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Märchen der
Völker
Stefan
Mart
Sindbad der
Seefahrer
Märchen aus 1001
Nacht
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Prolog-
Sindbad und Sindbad
In
der Zeit des Kalifen Harun-al-Raschid, des Beherrschers der Gläubigen,
lebten in der Stadt Bagdad zwei Leute, die den gleichen Namen trugen.
Beide hießen "Sindbad". Der eine war ein Lastträger, der in seiner
ärmlichen Lage Lasten für Lohn, auf seinem Kopfe, tragen mußte. Der
andere aber war ein reicher und angesehener Kaufmann, der einen
herrlichen Palast, wunderbare Güter und Gärten besaß. Während der Arme
oft nicht einmal das Wenige verdiente, das er zum Lebensunterhalte
nötig hatte, lebte der Reiche in Saus und Braus und warf das Geld mit
vollen Händen hinaus. -
Nun
geschahes
eines Tages, daß der arme Sindbad mit einer schweren Last am Hause
seines Namensvetters, den der Volksmund "Sindbad den Seefahrer" nannte,
vorüberkam. Da er
sehr müde und erschöpft war, legte er seine Last ein wenig auf die
schattigen Stufen des Palastes nieder, trocknete sich den Schweiß von
der Stirn und atmete mit Entzücken die kühle Luft, die ihm aus der
Halle entgegenwehte. Da begann der Packträger über die ungleiche
Verteilung der menschlichen Güter nachzudenken und sagte laut vor sich
hin: "Oh, welch ein Unterschied ist doch zwischen Sindbad und Sindbad!
Der eine ruht auf weichem Pfühle, der andere auf hartem Stein. Warum
ist dies so?" Der Packträger wollte, nachdem er so seinen Gefühlen Luft
gemacht hatte, weitergehen; da trat ein Diener aus dem Hause und lud
ihn ein, zu seinem Herrn zu kommen, der ihn zu sprechen wünsche. Nicht
wenig betroffen folgte der Träger dem Sklaven. Er wurde in die
Gesellschaft einiger vornehmer Herren geführt, die inmitten
unschätzbaren Reichtums versammelt waren. Den
Ehrenplatz
nahm ein stattlicher Greis ein, vor dem sich jetzt der Packträger
ehrerbietig verneigte. Jener aber, welcher der reiche Sindbad in
eigener Person war, ließ ihm köstliche Speisen vorsetzen. "Du
beklagtest dich vorhin, lieber Freund," begann der Hausherr nach
einiger Zeit, "daß dich das Schicksal statt mit Gütern nur mit Arbeit
gesegnet hat! Deine Klage erinnert mich an viel Trübsal und Not, die
ich selbst erdulden mußte, ehe ich zu meinem jetzigen Wohlstand
gelangte. Viele Reisen habe ich machen müssen, und wenn es Euch, meine
edlen Herren, angenehm ist, so will ich einiges davon erzählen; auch
Du, mein werter Namensvetter, sollst zuhören."
Alle
gaben ihrer Freude Ausdruck, und Sindbad der Seefahrer begann mit den
Abenteuern seiner ersten Reise.
oben
weiter
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