|
|
|
|
|
lifedays-seite
moment
in time
|
|
|
Märchen der
Völker
Stefan Mart
Das ist Erfolg!
_____________________________
Vierte
Seite - Nach Atlantic City
Modernes atlantisches Märchen
Auf
der Chaussee Chicago-Cleveland raste in unbegreiflicher Geschwindigkeit
ein alter klapperiger Wagen. Wie ein rotleuchtender Gummiball rollte er
zwischen Bäumen dahin. Ein Flugzeug hatte dieses sensationelle Fahrzeug
entdeckt und verfolgte es - es schien, als habe der Eindecker, der
dicht über den Baumkronen dahinglitt, einen Kinoaufnahmeapparat an
Bord. Der rote Wagen überholte jeden "Packard" oder "Rolls-Royce", der
vor ihm lag, raste mit einer gewaltigen Wucht gegen eine
Chausseedampfwalze, die in alle Winde
zerstob, und legte sich gleich
danach
neben den
brausenden Pennsylvania-Expreß, dem er mit 150 km Geschwindigkeit
standhielt. Von allen Stationen wurde der rote Wagen signalisiert, der
mit seiner unerhörten Geschwindigkeit Angst und Schrecken verbreitete.
Aber ein Anhalten war unmöglich - jede Barrière zersplitterte.Bei
Gott, Frank und Florian hatten es eilig; sie glaubten, irgendwo stände
ein gedeckter Tisch, und sie wollten zur Mahlzeit nicht zu spät kommen.
Immerhin strebten sie in Richtung "Heimat", wo es für beide sicher
genug zu essen gab - Cleveland war passiert. Franklin, Goshen,
Williamsport wurden in Staub gehüllt und zurückgelassen. Dann kam
Jersey. Als der Morgen dämmerte, - also acht Stunden nach dem Start von
Chicago - kamen die obersten Etagen der New Yorker Wolkenkratzer in
Sicht. Frank hielt Kurs auf Atlantic-City; er wollte die belebten
Straßen der Metropole vermeiden, die ihm nur hinderlich sein mußten.
Schon leuchtete die weite Strandpromenade Morrishows wie eine glatte
Schlange dem daherpolternden Wagen entgegen. Vor einem der gewaltigsten
Hotels, die am Meere lagen, zog Frank die Bremse, daß der Wagen vorn
kerzengrade hochging. Wohl
saß die Bremsachse fest; doch der Schwung war so heftig, daß der
aufrecht gebäumte Wagen auf den Hinterrädern noch fünfzig Meter über
das glatte Pflaster der breiten Promenade dahinrutschte, in immer noch
vertikaler Lage eine tiefe Steintreppe hinunterhopste und, unten
angekommen, zwischen bunten Strandschirmen einer Katze gleich, wie man
sagen könnte, auf allen Vieren in den weichen Sand fiel. Das war ein
noch nie gesehenes Husarenstückchen. Die hier in Luxus lebende Welt kam
aus ihrer blasierten Ruhe heraus. Frank und Florian waren noch etwas
weiter geschossen, aber nur, um schnell an die noch dampfenden Reste
eines eben verlassenen lukullischen Frühstücks zu gelangen, das auf
einer runden Japanlackplatte im Freien nach Picknickart serviert war.
Endlich hatten sie ihren gedeckten Tisch, um dessentwillen sie es so
eilig gehabt hatten.
|
lifedays-seite
- moment in time |
|
|
|
|
|
|
|