zu finden in die geheimen Kammern seines Herzens.
Die
kleinste Äußerung
belauerte sie nun und fieberte schon sein Kommen ungeduldig entgegen.
Sein Gruß
traf sie kaum ins Gesicht, aber doch in seinen Gesten – nun wie er ihr
die Hand
küßte oder das Haar mir den Fingern überschmeichelte – schien ihr eine
Zärtlichkeit zu liegen, die, obzwar sie stürmische Gebärden keusch
scheute,
eine tiefe innere Neigung andeuten mochte. Er war immer gemessen, wenn
er zu
ihr sprach, niemals ungeduldig oder erregt, und in seinem ganzen
Gehaben von
einer gelassenen Freundlichkeit, doch einer, wie ihre Unruhe zu
mutmaßen
begann, die wenig verschieden war von der zu den Dienstboten und
sichtlich
geringer als die zu den Kindern, die bei ihm immer rege, bald heitere,
bald
leidenschaftliche Formen annahm. Er erkundigte sich auch heute wieder
umständlich nach häuslichen Dingen, gleichsam um ihr Gelegenheit zu
geben, ihre
Interessen vor ihm auszubreiten, indes er die seinen verbarg, und zum
erstenmal
entdeckte sie jetzt, da sie ihn beobachtete, wie sehr er sie schonte,
mit
welcher Zurückhaltung er sich ihren täglichen Gesprächen – deren
harmlose
Banalität sie mit einem Male entsetzt erkannte – anzupassen bemühte.
Von sich
selbst gab er nichts her im Wort, und ihre nach Beruhigung lechzende
Neugier
blieb unbefriedigt.
So
durchfragte sie, da das
Wort ihn nicht verriet, sein Gesicht, nun er in seinem Fauteuil saß,
ein Buch
lesend und scharf beleuchtet von der elektrischen Flamme. Wie in ein
fremdes
Antlitz sah sie in das seine hinein und suchte den vertrauten und mit
einem
Male wieder fremden Zügen den Charakter zu entraten, den acht Jahre
Beisammensein ihrer Gleichgültigkeit verborgen hatten. Die Stirne war
hell und
edel, wie von einer inneren starken, geistigen Anstrengung geformt, der
Mund
aber streng und ohne Nachgiebigkeit. Alles war straff in den sehr
männlichen
Zügen, Energie und Kraft: erstaunt, eine Schönheit darin zu finden, und
mit
einer gewissen Bewunderung betrachtete sie diesen verhaltenen Ernst,
diese
sichtliche Herbheit seines Wesens, die sie bisher immer in ihrer
einfältigen
Art nur als wenig unterhaltsam empfunden und gern gegen eine
gesellschaftliche
Gesprächigkeit vertauscht hätte. Die Augen aber, in denen doch das
wirkliche
Geheimnis verschlossen sein mußte, waren auf das Buch gesenkt und so
ihrer
Betrachtung entzogen. So konnte sie immer nur fragend auf das Profil
starren,
als bedeute diese geschwungene Linie ein einziges Wort, das Gnade sagte
oder
Verdammnis, dies fremde Profil, dessen Härte sie erschreckte, aber in
dessen
Entschlossenheit ihr eine merkwürdige Schönheit zum erstenmal bewußt
wurde. Mit
einem Male spürte sie, daß sie ihn gerne ansah, mit Lust und mit Stolz.
Irgend
etwas zerrte ihr bei dem Wachwerden dieser Empfindung schmerzhaft in
der Brust,
ein dumpfes Gefühl, das Bedauern war für irgend etwas Versäumtes, eine
beinahe
sinnliche Spannung, die sie nie ähnlich stark von seinem körperlichen
Wesen
empfangen zu haben sich entsinnen konnte. Da sah er vom Buche auf.
Eilig trat
sie tiefer ins Dunkel zurück, um nicht mit der brennenden Frage ihrer
Blicke
seinen Verdacht zu entzünden.
Drei
Tage hatte sie nun das
Haus nicht verlassen. Und schon merkte sie mit Unbehagen, daß ihre mit
einem
Male so beharrliche Gegenwart den anderen bereits auffällig geworden
war, denn
im allgemeinen zählte es bei ihr zu den Seltenheiten, daß sie viele
Stunden
oder gar Tage in den eigenen Räumen verbrachte. Wenig häuslich
veranlagt, durch
materielle Unabhängigkeit von den kleinen Sorgen der Wirtschaft
enthoben,
gelangweilt von sich selbst, war die Wohnung ihr kaum mehr als ein
flüchtiger
Ruheplatz und die Straße, das Theater, die gesellschaftlichen
Vereinigungen mit
ihren bunten Begegnungen, dem ewigen Zustrom äußerer Veränderungen ihr
liebster
Aufenthalt, weil hier das Genießen keine innere Anstrengung erforderte
und bei
schlummerndem Gefühl die Sinne vielfache Reizung empfinden. Frau Irene
gehörte
mit ihrer ganzen Denkweise zu jener eleganten Gemeinschaft der Wiener
Bourgeoisie, deren ganze Tagesordnung nach einer geheimen Vereinbarung
darin zu
bestehen scheint, daß alle Mitglieder dieses unsichtbaren Bundes
einander zu
gleichen Stunden mit den gleichen Interessen unablässig begegnen und
dies ewig
vergleichende Beobachten und Begegnen allmählich zum Sinn ihrer
Existenz
erheben. Auf sich selbst angewiesen und vereinsamt, verliert ein so an
lässige
Gemeinsamkeit gewöhntes Leben jeden Halt, die Sinne ohne ihr gewohntes
Futter
an höchst geringfügigen, aber doch unentbehrlichen Sensationen
revoltierten und
das Alleinsein artet rasch zu einer nervösen Selbstbefeindung aus.
Unendlich
fühlte sie die Zeit auf sich lasten, und die Stunden verloren ohne ihre
gewohnte Bestimmung jeden Sinn. Wie zwischen Kerkerwänden, müßig und
erregt,
ging sie auf und nieder in ihren Zimmern; die Straße, die Welt, die ihr
wirkliches Leben waren, waren ihr gesperrt, wie der Engel mit feurigem
Schwerte
stand dort die Erpresserin mit ihrer Drohung.
Die
ersten, jene Veränderung
zu bemerken, waren ihre Kinder, besonders der ältere Knabe, der seiner
naiven
Verwunderung, die Mama so viel zu Hause zu sehen, peinlich deutlichen
Ausdruck
gab, indes die Dienstboten nur tuschelten und mit der Gouvernante ihre
Vermutungen austauschten. Vergeblich mühte sie sich, ihre auffällige
Anwesenheit mit den verschiedensten, zum Teile sehr glücklich
ersonnenen
Notwendigkeiten zu motivieren, aber gerade dies Künstliche ihrer
Erklärungen
offenbarte ihr, wie sehr unnütz sie in ihrem eigenen Wirkungskreise
durch
jahrelange Gleichgültigkeit geworden war. Überall wo sie sich betätigen
wollte,
stieß sie auf den Widerstand fremder Interessen, die ihre plötzlichen
Versuche
als angemaßte Einmengung in Gewohnheitsrechte ablehnten. Überall war
der Platz
besetzt, sie selbst durch die Entwöhnung Fremdkörper im Organismus des
eigenen
Hauses. So wußte sie nichts mit sich und der Zeit anzufangen, selbst
die Annäherung
an die Kinder mißlang ihr, die in ihrem plötzlich regen Interesse eine
neu-eingeführte Kontrolle argwöhnten, und sie spürte sich beschämt
erröten, als
sie bei einem jener Versuche der Überwachung der siebenjährige Junge
frech
fragte, warum sie denn eigentlich nicht mehr spazierenginge. Überall wo
sie
helfen wollte, störte sie eine Ordnung, und wo sie Anteil nahm,
erweckte sie
Verdacht. Dabei fehlte ihr noch die Geschicklichkeit, das Ständige
ihrer
Gegenwart weniger sichtbar zu machen durch eine kluge Zurückhaltung und
ruhig
in einem Zimmer zu bleiben, bei einem Buche, bei einer Arbeit;
unablässig jagte
sie die innere Angst, die sich wie jedes stärkere Gefühl bei ihr in
Nervosität
verwandelte, von einem Zimmer ins andere. Bei jedem Anruf des
Telephons, jedem
Klingeln an der Tür schrak sie zusammen und ertappte sich selbst immer
wieder
dabei, wie sie hinter den Gardinen auf die Straße lugte, hungrig nach
Menschen
oder wenigstens deren Anblick,
sehnsüchtig nach Freiheit und doch voll Angst, plötzlich unter den
vorbeigehenden Gesichtern das eine emporstarren zu sehen, das sie bis
in die
Träume verfolgte. Sie spürte, wie ihre ruhige Existenz sich plötzlich
auflöste
und zerrann, und aus dieser Kraftlosigkeit entwuchs ihr schon die
Ahnung eines
ganzen zertrümmerten Lebens. Diese drei Tage im Kerker der Zimmer
schienen ihr
länger als die acht Jahre ihrer Ehe.
Doch
für jenen dritten
Abend hatte sie seit Wochen eine Einladung mit ihrem Manne angenommen,
die
jetzt plötzlich abzulehnen ohne Angabe triftiger Gründe ihr unmöglich
war. Und
überdies, diese unsichtbaren Gitterstände von Grauen, die jetzt um ihr
Leben
gebaut waren, mußten doch einmal zerbrochen werden, sollte sie nicht
zugrunde
gehen.
Sie
brauchte Menschen, ein
paar Stunden Rast von sich selber, von dieser selbstmörderischen
Einsamkeit der
Angst. Und dann, wo war sie geborgener als in fremdem Hause bei
Freunden, wo
sicherer vor jener unsichtbaren Verfolgung, die ihre Wege umschlich?
Eine
Sekunde bloß schauerte sie, die knappe Sekunde, als sie aus dem Hause
trat, nun
zum erstenmal seit jener Begegnung wieder die Straße berührte, wo
irgendwo jene
Person lauern konnte. Unwillkürlich faßte sie den Arm ihres Mannes,
schloß die
Augen und trat rasch die paar Schritte vom Trottoir bis zum harrenden
Automobil, dann aber sank, als sie an der Seite ihres Mannes geborgen,
durch
die nächtlich verlassenen Straßen der Wagen hinsauste, die innere
Schwere von
ihr ab, und wie sie nun die Stufen des fremden Hauses emporstieg, wußte
sie
sich geborgen. Für ein paar Stunden durfte sie jetzt sein wie die
langen Jahre
vordem: sorglos, froh, nur noch mit der
gesteigert bewußten Freude eines, der aus Kerkermauern wieder zur Sonne
emporsteigt. Hier war ein Wall gegen alle Verfolgung, der Haß konnte
hier nicht
herein, hier waren nur Menschen, die sie liebten, achteten und
verehrten,
geschmückte, absichtslose Menschen, von der Flamme des Leichtsinns
rötlich
umfunkelt, ein Reigen des Genießens, der endlich wieder auch sie
umschlang.
Denn nun, da sie eintrat, spürte sie an den Blicken der andern, daß sie
schön
war, und sie wurde es noch mehr durch das bewußte und lang entbehrte
Gefühl.
Wie wohl das tat nach all diesen Tagen des Schweigens, wo sie immer den
schneidenden Pflug dieses einen Gedankens ihr Hirn unfruchtbar hatte
durchgründen fühlen, daß alles in ihr wund war und weh, wie wohl das
tat, nun
wieder schmeichelnde Worte zu hören, die elektrisch belebend bis unter
die Haut
knisterten und das Blut aufjagten. Sie stand und starrte, irgend etwas
zuckte
in ihrer Brust unruhig und wollte heraus. Und mit einem Male wußte sie,
daß es
das eingesperrte Lachen war, das sich befreien wollte. Wie ein Pfropfen
aus der
Champagnerflasche knallte es empor, überschlug sich in kleinen
kollernden
Koloraturen, sie lachte und lachte, schämte sich manchmal ihres
bacchantischen
Übermutes und lachte wieder im nächsten Augenblick. Elektrizität zuckte
aus
ihren gelockerten Nerven, alle Sinne waren stark, gesund und gereizt,
seit
Tagen aß sie zum erstenmal wieder mit wirklichem Hunger und trank wie
eine Verdurstete.