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Märchen der
Völker
Stefan Mart
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Kapitel IV - Der Kampf mit den schwarzen Zauberern
Der Kampf mit
den Mönchlein
Zwei
Mönche ritten des Weges auf großen Maultieren, trugen lange schwarze
Gewänder und schützten sich gegen die Sonnenstrahlen durch große rote
Schirme. Ein wenig hinter ihnen fuhr eine Kutsche, von einem
Stallmeister zu Pferde begleitet. in der Kutsche saß eine Dame aus
Biskaya, die zu ihrem Gemahl nach Sevilla reiste. - Don Quixote sagte
zu seinem Knappen: "Sieh', Sancho Pansa! Jene schwarzen Gestalten dort
sind ohne Zweifel zwei Zauberer, die eine entführte Prinzessin mit sich
fortschleppen, und ich halte es für meine Pflicht, solchem schändlichen
Beginnen ein Ende zu machen." - "Bester gnädiger, Herr, Ihr irrt Euch;
es sind ehrwürdige Mönche; wir kommen in des Teufels Küche!" - "Sancho
Pansa, schweig!" antwortete ihm entrüstet der Ritter. Als die Mönche
nahe genug herangekommen waren, rief er ihnen mit lauter Stimme zu:
"Haltet inne, verteufeltes Hundsvolk!!" Er
legte seine Lanze ein, gab Rosinante die Sporen und sprengte im Galopp
grimmig und zornig auf die Mönche los. Der eine der Mönche fiel durch
den Anprall aus seinem Sattel heraus zu Boden; der andere entfloh.
Jetzt fiel auch Sancho Pansa mutig ein und wollte über den am Boden
liegenden Mönch herfallen. Dieser aber, nicht faul, packte seinerseits
zu, raufte dem Knappen Haar und Bart aus und verprügelte ihn so
jämmerlich, daß der Zetermordio schrie. Ehe Don Quixote seine Lanze
umlegen konnte, war das Mönchlein wieder auf seinem Maultier und
sprengte davon. - Nach diesem Erfolg hatte sich der edle Ritter der
Kutsche genähert und die darin sitzende Dame angeredet. - "Hohe und
edle Prinzessin, ich habe Euch soeben durch die Kraft meines Armes aus
den Händen der Zauberer befreit. Wisset, ich bin Don Quixote von la
Mancha, ein irrender Ritter. Wolltet Ihr meine Tat belohnen, so schickt
einen Gesandten zur Gebieterin meines Herzens, der erhabenen Dulcinea
von Toboso. Gebet ihr Bericht von meiner Heldentat, daß ich Euch durch
meine Tapferkeit der Gewalt zweier schändlicher Zauberer entrissen
habe." - "Schert Euch fort, traurige Gestalt!" drängte sich jetzt der
Stallmeister dazwischen. Don Quixote aber antwortete seelenruhig mit
erhabener Miene: "Mensch!!
Wenn Du ein Ritter wärest, so würde ich Dich zum Zweikampfe fordern, so
aber packe Dich, leibeigener Wicht!" Der Stallmeister zog vom Leder.
Don Quixote warf zornig die Lanze von sich, deckte die Brust mit dem
Schilde, zog sein Schwert und stürmte mit festem Vorsatz auf den Knecht
los. Ein heftiger Kampf entbrannte. Ein wuchtiger Hieb des
Stallmeisters traf den Schild seines Gegners so heftig, daß selbst des
dürren Ritters Rippen unter seiner Rüstung dröhnten. Durch diesen
mächtigen Anprall verlor der Begleiter der Dame das Gleichgewicht,
stürzte aus dem Sattel und brach ein Bein. Gelassen stieg Don Quixote
von seiner Rosinante, setzte den Fuß dem Gegner in den Nacken und
sprach mit hochherzigem Tone: "Das Leben sei Dir geschenkt!" - Als
Sancho Pansa Haar, Bart und Kleider geordnet hatte, saß sein Herr und
Gebieter schon wieder triumphierend auf dem Roß. "Diese Siege sind gut
und recht, gestrenger Herr", meldete sich Sancho Pansa; "aber wo bleibt
das Königreich, dem ich als Statthalter vorstehen soll? Ich fühle Kraft
in mir, es höchst würdig und vollkommen zu verwalten." Als der edle
Ritter sich von diesem unnützen Gerede abwandte, bemerkte er, daß die
Karosse mit Kutscher, Stallknecht und Dame verschwunden war.
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