Die
kleine Dohle
Ein
Einsiedler sah eines Tages im Wald einen
Falken. Der brachte zu einem Dohlennest ein Stück Fleich, zerriss es in
kleine
Stücke und fütterte damit eine kleine verwaiste Dohle.
Das
verwunderte den Einsiedler. Er dachte: Nicht einmal eine Dohle lässt
Gott
umkommen. Er hieß den Falken für die struppige Waise sorgen. Da sieht
man, dass
Gott alle seine Geschöpfe ernährt, und wir sorgen uns um uns selbst.
Ich werde
mir keine Gedanken mehr um mein Weiterkommen machen und aufhören,
Vorräte zu
hamstern: Gott lässt sein Auge von keinem Wesen, auch nicht von mir.
Der
Einsiedler verkroch sich tiefer in den Wald und lobte Gott. Drei Tage
und
drei Nächte blieb er ohne einen Bissen, ohne einen Trunk. Am dritten
Tag war
der Einsiedler so entkräftet, dass er die Hände nicht mehr heben
konnte. Vor
Schwäche schlief er ein. Im Traum erschien ihm ein Heiliger. Der trat
zum
Einsiedler und sprach zu ihm: "Warum sammelst du keine Speise für dich?
Du
denkst, Gott wird dir zu Willen sein. Du versündigst dich. Gott hat die
Welt also
geschaffen, dass jedes Geschöpf selber für das Nötige sorgt. Den Falken
hieß
Gott die Dohlenwaise füttern, weil sie selbst sich nicht helfen kann.
Aber du
kannst dich selbst rühren. Du willst Gott versuchen. Erwach und gib dir
Mühe
wie ehedem!" - Der Einsiedler wachte auf und lebte wie früher.
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