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Märchen
der Völker
Stefan Mart
Das ist Erfolg!
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Dritte
Seite - Autofriedhof
Modernes
atlantisches Märchen
Als
Frank und Florian nach langem Suchen in der Klepprit-Street anlangten,
die nur aus Planken, Lagerhöfen und Scheunen bestand, waren sie höchst
verwundert, daß hier ein Millionär wohnen sollte. Frank glaubte schon,
von den Sternen gehänselt worden zu sein, und wollte mit Florian wieder
abziehen, als sich von einer Karre gähnend ein dicker Tramp erhob, der
unseren beiden sehr bekannt vorkam. - "Wohnt hier Mr. Sam Brankwyn, der
Millionär?" fragte Frank den Bettler. - "Jawohl, der erste ganz genau;
der zweite aber hat sich lange von ihm losgesagt und wohnt Gott weiß
wo!" Nun fing der Dicke, der Mr. Sam Brankwyn in höchsteigener Person
war, an zu erzählen, wie er Millionär geworden war und wie er dann
alles wieder verloren hatte. - "Mit dem 'Old Pluster' bin ich reich
geworden, und als die alte Karre anfing zu versagen, ging es auch mit
mir bergab. Aber ich behaupte: Es ist noch nicht aller Tage Abend! Zu
jedem kommt das Glück gelaufen - einmal, zweimal und öfters. Man muß
nur wach sein!" - "Wer war denn 'Old Pluster'?" wollte Frank neugierig
wissen. - "Old Pluster war mein Wagen, der die glücklichsten Tage mit
mir verlebte. Er war rot gestrichen, hatte einen Vierzylinder und sonst
noch alle sieben Rassen im Leib, die eine gute Karre haben muß. Drüben
auf dem Autofriedhof liegt er Ehre seinem Angedenken !" Der alte
Bettler wischte sich eine Träne aus demAuge
und zeigte schräg über die Straße hinweg auf einen Rummelplatz, auf dem
alle abgedankten Autos der Stadt Chicago zu Bergen aufgetürmt lagen,
was sich im Dämmerlicht des kommenden Abends gespenstisch ausnahm. Jede
einzelne dieser öden und verlassenen Karosserien barg also ein
Menschenschicksal. - "Geh rüber, schau dir die Karre an und grüße sie
von mir; sie liegt gleich rechts hinter dem Eingang!" Der Tramp schob
Frank förmlich über die Straße. - Beim Scheine des aufgehenden Mondes
hatte Frank den Wagen des Mr. Sam Brankwyn gleich gefunden. Es war ein
arg mitgenommener Kasten. Frank betrachtete ihn pietätvoll. Der rote
Anstrich aber gab dem Kuriosum etwas Lebenswarmes; es schien nicht tot
wie die anderen, die schwarz und entseelt dalagen. Frank sprang hinein,
und als er die Kupplung und Steuerung berührte, war es ihm, als zuckte
es in den Eingeweiden des alten Wagens. Jetzt untersuchte Frank das
Ding genauer. Das Chassis war einige Male geflickt; was machte das? Da
war der Gashebel, die Bremse, Ölmesser, Tachometer, Chronometer. Das
Obergestell war verbeult und verbogen, doch fehlte nichts. Nun
betrachtete Frank sich den Motor, die Seele des Ganzen. Hier war
allerhand verschmort und verprutzelt, doch... Plötzlich! -Frank erschrak. Hinten am Wagen stand Mr. Sam Brankwyn. Er
war schwarz
gekleidet mit blankem Zylinder und weiß strahlendem Frackhemd. Aus
einer
großen Kanne, die er in seinen gepflegten Händen hielt, goß er bläulich
irisierende Flüssigkeit in den Benzintank. Mit
freundlichem, doch etwas unwirklichem
Lächeln brachte er die Düse in
Ordnung und setzte den
Magnet ein. Durch ein stummes Zeichen machte er nun Frank begreiflich,
"anzukurbeln". Am
Ausp
Auspuffrohr gab es Geräusche - vorn knallten
gab
es Geräusche - vorn knallten einige
Fehlzündungen; dann lief der Motor. Es ratterte, sang und klang wie
eine famose Jazzmusik; die Posaune brummte melodisch, die Saxophone
schmetterten dazwischen; die Geigen, das Xylophon, das alles klang in
buntem Wirbel aus der Kühlerhaube heraus. -
Florian saß schon im Wagen;
jetzt sprang auch Frank hinein und pflanzte sich hinter das Steuerrad.
Förmlich und mit einer exakten Verbeugung reichte ihm nun der elegante
Mr. Sam Brankwyn seine Hand zum Abschiedsgruß und öffnete dabei seinen
Mund... Von irgendwoher drangen Worte in Franks Ohren: "Ich
- wünsche -
Erfolg!"
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